Kunst im Brotfabrik-Bauwagen : Eine Fotoausstellung zeigt Berliner Geschichte – und Ausflüge wie 1926
Im ehemaligen Arbeiterkiez am Prenzlauer Berg ist derzeit die Ausstellung eines „Arbeiterfotografen“ zu sehen. Neulich beim Spazierengehen stieß ich auf den Kulturwagen der Brotfabrik. In dem schick hergerichteten Bauwagen sind Kräfts Fotos ausgestellt (täglich 12-18 Uhr, bis November, der Wagen zieht aber nochmal um).
Der Bauwagen als temporärer Ausstellungsort steht nun schon im zweiten Sommer auf dem breiten Bürgersteig vor dem Wasserturm und wird dort gut besucht, erzählt die Mitarbeiterin, die an diesem Tag vor Ort ist. Seit Mai kamen etwa 2000 Besucher:innen in das kleine Haus auf Rädern. Das Konzept, die Kunst zu den Menschen zu bringen, geht hier voll auf. Obwohl doch die großen Museen gar nicht weit weg sind.
Franz Kräft war Kommunist und Arbeiterfotograf
Die Ausstellung zeigt Schwarz-Weiß-Bilder des 1992 verstorbenen Franz Kräft, einem Kommunisten mit spannendem Lebenslauf. Kräft war in den 1920er Jahren als junger Mann und gelernter Schlosser bei AEG Mitglied in der Vereinigung der Arbeiterfotografen Deutschlands (VdAFD). Später war er Teil der konspirativen „Passfälscherbande“ der KPD, aufgrund seiner fotografischen Kenntnisse war er gut im Pass-Stempel-Fälschen.
Seine Bilder von Mitte der 1920er bis zu den 60er Jahren zeigen Berliner Lokalkolorit. Mitte, Brunnenstraße, nach dem Krieg dann Potsdamer Platz und Brandenburger Tor. Besonders schön ist, dass es aus der Vorkriegszeit viele Seen, Badestellen und Freibäder aus dem Berliner Umland zu sehen gibt.
In den 20er Jahren fotografierte Kräft Jugendkultur- und Freizeit, eigene Ausflüge mit dem Faltboot auf der „Schnellen Havel“ bei Zehdenick, Zelten, Kopfsprünge im Freibad in Briese, oder Landpartien im Kremmener Wald. Dort möchte ich überall mal hin und schauen, ob die Orte noch als Ausflugsziele taugen.
Auf dieser Havelregattastrecke war ich kürzlich erst. Die ist noch top, das kann ich schon mal sagen. Zu Kräfts Weggefährten bei den Ausflügen gehörten etwa Anton Saefkow und Ewald Plenzdorf (Vater von Autor und Dramaturg Ulrich Plenzdorf). Man kennt sie heute als Widerstandskämpfer gegen die Nazis.
Der Besuch im Kulturwagen inspirierte mich dazu, auch in der Brotfabrik direkt vorbeizuschauen. Ist ja nicht weit. Dort nämlich zeigt der Maler Petros Nikas in „Crazy Flowers“ ausschließlich Blumensträuße in Vasen, allerdings in ganz unterschiedlichen Varianten.
Als Kuben oder als wirbelnde Lollipops. Blumenstillleben waren ursprünglich ein Genre das Nikas arg langweilte. Dann entdeckte er es als Möglichkeit, mit Farbe und Raum zu experimentieren. Sein Ziel ist es, sich niemals zu wiederholen.