Zu Vorwürfen gegen Rammstein: Die Ärzte greifen mit Witzen über K.-o.-Tropfen daneben

Als die Berliner Band Die Ärzte vergangenes Jahr in Berlin auf dem Tempelhofer Feld spielte, gab es Rufe aus dem Publikum nach dem Song „Elke“. Dieser stammt von dem 1988 veröffentlichten Ärzte-Album „Das ist nicht die ganze Wahrheit“ und erzählt von einer Liebe zu einer nicht ganz schlanken Frau.

Sänger Farin Urlaub erklärte dann, warum die Band den Song schon lange nicht mehr spiele, der sei fatshaming und misogyn, „das ist letztes Jahrtausend“.

Es gibt also keinen Grund, an der Lauterkeit der Ärzte im neuen Jahrtausend zu zweifeln, man denke da beispielsweise an Songs wie „Liebe gegen rechts“ und „Woodburger“ (der wiederum doch wieder von einigen unbedingt missverstanden werden wollte) von ihrem 2020er-Album „Hell“.

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Jetzt aber hat es einige Aufregung um die Band vor allem in den sozialen Medien gegeben, nachdem sich die Ärzte bei einem Konzert in Luxemburg über Till Lindemann, den „Fall Rammstein“ („Spiegel“) und die Wirkung von K.-o.-Tropfen lustig gemacht hatten.

Ärzte-Witz: „Schlimmeres als blaue Flecken“

„Farin, ich will dich ficken, genau in diesem Backstage-Raum“, beginnt Gitarrist Bela B. in Lindemann-Duktus zu singen. „Willst du mich ficken, Farin, das wäre für mich ein Traum/ Wenn du Nein sagst, das ist keine Option, trink von diesem Glas.“

Dann fällt beiden kein Reim mehr ein, „war ein Traum“, und sie witzeln noch über das frühe Zubettgehen von Farin, dass dessen K.-o.-Tropfen homöpathisch seien und er morgens mit „Schlimmerem als blauen Flecken“ aufgewacht sei.

Natürlich haben die Ärzte auf diesem Konzert auch zum Ausdruck gebracht, wie befremdlich sie den Rammstein-Fall finden, und sich deutlich distanziert von den Gebaren, die Rammstein und vor allem Lindemann vorgeworfen werden. Trotzdem hätten sie sich die schlechten Witze besser schenken sollen.

Nicht nur, weil diese alles andere als sensibel sind gegenüber den jungen Frauen, die von den Vorkommnissen bei Rammstein-Konzerten berichtet haben.

Sondern auch, weil sie genau in das Milieu passen, das jetzt mit gutem Grund am Pranger steht: das des von alten und nicht ganz so alten weißen Männern dominierten Rock, ob nun Metal oder Punk, das des misogynen Rock-’n’-Roll-Lifestyles mit seinem ganzen überholten Sex- und Drogen-Quatsch.

Der Ärzte-Humor ist ein spezieller, oft guter, manchmal altersöder. Doch in diesem Fall hat die Band danebengegriffen.

Gerrit Bartels war 2008 das erste Mal auf einem Ärzte-Konzert, damals in der Berliner Wuhlheide.