Saisoneröffnung bei Hertha BSC: Die Euphorie ist zurück

Rund um Hertha BSC herrschte in der vergangenen Saison alles andere, nur keine Euphorie. Am Sonnabend war das bei der offiziellen Eröffnung ganz anders. „Die Euphorie ist auf jeden Fall da“, sagte Hertha-Fan Florian. Wie tausende andere Anhänger des Fußball-Zweitligisten wollte er eine Woche vor dem Start in die Saison dabei sein und sich selbst ein Bild davon machen, wie es um seinen Klub steht.

Schon kurz nachdem die Tore zum Olympiagelände geöffnet wurden, war es rund um das Amateurstadion rappelvoll. Und fast überall waren lachende Gesichter zu sehen. Nach ein paar Worten zur Eröffnung durch Präsident Kay Bernstein kam Herthas neues Frauen-Team auf den Rasen, begleitet von tosendem Applaus der Fans.

Es folgte ein Freundschaftsspiel gegen den Karlsruher SC, das Herthas Spielführerin Clara Dreher mit dem allseits bekannten Schlachtruf „Ha, Ho, He, Hertha BSC“ einläutete. Das Spiel war von Fehlern geprägt, aber den Zuschauern war klar, dass das Ergebnis (1:4) an diesem Sonnabend zweitrangig war.

Es war ein sehr guter Start in die Zukunft, genau das richtige Zeichen.

Sofian Chahed, Leiter Frauenfußball bei Hertha BSC

Oder wie es Sofian Chahed, Herthas Leiter Frauenfußball, später formulierte: „Es war ein sehr guter Start in die Zukunft, genau das richtige Zeichen.“ Jubeln konnten die Fans auch noch, denn in der zweiten Halbzeit zog Clara Dreher aus dem Mittelkreis ab und traf glücklich nach einem Fehler von Torhüterin Melanie Döbke. Die Stimmung erreichte in diesem Moment einen ersten Höhepunkt.

Wenig später präsentierte sich die Männermannschaft mit Trainer Pal Dardai den Fans. Zwischen Sonne, Wind und Pommes-Geruch war sie dann wieder zu spüren, die Euphorie. Wer die Spiele von Hertha BSC in der vergangenen Saison gesehen hat, der weiß, was für eine Stimmung damals im Team und drumherum herrschte und wie immer mehr Spielern das Lächeln vergangen war. Davon war nun nichts zu sehen. Fans und Profis strahlten regelrecht um die Wette. Jeder Schuss wurde gefeiert, jeder Treffer lautstark bejubelt.

Auch Toni Leistner wurde mit großem Applaus begrüßt

Ein bisschen schien es so, als sollte an diesem Tag alles verdrängt werden, was war und was womöglich noch zukommt auf Hertha BSC. Toni Leistner, kürzlich noch wegen seiner Union-Vergangenheit von einigen Ultras geschmäht, durfte sich über warmen Applaus freuen. Weder der Fall Marius Gersbeck noch der Wechsel von Lucas Tousart zum 1. FC Union sollten diesen Tag trüben.

Ob die Saison in der Zweiten Liga erfolgreich wird, darüber wollten sich viele Anhänger noch keine Gedanken machen, der Alltag könnte schließlich noch trist genug werden. Und was wäre aus Hertha-Sicht überhaupt ein Erfolg? „Es muss nicht direkt für den Aufstieg reichen, aber auf jeden Fall für einen einstelligen Tabellenplatz“, meinte Fan Robin stellvertretend für manch anderen. Wobei es natürlich auch viele Herthaner gibt, die fest an eine direkte Bundesliga-Rückkehr glauben.