Hertha BSC gewinnt 2:0 gegen Arminia Bielefeld
Späte Tore sind bei Fußballspielen im Olympiastadion inzwischen schon fast ein fester Programmpunkt. Bei den jüngsten beiden Heimspielen von Hertha BSC fiel jeweils kurz vor Schluss noch der Ausgleich gegen die Berliner. Auch am Samstag gegen Arminia Bielefeld gab es quasi mit dem Abpfiff wieder einen emotionalen Ausbruch. Doch statt Frust erlebte Hertha diesmal die pure Freude.
Mit der letzten Aktion des Spiels wuchtete Davie Selke den Ball aus gut 20 Meter Entfernung zum 2:0 (0:0)-Endstand für den Berliner Bundesligisten ins Tor. Der Stürmer, kurz zuvor eingewechselt, wusste nach seinem ersten Saisontreffer gar nicht wohin mit seinen Emotionen. Es beseitigte die letzten Zweifel an diesem eminent wichtigen Heimsieg für Hertha.
Vor den beiden schwierigen Aufgaben zum Abschluss der Vorrunde (in Mainz und gegen Dortmund) gestaltet sich die Situation jedenfalls schon wieder deutlich entspannter. Der Abstand auf die Bielefelder auf dem ersten Abstiegsplatz beträgt recht komfortable acht Punkte. „Für den ganzen Verein war es ein wichtiges Spiel und ein wichtiger Sieg“, sagte Herthas neuer Trainer Tayfun Korkut.
Im Vergleich zu seinem Debüt vor einer Woche beim VfB Stuttgart hatte er die Startformation auf zwei Positionen verändert: Jordan Torunarigha und Myziane Maolida mussten auf die Bank, dafür spielten Niklas Stark und Suat Serdar. Der kurzfristig wegen muskulärer Probleme ausgefallene Peter Pekarik wurde von Deyovaisio Zeefuik ersetzt.
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]
Anfänglich war es ein Spiel von bescheidenem Niveau, passend zu den Tabellenplatzierungen beider Mannschaften. Viele Fehler und Ungenauigkeiten, Missverständnisse und wenig Spielfluss: So sah es zu Beginn aus. Der Ball flipperte verlässlich zwischen den beiden Teams hin und her. Nach der fahrigen Anfangsphase aber fand Hertha besser ins Spiel. „Es gab viele Momente, wo wir richtig gut nach vorne gespielt haben“, sagte Korkut.
Die Berliner waren aktiver und in ihren offensiven Bemühungen deutlich stringenter als die harmlosen Bielefelder, die nach vorne so gut wie keine Gefahr entwickelten. „Wir haben sehr oft falsche Entscheidungen getroffen“, sagte Arminias Trainer Frank Kramer. „Dadurch ist vieles ins Leere gelaufen.“ Das lag auch an einem über weite Strecken konzentrierten Auftritt der Berliner, die die Balance zwischen Mut in der Offensive und defensiver Stabilität deutlich besser hinbekamen als noch in der Woche zuvor gegen den VfB.
Überhaupt lag Hertha bei allen statistischen Werten – Ballbesitz (58:42 Prozent), Torschüsse (18:9), Zweikämpfe (53:47) – vorne. Auch bei den Chancen. Die ersten Gelegenheiten resultierten nach zehn Minuten aus den ersten beiden Ecken des Spiels: Zunächst flog ein Kopfball von Niklas Stark knapp am Tor vorbei, dann flutschte Bielefelds Torhüter Stefan Ortega der Ball durch die Finger, so dass eine eigentlich ungefährliche Situation noch einmal brenzlig wurde.
Die besten Chancen der ersten Halbzeit wurden über Herthas rechte Seite vorbereitet. Ishak Belfodil legte den Ball zurück auf Suat Serdar, aber dessen Schuss kam zu lasch und zu mittig aufs Tor der Bielefelder. Ortega hatte keine Mühe. Kurz darauf war Arminias Torhüter schon geschlagen, doch hinter ihm, auf der Linie, brachte Innenverteidiger Joakim Nilsson seinen Kopf nach dem Schuss von Serdar noch in die Flugbahn des Balles und verhinderte die Führung der Berliner.
Mut in der Offensive und defensive Stabilität
Kurz nach der Pause war dann kein Bielefelder Kopf oder Fuß mehr im Weg. Belfodil leitete eine Hereingabe von Marvin Plattenhardt weiter in die Mitte zu Jovetic, der den Ball unbedrängt zum 1:0 einschießen konnte. „Super gespielt“, sagte Trainer Korkut an der Seitenlinie.
Belfodil und Jovetic, die unter Korkuts Vorgänger Pal Dardai aus unterschiedlichen Gründen nur eine untergeordnete Rolle gespielt hatten, harmonieren immer besser. Auch den Ausgleich in Stuttgart hatte Jovetic auf Vorarbeit von Belfodil erzielt. Mit nun fünf Saisontoren ist der Montenegriner Herthas bester Torschütze in dieser Saison. „Es macht einfach Spaß, wenn man vorne zwei Zocker hat wie Belfodil und Jovetic“, sagte Suat Serdar.
Angesichts der offensiven Harmlosigkeit der Bielefelder, die in dieser Saison erst zehn Tore geschossen haben, sprach nach der Führung alles für Hertha. Aber wie schon in den vergangenen Heimspielen versäumte es die Mannschaft, das Spiel vorzeitig für sich zu entscheiden. Dedryck Boyata verfehlte mit einem Kopfball knapp das Tor, der eingewechselte Krzysztof Piatek scheiterte am Fuß von Ortega. So blieb es spannend fast bis zum Abpfiff und Selkes Treffer in der fünften Minute der Nachspielzeit. „Wir verpassen es immer, dass wir es in den letzten zehn Minuten mal entspannter angehen lassen können“, sagte Serdar nach Herthas erstem Sieg seit Ende Oktober. „Da kriegt man schon ein bisschen Angst.“