Flucht vor der Dopingkontrolle in Delhi: Muskelkrämpfe und Muffensausen

Wenn die Dopingkontrolleure einmal klingeln, dann sind sie fast schon alle weg, die Sportlerinnen und Sportler. Die meisten jedenfalls. Bei den „Delhi State Athletics Championship“ in Indiens Hauptstadt spielten sich nämlich nun abenteuerliche Szenen ab. Nachdem sich für den finalen Tag der Leichtathletik-Meisterschaften in Delhi die Dopingkontrolleure angekündigt hatten, berichtet „The Indian Express“, trat die Hälfte der Sportlerinnen und Sportler nicht mehr an.

Besonders unspannend wurde es so beim 100-Meter-Finale der Männer, da stand Lalit Kumar nämlich schon am Start als Sieger fest: Er ging allein auf die Bahn, die anderen Teilnehmer mussten aufgrund von urplötzlich auftretenden Muskelbeschwerden passen. Beim Hindernislauf der Juniorinnen wurde es ebenfalls sehr bunt, eine Starterin lief nach dem Überqueren der Ziellinie einfach weiter und wurde dann vom Dopingkontrolleur verfolgt.

Bei der Wada gab es da nämlich so einen Verdacht: Die Welt-Anti-Doping-Agentur war durch einen Videoclip auf die Veranstaltung aufmerksam geworden. In dem Filmchen waren in einem Toilettenraum des Stadions Stapel gebrauchter Spritzen zu sehen.  

Indien ist das zweitgrößte Land der Welt, aber in punkto Leichtathletik nicht der Nabel der Welt. Was sicher auch historisch bedingt ist, Cricket oder auch Feldhockey sind im Lande weitaus populärer als viele andere Sportarten. Im Medaillenspiegel bei den Sommerspielen von Tokio im Jahr 2021 belegte das indische Team Rang 48, mit gerade einmal sieben Medaillen. Gold gab es immerhin für Speerwerfer Neeraj Chopra, die anderen Medaillen gab es in Sportarten wie Golf, Ringen oder eben Hockey.  

Aber auch wenn die regionalen Leichtathletik-Wettkämpfe von Delhi nicht das ganz große Ding sind, die Nachrichten aus dem indischen Sport sind eher abenteuerlich als amüsant und keine guten Nachrichten. Weil sie eben belegen, dass der Umgang auf niedrigem Niveau mit Doping weltweit mitunter sehr lax zu sein scheint. Zumindest ist davon auszugehen, dass die flüchtigen Sportlerinnen und Sportler von Delhi nun auch eine Lektion bekommen haben. Wegzulaufen lohnt sich eben nicht immer.