„Merz gegen Merz“: Was tun, wenn die Liebe geht, aber der Partner nicht?
Über Familienglück oder besser -Unglück haben sich schon viele schlaue Leute Gedanken gemacht. Ein ewiges Thema, dass die Taschen von Therapeuten, Anwälten und guten Autoren füllt. Von Tolstois legendärem ersten Satz seines Romans „Anna Karenina“ („Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich, jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Weise.“) über die Beimers in der „Lindenstraße“ bis hin zu Ralf Husmanns Familie Merz ist es im Grunde kein weiter Weg.
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Warum schauen wir uns das sonst so gerne an, wenn bei der Familie Merz wieder der Haussegen schief hängt: „Merz gegen Merz – Geheimnisse“ (ZDF Mediathek und ZDF, 12.9., 20.15 Uhr)? Diesmal kommt’s noch dicker: Während Erik Merz (Christoph Maria Herbst) nach der Trennung versucht, sein Leben ohne Anne (Annette Frier) auf die Reihe zu bekommen und dabei immer tiefer in die Flasche schaut, braucht deren Eventagentur dringend eine Finanzspritze.
Das Erbe ihres Vaters scheint die erhoffte Lösung zu bringen, wäre da nicht eine Halbschwester, von der bisher nicht einmal Annes Mutter wusste.
Wunderbar, dass das ZDF nach dem Serien-Aus der Merz-Familie einen zweiten 90-Minüter folgen lässt. Noch wunderbarer, dass „Stromberg“-Autor Ralf Husmann es wieder hinkriegt, seinen durchaus gewöhnungsbedürftigen Humor in die Primetime zu bringen. Da lässt man ihm auch das etwas überstrapazierte Familienfilm-Motiv mit der plötzlich auftauchenden außerehelichen Tochter durchgehen.
Satirisch, überspitzt, mit feingeschliffenen Dialogen, gleichzeitig warmherzig und mit tiefer Sympathie für seine Figuren. Komik und Tragik, das Schwere im Leichten suchen, immer auch Themen verhandeln, die die Gesellschaft sorgen, zum Beispiel Krankheit und Altwerden wie mit dem Demenz-kranken Vater in „Merz gegen Merz“, dem Husmann bei allem Klamauk Anmut und Würde verleiht.
Am wunderbarsten natürlich der Hauptcast: Annette Frier und Christoph Maria Herbst (gerade beim Filmfestival in Ludwigshafen mit dem Schauspielpreis geehrt) ist dieses missglückte Ehepaar Merz auf den Leib geschrieben. Auch im fünften Jahr scheint ihnen die Lust auf diese dysfunktionale TV-Familie nicht verloren zu gehen, im Gegenteil.
Ein Ratgeber für Familienglück? Ist es möglich, getrennt und trotzdem weiter eine Familie zu sein? Schauen Sie „Merz gegen Merz“. Sehr empfehlenswert wieder, auch und gerade für (unglückliche) Ehepaare.