Männer schützen Männer, die Frauen missbrauchen
Es ist eine Kampfansage mit Schmackes. „Brennt alles nieder. Lasst ihre Köpfe rollen“, forderte Fußball-Ikone Megan Rapinoe per Twitter. „Männer schützen Männer, die Frauen missbrauchen.“ Mit ihrem Post prangert die Nationalspielerin die patriarchale Kultur einer Liga an, die sich auf die Flagge schreibt, für die Frauen die beste Fußballiga der Welt zu sein, aber Missbrauchsvorwürfe unaufgeklärt lässt.
Aktueller Auslöser ist der Skandal um Paul Riley, der seit über zehn Jahren in der US–Liga trainiert hatte. Er soll Spielerinnen sexuell missbraucht haben. Die Liga hat ihren Spielbetrieb unterbrochen und sagte alle für das vergangene Wochenende angesetzten Spiele ab. Sein Klub North Carolina Courage entließ Riley und der US-Verband entzog ihm darüber hinaus die Lizenz.
Das Problem liegt allerdings sehr viel tiefer: Sinead Farrelly soll nämlich bereits vor Monaten eine Untersuchung gegen Riley gefordert haben – erfolglos. Nationalspielerin Alex Morgan etwa kritisierte auf Twitter: „Die Liga wurde über diese Anschuldigungen mehrfach informiert und weigerte sich mehrfach, diese Anschuldigungen zu untersuchen.“ Außerdem wurden in diesem Jahr bereits zwei weitere Trainer aufgrund ihres Fehlverhaltens entlassen.
Das zeigt: Das Grundproblem liegt in den Strukturen einer männerdominierten Sphäre, in der Frauen in Führungspositionen immer noch stark unterrepräsentiert sind und sich vor allem in den Vereinen in oftmals in prekären Arbeitsverhältnissen befinden. Wer auf Missstände aufmerksam macht, läuft Gefahr, seinen Job zu verlieren. Umso wichtiger ist es, dass Persönlichkeiten wie Rapinoe oder Morgan ihre Plattform nutzen, um darauf aufmerksam zu machen. Wünschenswert wäre, dass auch einige Fußballer das tun würden.
Zurecht prangert die Vereinigung der Spielerinnen (NWSLPA) einen „systemischen Missbrauch“ an. Denn es braucht ein Umfeld, in dem Spielerinnen sich sicher genug fühlen, Vorfälle wie diese zu schildern; ein Umfeld, wo körperliche und verbale Übergriffe ernst genommen werden und Konsequenzen haben. Da reicht es nicht, dass die Chefin der Profiliga Lisa Baird zurücktritt und die „volle Verantwortung“ übernimmt. Das kann nur der Anfang sein.