Pearl Jam sind das Vizekusen des Grunge

Mookie Blaylock hatte eine respektable NBA-Karriere, ohne jedoch zu den ganz großen Stars der weltbesten Basketball-Liga zu zählen. Besonders bekannt war der in Texas geborene Aufbauspieler für seine Abwehrarbeit.

In seiner erfolgreichsten Zeit, die er in den neunziger Jahren bei den Atlanta Hawks verbrachte, gelangen ihm zwei Mal hintereinander die meisten Steals, also Ballgewinne, in einer Spielzeit.

Zu den Fans dieses lediglich 1,83 Meter großen Bällediebs gehört der Bassist Jeff Ament, der 1990 in Seattle zusammen mit dem Gitarristen Stone Gossard eine neue Rockband gründete. Die beiden hatten zuvor zusammen bei Mother Love Bone gespielt, deren Sänger allerdings kurz nach Veröffentlichung des Debütalbums an einer Heroinüberdosis gestorben war.

Für den Neustart wählten sie den Namen Mookie Blaylock, was nicht ernsthaft als Dauerlösung gedacht war, wie Ament einmal in einem Interview erzählt hat. Als die Gruppe Anfang 1991 ein Tourangebot von Alice In Chains bekommen hatte, musste ein Namen her, und dieser klang schön ungewöhnlich. Auch auf Anraten der Plattenfirma Epic, die die Band kurz darauf unter Vertrag nahm, kam es schließlich zur Umbenennung in Pearl Jam.

Als kleine Reminiszenz an die Anfänge gaben sie ihrem Debütalbum den Titel „Ten“ – nach der Rückennummer des damals bei den New Jersey Nets spielenden Mookie Blaylock. Zudem erinnert das Covermotiv, auf dem die fünf Musiker im Kreis stehen und gemeinsam die Arme nach oben strecken, an die Einschwörungspose von Basketballteams vor dem Spiel.

Ein zusammengewürfeltes Team

Bei Pearl Jam handelte es sich anfangs um ein ziemlich zusammengewürfeltes Team, das allerdings schnell eine immense Chemie entwickelte. Der entscheidende Funke sprang über, als Ament und Gossard mit Mike McCready an der Leadgitarre und Soundgarden-Drummer Matt Cameron ein Demotape aufnahmen, mit dem die Band sich auf die Suche nach einem Sänger und Drummer machte.

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Das Tape erreichte den in San Diego lebenden Sänger und Surfer Eddie Vedder, der sich beim Wellenreiten Texte zu den größtenteils instrumentalen Stücken ausdachte. Er sang sie ein, schickte das Tape zurück, wurde nach Seattle eingeflogen – und blieb. Dave Krusen wurde als Schlagzeuger engagiert und im März begannen die Aufnahmen der elf Stücke des Albums, das am 27. August 1991 erschien und erstmal kaum Beachtung fand.

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Doch ab dem kommenden Jahr ging es langsam aufwärts, bis auf Platz zwei der US-Billboardchats. Die eins hat „Ten“ nie erreicht – im Gegensatz zu „Nevermind“ von Nirvana, das ein paar Wochen später erschienen war. Was wiederum symptomatisch ist für das Rennen der beiden Bands aus Seattle: Pearl Jam müssen sich stets – auch in dieser Serie – mit dem zweiten Platz begnügen.

Sie sind das Vizekusen des Grunge. Dafür gibt es sie immer noch. „Alive“ hieß vielleicht nicht umsonst ihr erster großer Hit. In seinem Melancholie-kippt-in-Wut-Mix bündelt er alle Stärken der Gruppe: Knaller-Lick, hochemotionaler Gesang, irres Gitarren-Solo. Rockmusik in Perfektion.

Allerdings mit einem ungewöhnlichen Text. Denn Vedder singt aus der Perspektive einer Mutter, die ihrem Sohn erklärt, dass dessen Vater nicht sein biologischer Vater ist und letzterer nicht mehr lebt. Auch sonst wird „Ten“ dominiert von finsteren Themen wie Selbstmord und Einsamkeit. Für Pearl Jam brachten sie Ruhm und Erfolg.

Jeff Ament hat Mookie Blaylock übrigens auch einmal persönlich getroffen, sie warfen ein paar Körbe und der Basketballer beschied dem überglücklichen Bassisten Talent. Ob Blaylock auch die Musik von Pearl Jam gefällt, ist nicht überliefert.