Rapper 50 Cent in Berlin: In den Straßen von New York

Die Geschichte einer Gangstarap-Legende passt in zwei Handvoll Lkws. Vor der Benz-Arena parken am Samstagabend zig weiße Trucks, in denen Bühnenelemente wie LED-Leinwände, ein Flügel, Instrumente einer Live-Band, Laser-Bauteile oder Bühnenoutfits verladen werden.

90 Minuten zuvor dienten jene Gegenstände dazu, um einen US-Rapstar noch einmal glänzen zu lassen: Curtis Jackson, besser bekannt als 50 Cent. Der Rapper scheint eine letzte musikalische Runde drehen zu wollen. Passend zu seiner „The Final Lap Tour“ beehrt er das Berliner Publikum.

Das bekommt vor der Show erstmal ein verlockendes Angebot auf der Bühne präsentiert. Auf vier großen Tafeln ist zu lesen, dass man am Merchandise-Stand ein Meet & Greet mit 50 Cent höchstpersönlich erwerben kann. Bei Snoop Dogg, der im März dieses Jahres in der Max-Schmeling-Halle auftrat, kostete das umgerechnet etwa 1600 Euro. Die Offerte fügt sich demnach passend in das Motto des 20-jährigen Jubiläums seines Klassiker-Debütalbums ein: „Get Rich Or Die Tryin“.

Die Mutter wird ermordet

Dass 50 Cent es nicht mehr zwangsläufig nötig hat, auf Tour zu gehen, zeigen in den letzten Jahren vermehrt seine Ambitionen in der Schauspielerei, als Spirituosenhersteller oder Modedesigner. Bevor er aber mit „In Da Club“ 2003 über die internationalen TV-Bildschirme in Jugendzimmern flimmerte, sah sein Leben deutlich weniger gesegnet aus.

Die Mutter wird ermordet, als 50 Cent acht Jahre alt ist, auf den Straßen New Yorks verdient er sich Geld mit Drogen. Wenig später treffen ihn bei einer Schießerei neun Kugeln. Er überlebt. Fortan steckt er seine Energie in Rap-Musik. Und verkauft weltweit mehr als 15 Millionen Tonträger seiner ersten Platte. Von dieser Sage will 50 Cent an diesem Abend noch einmal berichten.

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Also, los. Gegen 21 Uhr erscheint seine Silhouette auf den LED-Tafeln. Weißer Rauch steigt auf. Im Hintergrund wirbeln Blitze. 50 Cent betritt mit einem Feuerwerk die Bühne, steht auf einem transparenten Kasten und eröffnet mit dem Song „I’m On Some Shit“.

An seinem Arm glänzt eine Uhr, am Finger fette Ringe, um den Hals baumeln mehrere funkelnde Ketten. Schwarze Cap, rotschwarze Lederjacke. Nach den ersten fünf Songs wechselt er das Outfit, kommt nun zu dem Stück „Magic Stick“ im blauen Trainingsanzug wieder. Begleitet wird er von acht Tänzerinnen, die ihre knappen Kleidungsstücke an diesem Abend noch häufiger austauschen als der Rapper selbst.

Busta Rhymes ist auch dabei

Die Live-Band stimmt in der Folge Hits wie „How We Do“, „Candy Shop“ oder „Window Shopper“ an. 50 Cent rappt bei manchen Songs jedoch nur eine Strophe, plus Refrain. Er interagiert hörbar weniger mit den mehreren tausend Zuschauern als sein Support-Act Busta Rhymes. Dieser verlautbarte bei seinem Timeslot zuvor mehrmals, dass er mit der Lautstärke auf den Rängen nicht zufrieden sei, grinste jedoch kurze Zeit später schelmisch und freute sich wie ein Kleinkind, als er mit Champagner ins Publikum spritzen durfte.

50 Cent dagegen dürfte im Vorfeld nach der perfekten Inszenierung einer Live-Show gefahndet haben. Man muss sagen, dass er sie nahezu gefunden hat. Akrobatische Tänzerinnen und Breakdancer, Gitarren-Solos, Licht- und Laser-Elemente in sämtlichen Farben und ein Hintergrundpanorama, dass einen für einen Moment in die Straßen von New York holt.

Wenn es überhaupt einen Schönheitsfehler gibt, dann den, dass 50 Cent nicht bei der Performance von „In Da Club“ von der Decke rappt wie im gleichnamigen Musikvideo. Dafür aber schwebt er kurz vor dem Song „P.I.M.P“ angeseilt von oben auf die Bühne herunter.

50 Cent hat vielleicht nicht die Power in der Stimme wie sein Vorgänger an diesem Abend. Busta Rhymes hat 50 Cent mit seinen Skills am Mikrofon ein paar Prozent abgenommen. „Just A Lil Bit“, könnte man sagen, wenn man es mit einem von 50 Cents Songtiteln ausdrücken möchte. Dafür stimmte das Gesamtkonstrukt seiner Geschichte und der Art und Weise, sie zu performen. Die Schauspielerei hat 50 Cent sicherlich dabei geholfen. Gelernt aber hat er das auf New Yorks Straßen.