Volleyballerinnen scheiden bei der EM aus: „Das deutsche Team hatte einen großen Pechmoment“
Es war ein Schockmoment: Als Anne Hölzig sich am Sonntagabend im EM-Achtelfinale gegen Polen verletzte, war schnell klar, dass die Situation ernst war. Die Außenangreiferin musste mit einer Trage aus der Halle gebracht werden und einige Spielerinnen kämpften mit den Tränen. Zu diesem Zeitpunkt lagen die deutschen Volleyballerinnen mit zwei Satzverlusten hinten, hatten sich aber im dritten Satz noch einmal herangekämpft.
Bundestrainer Vital Heynen versuchte dem Team Mut zu machen. „Egal was passiert, unabhängig von den Punkten, versucht als Team zusammenzuhalten“, sagte er, nachdem Hölzig aus der Halle gebracht worden war.
Doch dem Team gelang es nicht, den Schockmoment abzuschütteln, sodass es auch den dritten Satz verlor und aus der EM ausschied. Das gesamte Team hatte danach Probleme, die richtigen Worte zu finden. „Unser Team ist geschockt, weil wir wieder eine Spielerin verloren haben. Das ist so schwer zu glauben – zwei Spielerinnen in einer Woche“, sagte Heynen. Bereits in der Gruppenphase hatte sich Leistungsträgerin Hanna Orthmann am Knie verletzt, sodass Hölzig für sie eingesprungen war. Wie schwer Hölzigs Verletzung ist, lässt sich erst nach den Untersuchungen sagen, die nach der Rückreise des Teams am Dienstag geplant waren.
Dabei war das Team stark in die EM gestartet und konnte sich zu Beginn des Turniers gegen Griechenland und Aserbaidschan souverän durchsetzen. „Das deutsche Team hatte einen großen Pechmoment, als es Orthmann verloren hat“, sagte auch Tschechiens Trainer Giannis Athanasopoulos. „Insgesamt spielen sie aber sehr schnellen und attraktiven Volleyball.“
Deutschland kann keine Punkte für die Weltrangliste holen
Doch nach dem Ausscheiden von Orthmann hatte das Team sichtlich Schwierigkeiten, in das Spiel zu finden und kassierte eine Niederlage nach der anderen. Zunehmend wirkten die Spielerinnen verunsichert und machten zu viele Eigenfehler. Die Volleyballerinnen müssen damit nicht nur ihre Hoffnungen von einer langen EM-Reise begraben. Überdies wackelt der Traum von den Olympischen Spielen in Paris.
Über die Qualifikation entschiedet nämlich auch die Weltrangliste. Dort hat Deutschland nun keine Chance, mithilfe von EM-Siegen wichtige Punkte zu holen, ganz im Gegensatz zu Teams wie Frankreich oder Bulgarien, die in der EM noch vertreten sind und Deutschland in der Weltrangliste nun überholen könnten.
„Wir haben eine Riesenchance liegen lassen“, sagte Kapitänin Lena Stigrot nach der Niederlage gegen Polen. „Wir müssen jetzt versuchen, die beiden Verletzungen zu verarbeiten. Der Sommer ist noch lange nicht vorbei.“ Die Belastung der Spielerinnen ist in diesem Jahr ganz besonders hoch. Bereits in zwei Wochen starten die Qualifikationsspiele für Olympia, danach startet die Saison mit den Vereinen. Bundestrainer Heynen hatte angesichts dieses Zeitplans bereits vor dem Sommer die Sorge geäußert, die Spielerinnen könnten sich verletzen.