Zum Haareraufen, wenn da noch Haare wären
Die größten Katastrophen finden auf dem Kopf statt. So wie bei diesem Vater, der eben noch mit optimistisch hochgebürsteter Tolle in den Badezimmerspiegel lächelte und dann feststellen muss, dass seine Haare keine Lust mehr darauf haben, bei ihm zu bleiben. Ein Sprung, und sie sind weg. Schock!
An seinen Haaren hing der Mann sehr. „Oder besser gesagt: Er hatte sehr an ihnen gehangen“, schreibt Jörg Mühle. Sie hatten immer alles zusammen gemacht, seit er er ein kleines Baby war. Sie waren mit ihm im Kindergarten gewesen und hatten mit ihm in der Schule lesen, schreiben, rechnen gelernt. Es ist zum Haareraufen. Wenn da noch Haare wären.
Rebellion als Slapstickact
Mühles Bilderbuch „Als Papas Haare Ferien machten“, gedacht für Leseanfänger, aber höchst vergnüglich auch für Erwachsene, macht aus der Rebellion eine Slapstickjagd. „Hiergeblieben!“, schreit der Papa und stürzt mit Schmackes in die Badewanne. Die Haare entkommen in den Flur und durch ein Fenster in die Freiheit.
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Papa setzt ihnen mit einem Kescher nach, durch Berg und Tal in die Stadt. Im Kaufhaus hätte er sie beinahe mit dem Staubsauger erwischt. Doch das Kabel ist zu kurz.
[Jörg Mühle: Als Papas Haare Ferien machten. Moritz Verlag, Frankfurt/M. 2022. 72 Seiten, 9,95 €. Ab fünf Jahre]
Die Haare, wuselige kleine Striche, haben Fernweh und landen in Übersee. Von dort schicken sie höhnische Postkarten und Selfies aus „Haargentinien“, „Nordhaarmerika“ und „Singhaarpur“.
Der Frankfurter Illustrator veröffentlich seit einigen Jahren auch eigene Geschichten, bekannt geworden ist Mühle mit Büchern über Hasenkinder, Pinguine und Bären. Sein Haardrama ist eine göttliche Groteske.