Personalknappheit in Herthas Innenverteidigung
Es ist nicht so, dass Dedryck Boyata während seiner Zeit bei Hertha BSC besonders oft Tore erzielt hat. Das war allerdings auch nicht seine vornehmliche Aufgabe als Innenverteidiger. Sechs Tore waren es in 76 Pflichtspielen für den Fußball-Bundesligisten.
Aber der Belgier hat sich seine Treffer zum Teil für besondere Anlässe aufgehoben: Beim 4:0 im Derby gegen den 1. FC Union 2020 war er erfolgreich. Ebenso beim 2:1-Auswärtssieg gegen Schalke 04 im Jahr 2021, als Hertha einen großen Schritt zum Klassenerhalt machte.
Und im Relegationsrückspiel beim Hamburger SV, das im vergangenen Mai 2:0 endete und Hertha den Verbleib in der Bundesliga brachte. Das Video vom Tor zum 1:0 versah die Social-Media-Abteilung des Klubs in einem Tweet am Montag mit den Worten „Danke, Dedo!“
Es waren Abschiedsworte, der 31-Jährige hat den Verein verlassen und beim FC Brügge einen Vertrag bis 2025 unterschrieben. Als Belgischer Meister spielt Brügge in der Champions League. Hertha soll eine Ablöse von etwa zwei Millionen Euro erhalten.
„Dedryck hat seine Verdienste um Hertha BSC. Er hat die Mannschaft in den vergangenen beiden Spielzeiten als Kapitän aufs Feld geführt und auch seinen Anteil am Klassenerhalt in der zurückliegenden Saison. Damit bleibt er in Erinnerung. Wir wollen nun jedoch neue Wege gehen“, wird Sportgeschäftsführer Fredi Bobic in einer Mitteilung zitiert. Unterdessen unterschrieb Stürmer Luca Wollschläger seinen ersten Profivertrag.
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Hertha und Boyata, das war eine drei Jahre dauernde Beziehung mit vielen Höhen und Tiefen. In guter Form räumte der Abwehrspieler hinten alles weg. Doch er hatte immer wieder individuelle Fehler drin und war verletzungsanfällig. In der Vorbereitung übernahm Marvin Plattenhardt das Kapitänsamt. In dieser Saison war Boyata nur im DFB-Pokal bei Eintracht Braunschweig dabei und erwischte einen sehr schwachen Tag.
Danach berief ihn Trainer Sandro Schwarz nicht einmal mehr in den Kader. Die Zeichen standen seit Wochen auf Trennung, zumal Boyata Spielpraxis braucht, um sich für die WM zu empfehlen.
Kürzlich war bereits der lange geplante Transfer von Omar Alderete über die Bühne gegangen (auf Leihbasis zum FC Getafe). Damit ist der Kader etwas kleiner geworden. In der Innenverteidigung hat Hertha nun aber nur noch vier Spieler zur Verfügung. Von denen fehlt einer am Samstag gegen Borussia Dortmund auf jeden Fall: Filip Uremovic hatte bei Borussia Mönchengladbach Gelb-Rot gesehen.
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Eine Alternative wäre Linus Gechter, der jedoch nach einem Infekt erst in dieser Woche wieder mit dem Team trainieren soll. Ansonsten könnte der zuletzt zwei Mal eingewechselte Marton Dardai spielen. Dass sowohl bei Dardai als auch bei Marc Kempf der linke der starke Fuß ist, wäre für Schwarz kein Problem: „Häufig spielt man mit zwei Rechtsfüßern, warum soll es nicht mit zwei Linksfüßern gehen?“
Laut Schwarz gibt es auch Überlegungen, auf dem Transfermarkt aktiv zu werden: „Klar machen wir uns Gedanken darüber, was diese Position betrifft.“ Es gehe darum, „was der Markt hergibt und was für uns machbar ist“.
Doch zumindest auf der linken Abwehrseite entspannt sich die Lage bei Hertha BSC: Kapitän Plattenhardt ist nach seiner Verletzung wieder fit.