Unter Uwe Krupp sind die Kölner Haie stark gestartet

Es ist ein paar Jahre her. Die damals jungen Verteidiger Jonas Müller und Kai Wissmann waren in einem Fördercamp der Los Angeles Kings eingeladen, beim großen Bruder der Eisbären Berlin aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Ihr Klubtrainer war mit vor Ort und stand mit den jungen Spielern und einigen erfahrenen anderen Coaches auf dem Eis, deren Qualität der damalige Berliner Sportdirektor Stefan Ustorf über alle Gebühr hervorhob. „Man muss sich das vorstellen“, sagte Ustorf. „Der Uwe Krupp ist Stanley-Cup-Sieger und ehemaliger Bundestrainer und der schnuppert hier rein.“

Als Krupp wenig später auf die Aussage von Ustorf angesprochen wurde, von wegen reinschnuppern und so, fand er das weniger lustig und fragte etwas aggressiv: „Wer hat das gesagt?“ Na, der Sportdirektor – war die Antwort. Krupp lächelte und sagte: „Ach so, na dann wird das schon stimmen, wenn der Sportdirektor das sagt.“ Uwe Krupp ist einer, der sich über die eigene Größe in der Eishockeybranche bewusst ist. Schließlich war er als Spieler einst keine kleine Nummer, war der erste sehr erfolgreiche deutsche Verteidiger überhaupt in der National Hockey-League und das wirkt nach. So sagte Franz Reindl, heute Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, einst über den Bundestrainer Uwe Krupp: „Wenn der die Kabine betritt, dann bebt der Boden.“

Nun bebte es beim Klubtrainer Krupp zuletzt weniger, nach seiner relativ erfolgreichen Zeit als Bundestrainer hat er seit 2011 schon einige Jahre in der DEL und auch im Ausland hinter sich. Doch ob nun bei den Kölner Haien, bei den Eisbären Berlin, bei Sparta Prag und jetzt wieder in Köln: Das ganz große Ding, der große Wurf, ist Krupp als Trainer noch nicht gelungen. Auch wenn das seinem Habitus nicht so viel anzuhaben scheint, dass er mit 56 Jahren noch keinen Titel als Trainer gewonnen hat, sondern nur einmal nah dran war: Mit den Eisbären scheiterte er vor seinem Abgang aus Berlin im Jahr 2018 in der DEL-Finalserie an München.

Die Haie treten als Fünfter beim Vierten Berlin an

Sein Kapitän Moritz Müller äußert sich ähnlich positiv wie einst Reindl über Krupp und dessen Wirkung in der Kabine. Von wegen Respekt der Spieler und so. Krupp verteilt indes auch artig Komplimente an seinen Kapitän, der nun in der schwierigen Phase „viel Verantwortung“ übernommen habe. Die Haie hatten sich mit Engagement und einer großen Spendenaktion durch die Krise gerettet. Auf Rosen gebettet ist der Klub immer noch nicht, auch wenn er aufgrund der größten Halle im Lande nun wider vor rund 10.000 Fans spielen darf und die zuletzt, wie am Freitag beim 5:1 gegen Schwenningen, auch oft begeistern konnte.

Immerhin treten die Haie am Sonntag (14 Uhr, Mercedes-Benz-Arena) als Fünfter beim Vierten Berlin an. Es ist nicht das Spitzenspiel der DEL, aber das Spiel hinter den Spitzen.

Uwe Krupp ist einer, der sich über die eigene Größe in der Eishockeybranche bewusst ist.Foto: imago images/Fotostand

Natürlich ist das mit den Eisbären immer etwas Besonderes für Krupp. Eine Herzensangelegenheit wie die Haie, sein Heimatklub, sind sie aber sicher nicht. Zu denen hat er nach zwei Jahrzehnten Nordamerika und einem unfreundlichen Abschied nach der ersten Tätigkeit als Trainer seine Liebe längst wieder entdeckt. Köln und Krupp, das gehört zusammen. Auch wenn er dem Tagesspiegel über sein Engagement in Berlin sagte: „Es war schon eine gute Zeit.“

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Da denken wohl der Kölner Torhüter Justin Pogge, oder die Haie-Angreifer Marcel Müller, sogar in Berlin geboren und Landon Ferraro – an ihre weniger glückliche Zeiten bei den Eisbären womöglich weniger erfreut zurück. Bei Ersatztorwart Tomas Pöpperle ist es schon zu lange her, aber der wurde immerhin Meister in Berlin im Jahr 2006 (wie Müller auch).

Und auch wenn die Haie in dieser Saison unter Krupp aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten weit über allen Erwartungen spielen, so sind sie doch eher auf Schnupperkurs in Berlin: Die Eisbären sollten nach sechs Auswärtssiegen zum Saisonstart nun auch daheim den Schalter umlegen können, auch wenn der Gegner die Berliner gut kennt: Clément Jodoin ist Krupps Co-Trainer in Köln, bei den Eisbären war er das auch schon und sogar – glückloser Nachfolger von Krupp.