„Tot oder schwer verletzt aus Produktionshallen getragen“: Rakete trifft Druckerei von deutschem Katapult-Magazin in Charkiw

Bei einem russischen Raketenangriff auf die ostukrainische Stadt Charkiw wurde am Donnerstag die Druckerei „Faktor Druk“ getroffen, in dem das Geopo­litik-Magazin „KatapultU“ gedruckt wird. Das berichtete der „Katapult“-Herausgeber Benjamin Fredrich in einem Statement, das am Donnerstag auf der Webseite des Unternehmens veröffentlicht wurde.

„Leute, die unser Geopolitkmagazin KatapultU gedruckt haben, wurden heute tot oder schwer verletzt aus ihren Produktionshallen getragen“, berichtet Fredrich weiter. Mehr Details zu dem Vorfall wolle man „in den kommenden Tagen“ bekannt geben.

Videos aus der brennenden Halle zeigen Löscharbeiten

In dem Statement auf der Katapult-Webseite wurden Youtube-Videos und Bilder verlinkt, die der Herausgeber nach eigenen Angaben „mit großer Triggerwarnung“ zur Verfügung stellt. Sie sollen „kurz nach dem Angriff vor Ort entstanden“ sein.

Auf den Aufnahmen, die sensible Inhalte enthalten, sind ukrainische Rettungskräfte zu sehen, die leblose Menschen aus einer brennenden Halle tragen. Während vor dem Gebäude im Freien verletzte Menschen versorgt werden, löschen Feuerwehrleute im Inneren des Gebäudes bei starker Rauchentwicklung schwelende Papier- und Magazinstapel.

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In einem weiteren verlinkten Video, das am Donnerstag via Telegram von dem User „Libkos Stories“ veröffentlicht wurde und den Quellenverweis „Kirill Amursky“ trägt, ist ein schwarzer Leichensack zu sehen, aus dem offenbar Geräusche eines klingelnden Handys ertönen. In dem Beschreibungstext unter dem Video heißt es: „Heute ein weiterer schrecklicher Angriff auf die Verkehrsinfrastruktur und eine Druckerei. Es gibt Verletzte und Tote. Das Video zeigt ein klingelndes Telefon, das nie abgenommen wird.“

Offenbar fünf Frauen unter den Opfern

Am Donnerstag veröffentlichte das „Katapult“-Magazin auf Instagram einen Beitrag, in dem von sieben Toten berichtet wird: „Die sieben Toten, die in den Medien vermeldet werden, haben anscheinend alle in der Druckerei gearbeitet, wie wir gerade erfahren haben“, heißt es in dem Statement.

Einem auf der „Katapult“-Webseite verlinkten Telegram-Beitrag des Users „Libkos Stories“ zufolge sollen sich unter den Opfern fünf Frauen, ein Mann und eine noch nicht identifizierte Person befinden.

Den Angaben eines weiteren verlinkten Telegram-Beitrags zufolge versuche man aktuell drei der getöteten Menschen anhand einer DNA-Untersuchung zu identifizieren. Zwei weitere Personen seien bereits anhand ihrer Kleidung identifiziert worden, heißt es weiter.

Um 11 Uhr vormittags schlugen zwei russische S300-Flugabwehrraketen auf dem Gelände der Druckerei in Charkiw ein. Rettungskräfte suchten in der Halle nach Überlebenden.

© dpa/Nicolas Cleuet

Selenskyj verurteilt „extrem brutale Attacke“

Bei den russischen Luftangriffen auf Charkiw seien mehr als ein Dutzend Geschosse abgefeuert worden, erklärte unterdessen der Gouverneur Oleh Synegubow. „Die russische Armee hat mindestens 15 Schläge geführt“, teilte er mit. Der regionale Militärverwalter bestätigte ebenfalls mindestens sieben Todesopfer, 16 Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden.

Die russischen Terroristen wollen alle Aspekte des Lebens verbrennen und zerstören.

Wolodymyr Selenskyj

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich zwischenzeitlich zu den Raketenangriffen auf Charkiw. Im Online-Portal X verurteilte er am Donnerstag die „extrem brutale Attacke“.

„Der gestrige Angriff Russlands auf die Region Charkiw, bei dem Menschen getötet und verletzt, eine Verlagseinrichtung zerstört und 50.000 Druckerzeugnisse verbrannten, zeigt einmal mehr, dass sich Russland im Krieg mit der Menschheit und allen Aspekten des normalen Lebens befindet“, schrieb Selenskyj am Freitag in einem weiteren X-Beitrag.

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Die russischen Terroristen nutzten den Mangel an ausreichender Flugabwehr der Ukraine aus, so der ukrainische Präsident. Zudem brauche es verlässliche Waffen, um die Stellungen auf russischem Gebiet nahe der ukrainischen Grenze zu treffen.

„Katapult“-Herausgeber kündigt Spenden für Druckerei an

Weil die jüngsten Ereignisse rund um den Raketenangriff auf die Druckerei in Charkiw für den „Katapult“-Herausgeber nach eigenen Angaben nur „schwer zu ertragen“ seien, kündigte Fredrich in seinem Statement weitere Hilfen an.

Künftig wolle sich der Unternehmer mehr dafür einsetzen, dass die Über­lebenden „weiter­machen“ können. „Nicht um unser Magazin zu drucken, sondern um nicht aufgeben zu müssen und eine Perspektive zu haben“, schreibt Fredrich weiter.

Er selbst wolle „1.000 Euro für die Druckerei“ spenden. Des Weiteren wolle er „für den Druck unserer zwei kommenden KatapultU-Ausgaben freiwillig 50 Prozent mehr“ zahlen. Fredrich rief in dem Statement auch die Leserschaft seines Magazins zum Spenden auf. „Die Druckerei-Leute sollen das Geld so einsetzen, wie sie es für richtig halten – für den Wiederaufbau oder für die Verletzten und Hinterbliebenen“, so der „Katapult“-Herausgeber.