Triumphaler Pomp und stille Momente: Die Berliner Singakademie im Konzerthaus

Ein Panorama aus höfischer Pracht und kirchlichem Glanz entfaltet die Berliner Singakademie am Sonntag im Großen Saal des Konzerthauses. Begleitet vom Ensemble Wunderkammer, erklingen unter der Leitung ihres langjährigen Dirigenten Achim Zimmermann Werke von Georg Friedrich Händel aus dessen Früh- und Reifephase.

Mit dem „Dixit Dominus“ für fünfstimmigen Chor, Soli und Orchester beginnt der Abend. Kaum 22 Jahre alt war der in Italien liebevoll „caro sassone“, „teurer Sachse“, genannte Händel, als er das Werk 1707 auf Vermittlung eines römischen Kardinals schrieb. Deutlich sind hier noch Einflüsse Scarlattis und Corellis zu spüren.

Die Singakademie beweist, dass sie zu den bedeutendsten Laienchören Berlins gehört. In den mächtigen Ecksätzen der halbstündigen Psalmvertonung musizieren die Sänger:innen engagiert und mit sichtbarer Freude. Lediglich die Diktion des Lateinischen könnte hin und wieder etwas prägnanter sein.  

Einen musikalischen Höhepunkt bildet das herrliche Duett „De torrente in via bibet“

Eine durchweg solide Leistung erbringen die fünf Solist:innen, die allesamt über eher kleine Stimmen verfügen. Trotz angenehm schlanker Stimmführung verliert ihr Klang gerade in den Mittellagen oft an Fülle und geht manchmal unter. In der Alt-Arie „Virgam virtutis“ gelingen Henriette Gödde dennoch Momente von grosser Innigkeit. Die 18 Musiker:innen des Ensembles Wunderkammer begleiten mit grosser Sensibilität und Präzision, haben in ihrer kleinen Besetzung den opulenten Chören allerdings klanglich wenig entgegenzusetzen.

Einen musikalischen Höhepunkt bildet das herrliche Duett „De torrente in via bibet“ für zwei Soprane. Die Stimmen von Marie Luise Werneburg und Susanne Langner mischen sich vorzüglich, was nicht oft in Konzerten zu hören ist. Die fast mönchischen pianissimo-Einwürfe des Männerchores sorgen für einen Zustand kurzzeitiger Entrückung.

Mit triumphalem Pomp wartet das 1743 anlässlich des englischen Sieges bei Dettingen entstandene „Dettinger Te Deum“ auf, das nach der Pause zu hören ist.  Hier gewinnt die Diktion des Chores, trotz englischer Aussprachefehler, an Plastizität. Auch das Ensemble Wunderkammer, erweitert um Trompeten, Pauken und Holzbläser, trumpft kraftvoll auf.

Bei allem Prunk sind es jedoch die stillen Momente der Aufführung, die im Gedächtnis bleiben. Zum Beispiel der kurze Einwurf der Solist:innen „We believe that thou shalt come to be our judge“, in der sich die Frage nach der Gerechtigkeit des errungenen Sieges zu stellen scheint. In der Arie „Vouchsafe, o Lord“ sorgt der Bariton Henryk Böhm für einen Moment der Einkehr inmitten des Jubels. Es sind diese Augenblicke des Innehaltens, die Händels Musik über ihren ursprünglichen Zweck hinausheben.