Zum Comeback der Leipziger Buchmesse: Auf dem Weg zur alten Stärke

Als vergangenes Jahr die Leipziger Buchmesse nach dem Rückzug der großen Verlagshäuser abgesagt wurde, war viel von einem „schweren Schlag“ für die Buchbranche die Rede. Doch noch schwerer war der Schlag für die Messe selbst.

Nicht nur, dass wie die Frankfurter auch die Leipziger Buchmesse ökonomischen Notwendigkeiten gehorcht, sondern wie nach den Corona-Rumpfmessen der großen Schwester in Frankfurt stand im Gefolge der Leipziger Absage die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer Buchmesse im Raum.

Bookstagram und Booktok

Obwohl beide Messen eine Aufmerksamkeit generieren, die über die Buchbranche und den Literaturbetrieb hinausgeht, bis in die abendlichen Nachrichtensendungen hinein, wägen Publikumsverlage und auch die einschlägigen mittelständischen Verlage inzwischen sehr genau Kosten und Nutzen von Messeauftritten ab.

Buchgeschäfte werden sowieso das ganze Jahr gemacht und meistenteils digital abgewickelt, die Verlage veröffentlichen verstärkt im Sommer und Winter und nicht mehr wie früher bevorzugt um die Messezeiten herum, und auf einem analogen Event wie einer Messe lassen sich digitale Neuerungen und Weiterungen wie Bookstagram, Booktok etc nur schwer abbilden. Schon vor den sozialen Medien war das meistgesuchte und selten gefundene Buch in Leipzig und Frankfurt: das E-Book.

Die Pandemie hat das Erfolgsmodell der Leipziger Buchmesse, nämlich primär als Publikumsmesse zu fungieren, ins Wanken gebracht. Buchmessendirektor Oliver Zille ist denn auch vorsichtig mit Prognosen für die Comeback-Messe, er rechnet mit viel weniger Publikum als in den Jahren vor der Pandemie. Zumal die Verlegung in den späten April vielleicht nicht so ratsam war; von liebgewonnenen Gewohnheiten nimmt niemand gern Abschied.

Vorbereitungen in der Glashalle der Leipziger Messe.
Vorbereitungen in der Glashalle der Leipziger Messe.
© dpa/Jan Woitas

In Leipzig gilt es nun, die alten Stärken wieder ausspielen: Die Messe fungiert als Forum gerade für kleinere Verlage, die viel mehr unter den Corona-Absagen gelitten haben als die großen, sich im vergangenen Jahr mit der Pop-up-Messe aber gut zu helfen wussten.

Sie ist das Bindeglied zwischen Publikum und Literaturproduzenten. Und ihr Fokus muss nach wie vor gen Osten gerichtet sein, nach Südost- und Osteuropa – in Zeiten des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wichtiger denn je.

Gerrit Bartels ist Literaturredakteur und hat im Jahr 2001 erstmals die Leipziger Buchmesse besucht.