Jubel zum Schluss: Die U 23 von Hertha BSC hat ihren Zweck mehr als erfüllt

Patsch, patsch, patsch machte der matschige Rasen. Die Spieler rutschten reihenweise aus, selbst wenn sie einfach nur geradeaus liefen. Und wenn sie nach einem Foul zu Boden gingen, schlitterten sich noch meterweit über den seifigen Untergrund.

Das Amateurstadion von Hertha BSC war am Mittwochnachmittag alles andere als ein angenehmer Ort. Aber Regen, Wind und Kälte schienen Gustav Christensen nichts auszumachen. Eigentlich hätte der Fußballprofi des Berliner Zweitligisten am Mittwoch schon in Urlaub sein können; stattdessen meldete er sich freiwillig zum Dienst – für das Heimspiel von Herthas U 23 gegen Hansa Rostock in der Regionalliga Nordost.

„Er wollte unbedingt dabei sein“, berichtete Stephan Schmidt, der Trainer von Herthas Zweitvertretung. „Daran sieht man seinen Charakter und seine Persönlichkeit. Das wird ihn noch weit bringen.“

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Tore hat Gustav Christensen in fünf Spielen für Herthas U 23 erzielt

Erst einmal hat es Herthas U 23 am Mittwoch weit gebracht. Im letzten Spiel vor der Winterpause erzielte der 19 Jahre alte Däne nach einer Viertelstunde die Führung für sein Team. Nachdem Hansas Torhüter Hagemoser einen Schuss von Kelian Nsona noch hatte parieren können, war er gegen Christensens Abstauber zum 1:0 machtlos. Es sollte vor 487 Zuschauern der einzige Treffer des Nachmittags bleiben.

„Wir haben seine Unterstützung heute gebraucht. Er ist unser Gamechanger“, sagte Schmidt, 47, über Christensen, der am Wochenende, beim 0:0 gegen Osnabrück, sein Startelfdebüt für Herthas Profis gefeiert hat. „Wenn er dabei ist, gewinnen wir“, hatte der U-23-Trainer vor dem Spiel prophezeit. „Deswegen war es auch gut, dass er heute dabei war.“

Durch den 1:0-Erfolg, den zweiten Sieg nacheinander, überwintert Hertha in der Regionalliga auf Platz zehn. Der Abstand auf die Abstiegszone ist nun wieder deutlich komfortabler, als er es zwischenzeitlich war. Nachdem die U 23 mit vier Siegen aus den ersten vier Spielen bis an die Tabellenspitze gestürmt war, folgten zehn Spiele ohne Sieg, wodurch die Mannschaft zwischenzeitlich bis auf Platz 13 abrutschte.

Trainer Stephan Schmidt lobte seine Mannschaft für ihre Widerstandfähigkeit.
Trainer Stephan Schmidt lobte seine Mannschaft für ihre Widerstandfähigkeit.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Auch solche negativen Erfahrungen seien wichtig, findet Trainer Schmidt. „Dieses Gefühl kennenzulernen ist ganz wichtig auf dem Weg nach oben“, gerade für Spieler, die es aus der Jugend gewohnt sind, fast nur zu gewinnen. „Diese Widerstandsfähigkeit brauchen wir“, sagte Schmidt.

Als widerstandsfähig erwies sich seine Mannschaft auch beim 1:0-Erfolg gegen Rostock. „Es war ein fantastischer Fight als Team“, sagte Schmidt. Erst in der Schlussphase kamen die Gäste überhaupt zu Chancen. Der Ausgleich lag in der Luft. Aber Hansa schaffte es nicht, Robert Kwasigroch im Tor der Berliner zu überwinden.

Vorne Christensen, hinten Kwasigroch: Am Ende waren es zwei Spieler, die längst zum Kader der Profis gehören, die der U 23 den Sieg retteten. Beide stehen für den Weg des Vereins. Die zweite Mannschaft aus der Regionalliga soll den jungen Talenten nicht nur die Spielpraxis verschaffen, die in dieser Phase der Karriere elementar wichtig für ihre Entwicklung ist; sie ist auch vielleicht mehr denn je ein Sprungbrett zu den Profis.

Das gilt nicht nur für Gustav Christensen und Robert Kwasigroch. Derry Scherhant (fünf Spiele und fünf Tore in der Regionalliga, dreizehn Spiele und ein Tor bei den Profis) hat zu Saisonbeginn ebenfalls vornehmlich für die U 23 gespielt. Und selbst Nader El-Jindaoui, dem Status des Talents längst entwachsen, hat sich über Einsätze in der Regionalliga für Höheres empfohlen und Anfang des Monats im Alter von 27 Jahren sein Profidebüt gefeiert.

Genau das – junge Spieler an die Profimannschaft heranzuführen – habe man sich im Sommer vorgenommen, berichtet U-23-Trainer Schmidt, der das Team vor der Saison übernommen hat. „Wir haben die Jungs im Blick. Es war noch nie so einfach, sich als junger Spieler in der ersten Mannschaft zu etablieren. Das Tor haben wir aufgemacht, jetzt hoffen wir, dass der eine oder andere noch durchgeht.“