Flitzer bei der Fußball-WM: Mit ihrer Zensur macht sich die Fifa lächerlich

Vom Spiel Portugal gegen Uruguay am Montagabend hat sich vor allem ein Bild eingeprägt, das mit dem Spiel selbst nichts zu tun hat: Ein junger Mann in blauem Superman-T-Shirt mit den Aufschriften „Save Ukraine“ und „Respect Iranian Woman“ (sic!) läuft über das Spielfeld, in der Hand eine Regenbogenfahne.

Das Bild taucht vielfach in den sozialen Medien auf, der Flitzer wird als Held abgefeiert. Wo das Bild nicht zu sehen war: In der Fernsehübertragung des Spiels. Damit will die Fifa alle in eine von ihr bestimmten Welt zwingen.

Denn sie versuchte, den Flitzer aus dem Bild zu halten. Nur ganz kurz tauchte er auf, einen Moment lang sah man auch die Regenbogenfahne, die der Schiedsrichter vom Boden aufhob. Sofort wechselte die Kamera in die Zuschauerränge.

Die Fifa hat keine Deutungshoheit mehr

Überraschend ist das nicht. Bei der Fifa hat es schlechte Tradition, Flitzer bei der Fernsehübertragung nicht zu zeigen. Sie sollen keine Plattform bekommen, Nachahmer nicht ermutigt werden. In Zeiten von sozialen Medien ist das völlig überholt.

Früher hätte es ohne die Fernsehbilder tatsächlich kaum Abbildungen der Flitzer gegeben. Heute, wo jede*r ein Smartphone hat, hat die Fifa darüber keine Deutungshoheit mehr. Mit dem Nicht-Zeigen macht sie sich lächerlich.

Denn dem Zuschauer vorm Fernsehbildschirm ist bei der Spielunterbrechung schnell klar, was los ist. Er muss dann nur einmal schnell auf Twitter schauen und bekommt im Zweifel sofort Bilder ausgespielt.

In der ARD klärte Kommentator Tom Bartels sofort auf. Er konnte die Situation live im Stadion verfolgen und fand besonders klare Worte. Das Vorgehen der Fifa, wetterte er, sei eine „Zensur“. „Jeder weiß doch, dass etwas passiert ist. Das ist geradezu grotesk.“

Gerade, weil der Flitzer mit der Regenbogenfahne und der Botschaft zu iranischen Frauen zwei Themen aufgriff, die im Bezug auf die WM in Katar immer wieder kritisiert werden, ist der Umgang der Fifa nicht besonders intelligent. Indem sie ihn nicht zeigt, macht sie den Flitzer noch bekannter.

Laura Dahmer findet den Umgang der Fifa mit dem Flitzer nicht nur überholt, sondern unintelligent.

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