Trainieren und Testen: Der 1. FC Union
Der 1. FC Union at sich eine Therapie verschrieben und die heißt: siegen zu lernen. Nach zuletzt einem Punkt aus drei Spielen am Ende des sechswöchigen Marathons englischer Wochen haben sich die Berliner „machbare“ Testspiel-Gegner eingeladen und beide Spiele gewonnen. Mitte der Woche 2:0 gegen Hansa Rostock, am Sonnabend gab es ein 4:1 gegen den derzeitigen Tabellendritten der Schweizer Liga, den FC St. Gallen.
Die Schweizer, bei denen Union-Trainer Urs Fischer einst als Spieler aktiv war, kamen schon zwei Mal in die alte Försterei – und gewannen jeweils. Es mag bezeichnend sein für die Entwicklung bei Union, dass es diesmal mit 4:1 einen klaren und verdienten Sieg gab. Die Mannschaft ist reifer geworden, lernt schnell und hat inzwischen ja auch etwas internationale Erfahrung gesammelt.
Für Union ist die eben zu Ende gegangene Weltmeisterschaft und die damit verbundene lange Winterpause ein echter Glücksfall – dürfte doch die magere Ausbeute aus den letzten Ligaspielen zu großen Teilen mit der Erschöpfung als Folge der Dreifach-Belastung zu erklären sein.
Es folgt nun eine lange Rückrunde, inklusive Pokal und Europaliga. Am Sonnabend hatte Urs Fischer bei seinen Spielern „schwere Beine“ festgestellt und räumte ein, normal trainiert und auf die Testspiele „keine Rücksicht“ genommen zu haben. Man kann das durchaus als Vorbereitung auf weitere harte Wochen und Monate verstehen.
Er habe gute Phasen gesehen und Phasen, in denen es nicht so gut war, kommentierte Fischer nach dem Spiel gegen St. Gallen. Insbesondere die erste Viertelstunde nach der Pause war „überhaupt nicht gut“. Tatsächlich war in dieser Phase der Spielfluss unterbrochen, was auch mit dem kompletten Austausch des Personals des Schweizer Gegners zur Halbzeit zu tun gehabt haben dürfte.
In der ersten Hälfte hatte sich Union schnell aus dem anfänglich starken Pressing der St. Gallener befreien können, kreierte mehr und bessere Torchancen und ging folgerichtig nach zwei starken Kombinationen auf dem linken Flügel durch Tore von Seguin und Trimmel in Führung, gut vorbereitet vom sehr agilen und umsichtigen Haraguchi sowie vom starken Puchacz. Ein Fehlpass im Spielaufbau Unions führte kurz vor dem Pausenpfiff zu einem Eigentor, als Knoche vom St. Gallener Lath am Kopf getroffen wurde und der Ball im Union-Tor landete, was Fischer später zu dem Bonmot reizte, dass man alle Tore habe selber schießen müssen. Endlich gegen seinen alten Verein gewonnen zu haben, erfreute Fischer offensichtlich.
Nachdem Union in der 60. Minute ebenfalls fast komplett durchgewechselt hatte, verschoben sich die Gewichte wieder deutlich zu Gunsten Unions, was die Tatsache, dass Union vor allem ein starkes Kollektiv ist, in dem jeder seine Aufgabe kennt und in dem jeder ersetzbar zu sein scheint, unterstrich. Zwar waren die Schweizer, die, wie Union, lieber konterten als das Spiel zu machen, in der zweiten Hälfte ebenbürtiger; Zählbares sprang dabei aber nicht heraus. Unions Torwart Lennart Grill hatte einige dankbare Bälle zu halten und ungefährliche Flanken abzufangen.
Union empfängt am Mittwoch den FC St. Pauli in der Alten Försterei (13 Uhr) zu einem weiteren Testspiel, dann ist Weihnachtspause – nach bereits mehr als zwei Wochen Training, das zuletzt von ungewöhnlich kalten Temperaturen beeinträchtigt war.
Der Platz war weiß, die Rasenheizung kam gegen die Kälte nicht an
Union empfängt am Mittwoch St. Pauli in der Alten Försterei (13 Uhr) zu einem weiteren Testspiel, dann ist Weihnachtspause – nach bereits mehr als zwei Wochen Training, das zuletzt von ungewöhnlich kalten Temperaturen beeinträchtigt war.
Der Platz war weiß, die Rasenheizung kam gegen die Kälte nicht an, berichtete Fischer. Immerhin konnte man aber trainieren, was in den sechs englischen Wochen vor der WM-Pause kaum noch möglich war. Nach derzeitigem Stand geht der große Kader komplett am 2. Januar ins Trainingslager in Spanien. Aber es wird, wie so oft bei Union, Trennungen geben.
Tim Skarke, der gegen die Schweizer stark aufspielte, wird mit Schalke in Verbindung gebracht, Kevin Behrens, dessen akrobatischer Fallrückzieher Mitte der ersten Halbzeit gerade noch auf der Linie abgewehrt werden konnte, mit dem 1. FC Köln, Tymoteusz Puchacz, am Sonnabend ebenfalls positiv aufgefallen, mit südeuropäischen Vereinen. Vor allem bei Skarke und Puchacz ist von Frustration über zu wenig Einsatzzeiten die Rede.
Union-Trainer Urs Fischer rotiert gern, aber nicht um der Rotation willen. Bekannt ist der Satz von den elf Freunden, die eine gute Mannschaft bilden. Am Sonnabend standen 21 Spieler auf dem Platz; elf waren aus verschiedenen Gründen nicht aufgeboten. Bei rund 30 Spielern im Kader kann es mit der Freundschaft schnell ein Problem werden.
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