Jahrescharts 2022: Die Königin und ihr Hofstaat
Der Pop ist ja seit jeher besessen von Listen. Ob Verkaufscharts, Streamingzahlen oder Kritiker*innen-Rankings – ständig wird die Veröffentlichungsflut in Listenform gebracht. Zum Jahresende ist es besonders heftig, denn natürlich müssen überall die besten Alben und Songs gekürt werden.
Vor dem Blick auf die Deutschen Charts scheue ich auch sonst schon zurück, weil dieses Land einen notorisch schlechten Geschmack hat. Fremdscham-Alarm ist garantiert. Und leider bilden die erfolgreichsten Titel des Jahres 2022 keine Ausnahme: Das Vollpfosten-Lied „Layla“ von DJ Robin & Schürze belegte den ersten Platz der Single-Charts – neun Wochen hielt sich der Ballermann-Hit an der Chartspitze, 143 Millionen Mal wurde er gestreamt.
Bei den Alben dann ebenfalls keine Überraschung: Mit „Zeit“ führen Rammstein die Liste an und zwar mit großem Abstand. 340.000 Mal hat sich das elfte Nummer-Eins-Album der Berliner Band insgesamt verkauft. Wie öde.
Zum Glück gibt es noch andere Bestenlisten, an denen sich zeigt, dass 2022 ein durchaus respektables Pop-Jahr war. Das lässt sich am besten an den Kritiker*innnen-Charts ablesen. Die absolute Herrscherin heißt hier Beyoncé, deren Album „Renaissance“ am häufigsten den ersten Platz belegt. Das Portal Metacritic fand das Werk 20 Mal als Favorit der Kolleg*innen, die Aggregator-Seite „Album of the Year“ zählte 17 Nennungen.
Da kann niemand mithalten. Rosalía, Wet Leg, Big Thief, Kendrick Lamar oder Fountaines D.C, die sich dahinter tummeln, kommen höchsten auf drei bis sechs Top-Nennungen.
Sie alle bilden mit ihren ebenfalls starken Alben aus diesem Jahr den Hofstaat von Queen Bey, die zu Recht die Krone trägt. Denn „Renaissance“ ist eine beeindruckende Exkursion durch die Dancefloor-Historie – voller Anspielungen, toller Gäste, Zitate und mitreißender Songs. Die Single „Break My Soul“ gehört auch zu meinen Lieblingssongs des Jahres.
Und wie sieht es mit den Alben aus? Abgesehen von „Renaissance“ finde ich es schwierig, mich zu entscheiden. Deshalb hier alphabethisch vier weitere Alben, die ich 2022 besonders gern gehört habe: Christin Nichols: „I’m Fine“, Kae Tempest: „The Line Is A Curve“, Little Simz: „No Thank You“ und Makaya McCraven: „In These Times“.
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