Caren Miosgas Halbzeitbilanz : „Debatten wichtiger als Quoten“

Beim Publikum kommt die im Januar gestartete Sonntags-Talkshow „Caren Miosga“ gut an. Im Zuschauerranking liegt die Moderatorin sogar auf dem ersten Platz. 70 Prozent der Deutschen gaben ihr die Note „sehr gut“ oder „gut“. Die Quoten sind nicht immer so erfreulich wie zum Start mit dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz.

Als die Zuschauerzahlen in der Ausgabe mit FDP-Chef Christian Lindner Anfang April unter die Drei-Millionen-Marke rutschten, fielen in der Presse Wertungen wie „Absturz“, „Desaster“ und „Heftige Klatsche“.

Im Gespräch mit Turi2-Chefredakteur Markus Trantow hat die Polittakerin nun eine Halbzeitbilanz gezogen. Sie verteidigt die Sendung in dem unter anderem gegen eine im Tagesspiegel geäußerte Kritik, wonach die Sendung in ihrer weniger konfrontativen Form besser in einem Programm wie Phoenix aufgehoben sein könnte.

„Das hieße ja, dass unsere Sendung nichts für ein breites Publikum ist. Unsere Sendung hatte aber im ersten halben Jahr im Schnitt 3,2 Millionen Zuschauer, damit sind wir sehr zufrieden“, entgegnete die 55-Jährige.

Man habe viele Rückmeldungen bekommen, dass die Menschen gerade die andere Gesprächsatmosphäre unserer Sendung ohne dauerhafte Erregung wirklich schätzen. „Natürlich brechen wir dabei mit Sehgewohnheiten, aber das war uns bewusst. Wir wollten bewusst diesen Weg ausprobieren und wollen ihn auch weiterhin verfolgen.“

Sie habe von Anfang an gesagt, dass sie keine Wettkampfarena oder eine neue Auflage des „Heißen Stuhls“ moderieren wolle. „Mir geht es darum, dem immer aggressiver und gehetzter auftretenden Diskurs eine Tonalität entgegenzusetzen, die Zwischentöne zulässt. Das reine Duell zwischen Schwarz und Weiß lässt zu wenig differenzierte Gedanken zu“, sagte Miosga.

Quoten seien schon wichtig, wichtiger sei ihr jedoch, „dass wir gesellschaftliche Debatten nicht nur aufnehmen, sondern sie immer wieder auch anstoßen“, sagte sie im Turi2-Interview. So habe sich AfD-Chef Tino Chrupalla in ihrer Sendung „zum ersten Mal maximal von seinen Europa-Kandidaten Maximilian Krah und Peter Bystron distanziert.“

Nach der Sendung mit Chrupalla hatte es massive Kritik gehagelt. Unter anderem wurde bemängelt, dass „Malermeister“ Chrupalla bei Caren Miosga zu sympathisch rübergekommen sei. Die Kritik an der Gesprächsatmosphäre, die einigen nicht streng genug erschien, könne sie durchaus nachvollziehen. Sie glaube jedoch, „dass unser Gespräch ihn durchaus anders gefordert hat und er sich auch deshalb erstmals in dieser Form von seinen Spitzenkandidaten distanzieren musste.“

Doch muss man der AfD gerade mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen überhaupt eine solche Millionen-Bühne geben? Für Miosga eine berechtigte Frage. „Wir denken fortwährend darüber nach, ob es richtig ist, eine Partei einzuladen, die in drei Bundesländern als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wurde und im Bund als verbriefter rechtsextremistischer Verdachtsfall unter Beobachtung steht.“

Als öffentlich-rechtlicher Rundfunk habe man aber nun mal die Pflicht, sich mit allen demokratisch gewählten Parteien kritisch auseinanderzusetzen. Dabei zieht Miosga durchaus rote Linien, so bei Björn Höcke. „Meine persönliche Haltung ist, jemanden, der rechtsextremes und völkisches Gedankengut verbreitet, nicht einzuladen.“

In der durch den Sport verlängerten Sommerpause wollen Caren Miosga und ihre Redaktion „sehr genau schauen, was gut gelaufen ist und wie wir uns weiterentwickeln können“.