Schwimm-WM in Japan: Das deutsche Team ist im Aufschwung

Die Schwimm-Weltmeisterschaft im japanischen Fukuoka hätte für das deutsche Team besser nicht beginnen können. Mit je zwei Goldmedaillen durch Leonie Beck und Florian Wellbrock sowie eine Bronzemedaille durch Oliver Klemet räumte der DSV im Freiwasser ab. Dass es für abschließende Staffel nicht mehr für eine Podiumsplatzierung reichte, störte niemanden mehr.

Florian Wellbrock hatte auf diesen Team-Wettbewerb verzichtet, denn für den aktuellen deutschen Vorschwimmer geht es auch in den Becken-Wettbewerben um viel. Sowohl über die 1500 Meter als auch die 800 Meter gehört er zu den Favoriten. Auf der längeren der beiden Distanzen schwamm Wellbrock bei den Olympischen Spielen 2021 genauso zu Bronze wie bei der WM im Vorjahr in Budapest. 14:34,89 Minuten bedeuten die schnellste Zeit, die in diesem Jahr über die 1,5 Kilometer zurückgelegt wurden.

Über die 800 Meter zählt ausgerechnet Teamkollege Lukas Märtens zu den größten Konkurrenten. Bemerkenswert dabei: Beide trainieren nicht nur gemeinsam in der Magdeburger Schwimmgruppe unter Bundestrainer Bernd Berkhahn, zu der auch der ukrainische Spitzenschwimmer Mychajlo Romantschuk gehört, der seit Beginn des Krieges in Magdeburg lebt. Wellbrock und Märtens ähneln sich auch optisch, sind exakt gleich groß (1,92 Meter) und haben fast die identische Arm- und Beinlänge. „Es ist schon ein Zufall, dass sie ähnlich aussehen und auch sehr ähnlich schwimmen“, sagte Berkhahn der ARD-Sportschau. „Es könnte hier noch mal zu einer Leistungsexplosion kommen.“

Lukas Märtens will in fünf Wettbewerben starten

„Wir haben uns noch nie etwas geschenkt“, sagt Märtens über die intensiven Trainingsduelle mit dem vier Jahre älteren Wellbrock, von denen beide profitieren. In den acht Tagen der Becken-Wettbewerbe wird er voraussichtlich in fünf Disziplinen an den Start gehen, somit wäre er fast an jedem Tag gefordert. „Ich habe da eine andere Meinung“, sagt Berkhahn zu dieser Belastung, „aber ich akzeptiere auch den Wunsch der Sportler. Letztlich müssen sie dafür geradestehen.“

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Wettbewerbe will Lukas Märtens bestreiten.

Vielstarter Märtens ist neben den langen Distanzen auch im Freistil über die 200 Meter im Einzel und mit der Staffel gefordert. Bereits am Montag schwimmt der 21-Jährige über die 400 Meter. Über diese Distanz war er im vergangenen Jahr zum EM-Titel und zu WM-Silber geschwommen. „Ich bin für alle Strecken gut aufgestellt“, hatte er vor seinem Start verkündet.

Isabel Gose kürte sich vor wenigen Tagen zur Deutschen Meisterin in Berlin.
Isabel Gose kürte sich vor wenigen Tagen zur Deutschen Meisterin in Berlin.
© dpa/Andreas Gora

Dass die Tage in Fukuoka sehr anstrengend für Märtens sind, liegt nicht nur an seinen eigenen Wettkämpfen. Auch Freundin Isabel Gose zählt inzwischen zur internationalen Elite und geht bei der WM mit entsprechenden Erwartungen an den Start. „Eine WM-Medaille ist ein Traum. Da würde man lügen, wenn man etwas anderes sagen würde“, sagt Gose, die ebenfalls in Magdeburg trainiert. Wie ihr Lebensgefährte kürte auch sie sich im Vorjahr zur Europameisterin über 400 Meter. Wenn alles glattläuft, könnten sich beide am Montag belohnen. Denn die Finals über genau diese Strecke finden kurz nacheinander statt (ab 13 Uhr, MESZ, Eurosport). In der Nacht zu Sonntag deutscher Zeit finden die Vorläufe statt.

Gose ließ in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur durchblicken, wie sehr sie eine Großveranstaltung aufwühlt. „Ich bin aufgeregt, wenn ich schwimme, ich bin aufgeregt, wenn Lukas schwimmt und wenn die anderen aus meiner Trainingsgruppe schwimmen, bin ich auch aufgeregt.“ Für die 21 Jahre alte Freistil-Schwimmerin, die ihre ersten Wettkämpfe für die Wasserfreunde Spandau 04 bestritten hatte und später die Sportschule in Potsdam besuchte, ist es zugleich ein großer Vorteil, Freud und Leid mit Freund Märtens zu teilen. „Bei den Wettkämpfen sind wir füreinander da, wenn es gebraucht wird. Wir wissen aber auch, wann es besser ist, den anderen mal in Ruhe zu lassen.“

Auch Brustschwimmerin Anna Elendt von der SG Frankfurt zählt mit ihren 21 Jahren zu den aufstrebenden Talenten im deutschen Team, denen auf internationaler Ebene einiges zuzutrauen ist. Als WM-Zweite ist sie zu den WM-Wettkämpfen angereist, entsprechend groß sind die Erwartungen. Ihre Form ist allerdings schwer einzuschätzen. Bei den deutschen Meisterschaften vor zwei Wochen in Berlin hatte sie sich eine Oberschenkelzerrung zugezogen. Wie groß die Beeinträchtigung dadurch ist, wird sich wohl erst in den Wettkämpfen zeigen. (mit dpa)