Neue Direktorin des Gropius Bau: Jenny Schlenzka lässt am liebsten Künstler ans Steuer

Der Berliner Gropius Bau macht sich auf in eine neue Ära. Ab September 2023 übernimmt Kuratorin und Kulturwissenschaftlerin Jenny Schlenzka die Leitung des Hauses. Schlenzka, gebürtige Berlinerin, arbeitet seit 20 Jahren in New York. Dort führte sie den Performance Space New York, seit den 1980er Jahren eine im East Village angesiedelte Traumfabrik für experimentellen Tanz, Theater und interdisziplinäre Performancekunst, ins 21. Jahrhundert.

Nachdem die vormalige Direktorin Stephanie Rosenthal im Herbst 2022 den Gropius Bau nach nur etwas mehr als vier Jahren Amtszeit in Richtung Guggenheim Abu Dhabi verlassen hatte, lief Berlins wichtigstes Ausstellungshaus monatelang auf Autopilot.

Der Gropius Bau lief monatelang auf Autopilot

Die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger lief im Hintergrund, das noch von Rosenthal geplante Ausstellungsprogramm im Vordergrund, eine Interims-Direktor:in wurde nicht benannt. Der Gropius Bau ist das Ausstellungshaus der vom Bund geförderten Berliner Festspiele. Deren Intendant Matthias Pees, seit September 2022 im Amt, soll Schlenzka als Kandidatin vorgeschlagen haben.

Für Jenny Schlenzka ist dieser Karriereschritt auch eine Heimkehr. In Berlin entwickelte sich ihre Liebe zum Theater, in Berlin hat sie Kulturwissenschaft an der Humboldt Universität studiert. „Der Gropius Bau sei eines der schönsten Ausstellungshäuser in Deutschland, vielleicht sogar in Europa“, sagte sie der „New York Times“ in einem Interview zu ihrem Abschied.

Jenny Schlenzka kam 2002 im Rahmen eines Stipendiums an die New York University (NYU), als Film- und Theaterfan entdeckte sie die Performancekunst für sich, wurde Assistentin von Klaus Biesenbach, der damals ein Film- und Mediendepartment am MoMA aufbaute. Biesenbach machte Schlenzka zur Assistenzkuratorin für Performance am MoMA, später war sie Associate Curator am MoMA PS1.

Schlenzka sorgt für mehr Diversität

In New York wird man sie als kühne Innovatorin vermissen, dem Performance Space, der vormals PS122 hieß, verpasste sie ab 2017 ein Rebranding und einen neuen Namen. Sie arbeitete mit den Communities im East Village. Ihre Reihe „No series“ beschäftigte sich mit Verweigerung. Es ging um das „Nein“ zum Zwang, ständig „performen“ zu müssen, es ging um feste Identitäten, um Normalisierungsdruck.

2020 legt Schlenzka das Programm, das Budget und die Schlüssel des Hauses für ein Jahr lang in die Hände von Künstler:innen. Trotz Pandemie zogen sie es durch. Institution und Künstlerschaft kamen an ihre Grenzen. Es sei trotz aller Schwierigkeiten ein produktives Experiment gewesen, sagt Schlenzka.

Jenny Schlenzka ist dafür bekannt, dass sie Künstler:innen in den Mittelpunkt ihrer Programme und Themen stellt. Experimentelle Live-Programme und ephemere Kunst werden unter ihrer Leitung sicherlich mehr Gewicht bekommen. Und die Zeichen stehen auf Transdisziplinarität. Matthias Pees hatte bereits bei seinem Antritt 2022 davon gesprochen, dass er das Festivalprogramm im Haus der Berliner Festspiele und den Gropius Bau enger miteinander verzahnen möchte.

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