Füchse-Spieler Johan Koch geht in der Schweiz neue Wege
Wenn Johan Koch über die Schweiz redet, beginnt er sofort zu strahlen. Mit einem Lächeln im Gesicht spricht er über neue Ziele und große Chancen – und nein, dabei geht es ihm nicht vorrangig um Handball. Der Kreisläufer der Füchse, der vor kurzem bekannt gab, dass er in der kommenden Saison zum HC Kriens-Luzern wechselt, hatte nämlich bereits mit dem Gedanken gespielt, seine Sportschuhe an den sprichwörtlichen Nagel zu hängen.
„Die Überlegung aufzuhören, war durchaus da“, sagt Koch, dessen Vertrag in der Berlin nicht verlängert worden war. Zunächst hatte sich der 31 Jahre alte Däne umgehört und durchaus gute Angebote aus der Bundesliga, Frankreich sowie aus der Heimat vorliegen. Richtig begeistern konnte er sich nicht. Wenn er schon aus Berlin wegziehen würde, dann bitte in eine Stadt, die gleichermaßen ansprechend ist, so der Gedanke. Denn für Koch ist das Leben neben dem Sport mindestens genauso wichtig.
Der Däne war schon immer vielseitig aufgestellt – sammelt Kunst, liebt französisches Essen, ist an einem dänischen Weingut beteiligt. „Für mich muss es mehr sein als nur Handball“, sagt Koch. Dementsprechend liest sich sein Lebenslauf. In Dänemark machte er seinen Studienabschluss im Bereich Medien und Sport, in seiner Zeit in Schaffhausen folgte eine Ausbildung zum Bankkaufmann, in Berlin startete er vermehrt Investments anzubringen und arbeitete mit unterschiedlichen Startup-Firmen zusammen, bis er jetzt ein Angebot aus Zürich bekam, wo er künftig als Vermögensberater für Sportler tätig sein wird. „Das ist ein absoluter Traumjob. Die Firma kooperiert mit der Formel 1, der Fußball-Bundesliga und anderen Sportarten. Das ist für mich eine richtig spannende Aufgabe“, erzählt Koch.
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Er hatte den Vertrag bereits unterschrieben, als der Schweizer Ausnahmespielmacher Andy Schmid auf ihn zukam und anfragte, ob Koch ihn nicht als Teil der Mannschaft in Luzern unterstützen wolle. „Als sie mir das Angebot vorgelegt haben, war ich schon verblüfft“, erzählt Koch, der nach Absprache mit seinem Arbeitgeber schnell an der Idee Gefallen gefunden hatte. „Ich fühle mich noch fit und als Kreisläufer mit einem der besten Mittelmänner der Welt zu spielen, ist eine Wahnsinnschance.“
Weniger Reisestrapazen
Sportlich gefällt Koch zudem die zusätzliche Verantwortung, die er in dem Verein übernehmen soll. Außerdem reizt ihn das Projekt, mit dem auch Nationalspieler Fabian Böhm in Verbindung gebracht wird. Dazu kommt die traumhafte Lage Luzerns am Vierweltstättersee und die Nähe zur Metropole Zürich. Einmal ganz davon abgesehen, dass in der Nationalliga A die Reisestrapazen wesentlich geringer ausfallen als in Deutschland. „Da kommt viel Gutes zusammen“, sagt Koch. „Ich kann mir durchaus vorstellen, dort auch langfristig zu bleiben.“
Doch bevor es in der Schweiz losgeht, hat Johan Koch mit den Berlinern noch einiges vor. Zumindest in der Theorie. Denn praktisch mussten die Füchse jüngst ohne ihren Kreisläufer auskommen. Zum Europapokal-Auswärtsspiel nach Irun vor zwei Wochen fuhr der Däne nicht mit, da seine Frau Puk ihr zweites Kind erwartete und sich zu allem Überfluss kurz vor dem Entbindungstermin mit dem Coronavirus infiziert hatte. „Es war gar nicht so einfach, das alles mit dem Krankenhaus zu klären. Da kann einen die deutsche Bürokratie schon zur Verzweiflung bringen“, sagt Koch. Mittlerweile sind Mutter und Kind wohl auf und wieder zuhause.
Nach dem kurzen Comeback beim letzten Gruppenspiel der European League gegen Wisla Plock in Berlin, musste der 31-Jährige für das Spitzenspiel in Kiel erneut passen. Aufgrund einer Schulterverletzung konnte Koch den Sieg der Berliner nur vom Fernseher aus verfolgen und wird dies bei den kommenden Begegnungen wohl ebenso tun müssen. Momentan ist noch nicht gesichert, wann und ob der Däne noch einmal eingreifen kann.
Falls nicht, wäre es zum einen ein herber Verlust für den Verein, der momentan schon nach einem Ersatz sucht. Zum anderen wäre es für Koch ein undankbarer Abschied von den Füchsen, für die er seit gut vier Jahren aufläuft und kürzlich sein 250. Tor erzielte. Wenn es nach ihm ginge, dürften noch einige Treffer für die Berliner hinzukommen, denn noch hat er mit Handball hier nicht abgeschlossen.