Aus dem Nachwuchsbereich zum besten Profiverein: Wie einem Berliner Volleyballer das kleine Wunder gelang
Ein bisschen ungläubig wirkte Djifa Amedegnato immer noch. Und das, obwohl die großen Neuigkeiten bereits einige Wochen zuvor verkündet worden waren: Der 20-jährige Volleyballer wird in der kommenden Saison für den Rekordmeister BR Volleys spielen. In der Welt des deutschen Volleyballs ist das so etwas wie das Nonplusultra. Nur die wenigsten Spieler schaffen es zu dem Verein, der in der vergangenen Spielzeit sowohl Meisterschaft als auch Pokal gewann und in der Champions League immerhin das Viertelfinale erreichte.
„Damit hätte ich nie im Leben gerechnet“, sagt Amedegnato. „Ich habe die BR Volleys zum ersten Mal gesehen, als ich elf Jahre alt war. Die Halle war ausverkauft, es war eine unglaubliche Stimmung. Da habe ich den Volleyball lieben gelernt. Ich hätte nie gedacht, dass ich dort selbst mal spielen dürfte.“
Angefangen hat der gebürtige Berliner mit dem Volleyball schon zu Grundschulzeiten. „Ich war relativ groß für mein Alter“, sagt Amedegnato. „Ich mag den Mannschaftssport. Man hat immer Teamkollegen, auf die man sich verlassen kann. Der Druck verteilt sich auf mehrere Schultern. Man unterstützt sich gegenseitig.“
In seiner Jugend spielte Amedegnato beim Berliner TSC. Als 14-Jähriger schlug er bereits für die U16-Mannschaft auf, wenig später war er in der Landesauswahl beim Bundespokal dabei. „Wir haben damals eine Mannschaft mit den besten Spielern Berlins zusammengestellt, die unter dem Namen SCC aufgelaufen sind. Gemeinsam haben wir mehrere Turniere gewonnen.“
Auch in den darauffolgenden Namen lief er beim SCC auf. Nach dem Abitur absolvierte er überdies ein freiwilliges soziales Jahr beim Sportverein aus Charlottenburg. „Es ist beeindruckend, was Jugendtrainer und Mitarbeiter im Berliner Nachwuchsbereich leisten“, sagt Amedegnato. Weil es zu wenig Trainer und Hallen in der Stadt gäbe, sei die Gesamtsituation herausfordernd. Umso anerkennenswerter sei der Einsatz Einzelner. „Man versucht jeden noch so kleinen Zeitslot zu nutzen, um Kindern Volleyball beizubringen.“
Zuletzt spielte Amedegnato beim Tabellenletzten Netzhoppers
Während seines Freiwilligen Sozialen Jahres brachte Amedegnato Kindern und Jugendlichen Aufschläge, Blöcke und Angriffe bei. „Noch lieber stehe ich aber auf dem Feld“, sagt er und lacht. Von 2020 bis 2023 spielte er daher beim Nachwuchsverein VC Olympia, wechselte anschließend zu den Netzhoppers Königs Wusterhausen, die die vergangene Saison auf dem letzten Tabellenplatz abschlossen. Nun kam das Angebot aus Berlin.
Dass Amedegnato von den Volleys verpflichtet wurde, ist auch Zeichen einer neuen Strategie. Bis vor einigen Jahren war es üblich, dass die Volleys Talente vom VC Olympia rekrutierten, wie den Mittelblocker Anton Brehme. Doch seit einigen Jahren investiert der Verein vor allem in Spitzenspieler aus dem Ausland. Das soll sich nun wieder ändern.
Dass ich aus dem Berliner Nachwuchs komme, war sicher ein Pluspunkt.
Djifa Amedegnato, Neuzugang der BR Volleys
„Wir wollen, so weit es geht, deutsche Spieler verpflichten, denn das sind Identifikationsfiguren“, sagte Volleys-Manager Kaweh Niroomand auf der Saisonabschlussfeier. Daher setzt der Verein zum einen auf deutsche Nationalspieler und zum anderen auf Nachwuchsspieler wie Amedegnato.
„Kaweh meinte, dass mein Spielstil noch ausbaufähig sei, aber er großes Potenzial sieht“, sagt Amedegnato über das erste Gespräch mit dem Manager. „Dass ich aus dem Berliner Nachwuchs komme, war sicher ein Pluspunkt.“
In Berlin soll er künftig die Position des zweiten Zuspielers besetzen, neben Nationalspieler Johannes Tille, dem ersten Zuspieler, der sich zuletzt immer wieder hervorgetan hat und im Sommer an den Olympischen Spielen in Paris teilnimmt. Amedegnato freut sich darauf, von ihm zu lernen. „Ich werde vielleicht nicht viel spielen können, aber ich darf jeden Tag mit dem besten Zuspieler Deutschlands trainieren. So werde ich mich hoffentlich über die Jahre sehr verbessern.“
Doch auch wenn er sein Team voraussichtlich erst einmal von der Bank anfeuert, wird er genauso wie die anderen bei den Spielen in die Halle einlaufen – zumeist unter Feuerwerk und tosendem Applaus der Zuschauenden. „Darauf freue ich mich am meisten. Dann werde ich das Ganze richtig realisieren.“