The Arcs und ihr Album „Electrophonic Chronic“: Der Himmel ist ein schöner Ort

Auf dem Cover wölbt sich ein Sternenhimmel über eine Wüstenlandschaft mit Pyramide. Im Vordergrund erhebt sich ein Feuerzeug, auf dem „Swift“ steht. Von ihm fällt ein Schatten, der wie ein Sensenmann aussieht.

„Electrophonic Chronic“, das gerade erschienen zweite Studioalbum der amerikanischen Soulband The Arcs, ist die fröhlichste Trauerplatte, die man sich denken kann. Das Feuerzeug auf dem düsterbunten Cover erinnert an Richard Swift, der 2018 mit 41 Jahren an den Folgen seiner Alkoholsucht gestorben war. Er markierte seine Feuerzeuge mit seinem Namen, damit sie nicht gestohlen wurden.

Die Arcs sind eine Art Neosoul-Supergroup, gegründet von Dan Auerbach, der mit den Black Keys den Aufstieg von der Garagen- zur Stadionband schaffte. Für die Arcs, die 2015 ihr Debütalbulbum „Yours, Dreamily“ veröffentlichten, tat er sich mit dem Organisten Leon Michels, dem Bassisten Nick Movshon sowie dem Drummer Homer Steinweiss vom New Yorker Label Daptone Records zusammen, das Soulsängerinnen und -sängern wie Sharon Jones oder Charles Bradley zum späten Durchbruch verholfen hatte.

Und natürlich mit Richard Swift, der als Produzent und Musiker seit den Nullerjahren omnipräsent war. Neben seiner Arbeit für Bands wie The Shins oder Foxygen und Musikern und Musikerinnen wie Damien Jurado oder Lætitia Sadier hatte er acht Soloalben mit erlesenem Songwriterppop herausgebracht. Die Aufnahmen zu „Electrophonic Chronic“ fanden noch mit Swift statt. Rund hundert Songs soll die Band nach Auskunft von Auerbach eingespielt haben, immer dann, wenn die Musiker Zeit hatten, sich in einem Studio zu treffen. Eine beinahe manisch anmutende Produktivität.

Zwölf Stücke aus den Sessions schafften es schließlich auf „Electrophonic Chronic“. „Alles ist aus der Swift-Ära“, hat Auerbach in einem Interview versichert. „Ich habe die Songs nur ein bisschen bearbeitet, hauptsächlich hier und da ein paar kleine Overdubs hinzugefügt. Das Album war fertig. Jedes Mal, wenn wir zusammenkamen, haben wir Musik aufgenommen, und das nonstop.“.

Das Album beginnt mit einer ultratrockenen Bassline, einer tutenden Farfisaorgel und spitzen Bläsersätzen, zu denen Auerbach mit schwelgerischer Stimme fordert: „Keep on dreaming now!“. Wie schon bei „Yours, Dreamily“ ist der psychedelische Soul der späten Sixties die wichtigste Referenzgröße.

Doch die Arcs sind keine plumpen Adepten, sie huldigen dem Genre und ironisieren es gleichzeitig. „Eyez“ kreuzt Fahrstuhlmusik und Calypsorhytmen mit „Do-do-do-n-doo“-Backgroundchören. „River“ zitiert den zuckrigen Streicherpomp des Philly-Sounds und den fiebrigen Voodoo-Rock von Dr. John.

Der schönste Song des Albums ist die Liebesballade „Heaven Is A Place“, in der Auerbach im Falsett die Schönheit des Himmels preist. Der Himmel, heißt es darin, ist der Ort, an dem Liebende sich wiedersehen. Unmöglich, dabei nicht an Richard Swift zu denken.

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