Trump und der Song „Y.M.C.A.“: Umwertung einer Schwulenhymne

Hier wächst zusammen, was nie zusammengehörte, nach Jahrzehnten aber unbedingt zusammengehören will. Hier die Casting-Band Village People mit ihrem Disco-Song „Y.M.C.A.“ aus dem Jahr 1978, Auftaktstück ihres Albums „Cruisin“, einst Hymne der Schwulenbewegung weit über das New Yorker Greenwich Village hinaus und als solche konzipiert: Die Bandmitglieder spielten als Polizist, Indigener, Bauarbeiter, Rocker, Cowboy und Soldat stereotyp maskuline Rollen, um sie solcherart zu dekonstruieren.  

Und dort der designierte US-Präsident Donald Trump, der das Lied zu seinem Lieblingsstück erklärt und dazu auch auf Wahlkampfveranstaltungen getanzt hat, so wie er es in seinem Alter vermag, schon als Trump-Tanz in die Geschichtsbücher eingegangen und zum Trend bei Sportveranstaltungen geworden.

Die Village People werden einen Tag vor der eigentlichen Inauguration am Sonntag bei der „Make America Great Again Victors Rally“ in der Washingtoner Capitol One Arena auftreten, zusammen mit dem Vater von Miley Cyrus, dem Country-Sänger Billie Ray Cyrus, und natürlich Kid Rock.

Grämen muss sich letztendlich niemand über die Umwertung diese Songs. So funktionieren nun einmal die per se kapitalistischen Verwertungsmechanismen des Pop. Und gegen die fremdbestimmte Eigendynamik eines Popsongs mit relativ frei interpretierbaren Lyrics ist sowieso nur schwer anzukommen.