Nachruf auf den Rapper Takeoff: Ruhm durch Melodien

Hip-Hop hat eine seiner wichtigsten Stimmen verloren – schon wieder. Denn es ist eine jener Nachrichten, die in den vergangenen Jahren traurige Regelmäßigkeit angenommen haben. Wie verschiedene Medien übereinstimmend berichten, wurde der US-Rapper Takeoff in der Nacht von Montag auf Dienstag erschossen. Das Mitglied der erfolgreichen Hip-Hop-Gruppe Migos soll sich laut dem Klatsch-Portal „TMZ“ in Houston, Texas in einer Bowlinghalle befunden haben, als gegen 2.30 Uhr Ortszeit ein Streit ausbrach.

In der Folge sollen mehrere Schüsse gefallen sein, einer davon soll Takeoff tödlich am Kopf getroffen haben. Er wurde 28 Jahre alt. Kirshnik Khari Ball, wie Takeoff mit bürgerlichem Namen hieß, soll sich zum Zeitpunkt der Auseinandersetzung in Begleitung von dessen Onkel und Bandkollege Quavious Keyate Marshall alias Quavo befunden haben.

Mit Migos, deren drittes Mitglied Kiari „Offset“ Cephus ein Cousin von Marshall ist, entwickelte sich Takeoff seit den frühen 2010ern zu einem der zentralen Protagonisten des Genres. Das aus der Nähe der Südstaaten-Metropole Atlanta stammende Trio wurde von Kritikern immer wieder als so etwas wie die Beatles der Rap-Welt bezeichnet.

Ihre Musik, geprägt von monotonen und vergleichsweise langsam walzenden Beats mit verschwitzen Sytheziser-Details und zitternden 808-Drums ist eine konsequente Weiterentwicklung des charakteristischen Trap-Sounds der Stadt – aber zugänglich und melodisch genug, um auch außerhalb eines Hip-Hop-Fachpublikums anschlussfähig zu sein.

Das gelang Migos und Takeoff bereits mit einem ihrer frühen Mixtapes. Mit der Single „Versace“ schaffte die Band 2013 den kommerziellen Durchbruch in den USA. Mit ihrem Debütalbum „Culture“ stieß die Gruppe 2017 an die Spitze der Billboard-Charts vor.

Die darin enthaltene Single „Bad and Boujee“ stand zwei Wochen auf Platz eins der „Billboard Top 100“ und gilt als einer der wichtigsten Songs des vergangenen Jahrzehnts. Ein Erfolg, den Migos mit den beiden folgenden Alben „Culture II“ und „Culture III“ trotz starker Verkaufszahlen nicht wiederholen konnten.

Schwerer als ihr kommerzieller Erfolg wiegt ohnehin der popkulturelle Einfluss der Gruppe. Zusammen mit ebenfalls aus dem US-Süden stammenden Künstlern wie Lil Wayne, Gucci Mane, Young Thug, 21 Savage und anderen prägten Migos zumindest in der Breite eine neue musikalische Sprache, die bis heute in zeitgeistigem Pop nachhallt.

Die Zutaten: reduzierte, stanzenartige Reime in einer sedierten Stimmlage, angereichert mit einem Schmierfilm aus der Stimmbegradigungs-Software Autotune und sogenannten Adlips, bei denen Textteile am Ende einer Zeile wiederholt werden.

Hauptverantwortlich für diesen Stil war das jüngste Mitglied der Migos, Takeoff. Er prägte mit seinen immer wieder auf Triolen setzenden Stil eine ganze Generation von Musikern – gestandene Stars wie aufstrebende Künstler.

Inhaltlich drehte sich Migos Musik vor allem um die gängigen Themen des Mainstream-Hip-Hop: Geld, Autos, Drogen – und Waffengewalt. Dass mit Takeoff nun ein weiterer erfolgreicher Vertreter getötet wurde, zeigt erneut die Tragik, die dem Genre stets innewohnt.

Eine Musik, die als Vehikel zur Beschreibung und Überwindung der Lebensrealität in marginalisierten Communities entsteht. Und Künstler, die immer wieder eben jener zum Opfer fallen.

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