Tandem ingeniale: Patricia Kopatchinskaja und Fazil Say im Kammermusiksaal

Da große Komponisten zumeist von der Taste kamen, war guter Rat von sachverständigen Virtuosen für andere Besetzungen gern gesehen. Ob im Falle von Johannes Brahms und dem Geiger Joseph Joachim, ob bei Francis Poulenc und dem Sänger Pierre Bernac, der Meister von Meisterwerken sollte durchaus im Plural verstanden werden. Das gilt auch für Ludwig van Beethoven, der seine „Kreutzer-Sonate“ dem 1778 geborenen George Bridgetower auf den Leib schrieb.
Dieses Modell musikalischer Kollaboration wird von Patricia Kopatchinskaja und Fazil Say weiterentwickelt. Während es kaum vorstellbar gewesen wäre, dass ein Beethoven, der seine Geigensonate selbst mit Bridgetower aufführte, die Rolle des primus inter pares auch nur einen Moment aus der Hand gegeben hätte, verwischt die Aufgabenteilung im Duo Kopatchinskaja-Say. Beide treten als Interpreten und als Komponisten auf, neben Says dritter Geigensolosonate op. 119 (2024) steht Kopatchinskajas UniSolo für Violine und Klavier (2025).
Prächtig entfalten sich die Doppelbegabungen in den beiden deutschen Erstaufführungen im mäßig besuchten Kammermusiksaal. Das Say gewidmete UniSoloi problematisiert schon im Titel das schwierige Verhältnis von Solo und Duo. Historisch gesehen dauerte es, bis das jeweilige Soloinstrumente dem mitspielenden Klavier auf Augenhöhe begegnen durfte. Diese Emanzipationsbewegung findet sich dahingehend gesteigert, als dass nun zumeist die Geige führt und das Klavier eher kommentiert. Dabei bildet der Kammerton a das immer wiederkehrende Zentrum des Stückes: Über Prozesse der Abweichung und Annäherung entstehen Reibungen und mikrotonale Rutscher, die auch mal ätherisch über samtenen Klavierclustern schweben.
Dramaturgisch geschickt geformt und mit Kopatchinskajas facettenreichem Geigenton, der von schauerlichem Kreischen bis zu sprudelndem Zirpen so ziemlich alles vermag, gelangt das Stück zum Erfolg und findet sich mit Karol Szymanowskis fabelhaften „Mythen“, in Zusammenarbeit mit dem Geiger Pawel Kochański entstanden, und Says „Lost Screams Sonata“ in bester Gesellschaft.
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