Deutschland ist bei der WM in Katar dabei
Mit Danny Makkelie verbindet die deutsche Fußball-Nationalmannschaft eine der dunkelsten Stunden ihrer jüngeren Vergangenheit. Der Schiedsrichter aus Holland hat Ende Juni das EM-Achtelfinale gegen England geleitet, das für die Deutschen mit 0:2 verloren ging und zugleich das Ende der Ära von Joachim Löw als Bundestrainer besiegelte. Doch spätestens seit Montagabend muss die Nationalmannschaft keine Angst mehr vor Makkelie haben.
Da leitete der Niederländer das WM-Qualifikationsspiel gegen Nordmazedonien in Skopje, das für die Nationalmannschaft einen deutlich günstigeren Verlauf nahm. Im fünften Spiel unter dem neuen Bundestrainer Hansi Flick sprang durch ein 4:0 (0:0) der fünfte Sieg heraus. Flick stellte damit nicht nur den Startrekord seines Vorgängers Löw ein, sondern sicherte sich mit seinem Team auch vorzeitig die Qualifikation für die WM Ende nächsten Jahres in Katar. Weil der bisherige Tabellenzweiten Armenien im Parallelspiel 0:1 in Rumänien verlor.
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Radikale Wechsel sind nicht unbedingt Flicks Art. Gegen Nordmazedonien aber tauschte er fast die halbe Mannschaft aus. Gleich fünf Veränderungen waren es im Vergleich zum 2:1-Erfolg gegen Rumänien am Freitag in Hamburg.
Manuel Neuer stand nach überstandenen Adduktorenproblemen wieder im Tor, anstelle des leicht angeschlagenen Antonio Rüdiger übernahm Thilo Kehrer die Position in der Innenverteidigung. Dessen bisherigen Platz hinten links übernahm David Raum, der ein ordentliches Startelfdebüt für die Nationalelf feierte. Auf der anderen Seite ersetzte Lukas Klostermann den Gladbacher Jonas Hofmann, und in der Offensive spielten Kai Havertz und Thomas Müller für Leroy Sané und Marco Reus.
Trotz all der Umstellungen benötigte die deutsche Mannschaft nicht allzu lange, um im Spiel anzukommen. Nicht mal zwei Minuten dauerte es, bis die Gäste in Skopje die erste richtig gute Chance hatten. Nach einer Flanke von Havertz kam Joshua Kimmich am zweiten Pfosten zum Kopfball – Nordmazedoniens Torhüter Stole Dimitrievski aber stand genau richtig.
Die Revanche für Duisburg ist geglückt
In diesem Stil ging es weiter. Die Deutschen erspielten sich zwar keine Chancen im Minutentakt, blieben aber das bestimmende Team. Schließlich hatten sie nach dem Hinspiel Ende März in Duisburg noch etwas gut zu machen. Das 1:2 war eine von bisher nur drei Niederlagen der deutschen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation. „Uns alle wurmt das verlorene Spiel immer noch“, hatte Serge Gnabry am Tag vor dem Rückspiel gesagt.
Der Eifer bei den Deutschen war vorhanden, mit ihrem Gegenpressing fast am nordmazedonischen Strafraum eroberten sie viele Bälle schnell zurück und setzten den Gegner permanent unter Druck. Über weite Strecken aber mangelte es an Präzision im Spiel nach vorne. Das hatte auch mit dem tiefen und schwer bespielbaren Untergrund zu tun, nachdem es in den Stunden vor dem Spiel ergiebig geregnet hatte. „Die erste Halbzeit war ein bisschen wild“, sagte Flick. „Wie gegen Rumänien hat die Präzision gefehlt.“
Trotzdem kam sein Team in der ersten Hälfte zu einigen Chancen gegen die Nummer 74 der Weltrangliste. Müller setzte einen Kopfball am Tor vorbei. Dimitrievski lenkte eine abgefälschte Flanke von Gnabry über die Latte und klärte auch gegen Timo Werner, der im Anschluss an eine Ecke aus einem Meter zum Abschluss kam.
Timo Werner – erst glücklos, dann erfolgreich
Dem Stürmer des FC Chelsea fehlt momentan ein bisschen die Fortüne vor dem gegnerischen Tor. So auch unmittelbar vor der Pause, als er im Strafraum vieles richtig machte, mit einer kurzen, schnellen Bewegung seinen Gegenspieler ins Leere schickte – und den Ball dann an den Pfosten setzte.
„Die Nordmazedonier waren ein sehr unangenehmer Gegner, gerade in der ersten Halbzeit“, sagte Mittelfeldspieler Leon Goretzka. „Die muss man erst mal müde spielen.“ Das taten die Deutschen in der zweiten Hälfte, die besser begann, als die erste aufgehört hatte. Gleich der erste gute Angriff brachte ihnen in der 50. Minute die Führung ein. Mit einem perfekten Pass in die Tiefe bediente Gnabry seinen Münchner Teamkollegen Thomas Müller, der den Ball so selbstlos ablegte, dass Kai Havertz ohne Mühe zum 1:0 vollenden konnte. „Super Pass, super Angriff“, sagte Flick. „Die Entstehung war richtig gut.“
Im Anschluss versäumten es die Deutschen zunächst, ihre Überlegenheit entschlossener auszuspielen. Durch viele Ballverluste im Mittelfeld ging es hin und her. Doch die letzten Zweifel an der Revanche für Duisburg waren 20 Minuten vor dem Ende endgültig verflogen. Nach einem schnell ausgeführten Freistoß im Mittelfeld und einer guten Vorlage von Thomas Müller traf nun auch Timo Werner.
In seinen Schuss legte er viel Wucht. Und vielleicht auch ein bisschen Wut über einige zuvor vergebene Gelegenheiten. Offenbar hatte er seinen Spaß am Toreschießen wiedergefunden. Nur drei Minuten später traf Werner sogar noch zum 3:0, ehe der eingewechselte Jamal Musiala den 4:0-Endstand erzielte. (Tsp)