Schwimmverband will umstrittenes Verbot prüfen
Badekappen, die speziell für Afrohaare hergestellt wurden, dürfen bei internationalen Wettbewerben nicht verwendet werden. Somit sind Kappen der Firma Soul Cap, die passende Badekappen für Menschen mit Afrohaarfrisuren wie „Dreadlocks, Wellen, Haarextensions und Braids“ herstellt, verboten, auch bei Olympia. Das entschied der Internationale Schwimmverband (Fina) vor wenigen Tagen.
Wie die BBC berichtete, habe die Fina das damit begründet, dass die Kappen sich „nicht der natürlichen Form des Kopfes anpassen“ würden. Der britischen „Metro“ gegenüber sagte der Schwimmverband außerdem, dass er keine Verwendung für die Badekappen sehen würde: Nach „bestem Wissen“ des Verbandes würden Athlet*innen, die an den internationalen Wettbewerben teilnehmen, die Kappen weder verwenden noch brauchen.
Zu den bekanntesten Schwimmerinnen, die Schwimmkappen von Soul Cap tragen, gehört Alice Dearing, die bei den Olympischen Spielen in Tokio als erste Schwarze Schwimmerin aus Großbritannien dabei sein wird. Schwarze Personen stoßen gerade beim Leistungsschwimmen immer noch auf große Hürden: Bis heute begegnen ihnen rassistische Vorurteile.
Das berichtete auch die US-amerikanische Schwimmerin Simone Manuel, die bei Olympia 2016 zweimal Gold holte. Sie war die erste Afroamerikanerin, die bei den Olympischen Spielen eine individuelle Medaille gewann. Gegenüber der US-amerikanischen Zeitung „People“ sagte sie damals: „Ich denke, dass meine Reise im Schwimmsport als Schwarze Frau mit vielen Prüfungen und Schwierigkeiten verbunden war.“
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Immer wieder seien ihr rassistische Vorurteile begegnet und sie sei gefragt worden, warum sie nicht stattdessen eine andere Sportart wie Basketball ausübe. „Es ist sehr offensichtlich, dass es in dem Denken verwurzelt ist, dass Schwarze Menschen nicht schwimmen können, nicht schwimmen sollen oder im Schwimmsport nicht erfolgreich sein können.“
Nicht zwischen Sport und Haaren entscheiden
Michael und Toks, Gründer von Soul Cap berichteten auf Instagram, dass sie aufgewachsen seien ohne zu wissen, wie man schwimmt. Erst 2018 hätten sie angefangen, Schwimmunterricht zu nehmen und dort eine Schwarze Frau kennen gelernt, die Probleme mit der Größe ihrer Badekappe hatte. Sie war nicht die einzige, sondern die Mütter, Schwestern und Freundinnen der beiden Gründer erging es ähnlich. Diese Erkenntnis habe Michael und Toks dazu veranlasst, eigene, extra große Badekappen zu kreieren: „Seither haben wir tausenden Schwimmern geholfen, ihre Liebe für das Wasser zu entdecken, indem wir ihnen die Freiheit gegeben haben, sich nicht zwischen dem Sport, den sie lieben, und dem Haar, das sie lieben, entscheiden zu müssen.“
Diese Freiheit könnte den Athlet*innen nun aber offenbar wieder genommen werden. Denn die Fina, die sämtliche Badekappen-Varianten zulassen müssen, damit sie bei Olympia getragen werden dürfen, soll die Kappen von Soul Cap nicht erlaubt haben. Diese Entscheidung stieß auf viel Kritik und Rassismusvorwürfe. Eine junge Schwimmerin sagte gegenüber BBC, dass sie enttäuscht, aber nicht überrascht sei.
Chlor schädigt die Haare
Kejai Terrelonge aus Birmingham ergänzte, dass gerade die Haarpflege eine der vielen Hürden sei, auf die sie als Schwarze Schwimmerin stoße: „Wenn ich die kleineren Badekappen benutzen würde, die alle benutzen, dann passt sie zwar auf meinen Kopf, aber weil ich zum Schutz Öl auf mein Haar gebe, würde sie beim Schwimmen herunterrutschen und meine Haare würden nass.“
Die Entscheidung der Fina könne langfristige negative Folgen haben: So betonte Olympionikin Alice Dearing bereits vor zwei Jahren im Gespräch mit BBC, wie schädlich Chlor für Afrohaar sein könne und wie wichtig dementsprechend Schutz sei. Und sie ergänzte: „Es klingt skurril, aber es kann wirklich dem Selbstbild und dem Selbstvertrauen schaden, weil Chlor die Haare schädigt.“
Die Fina hat nun auf die Kritik reagiert und will die Situation in Bezug auf Soul Cap und ähnliche Hersteller prüfen. Der Verband betont in der Stellungnahme die Bedeutung von „Inklusivität und Repräsentation“.