Anpassung an den Klimawandel : Berlin braucht mehr Grün und weniger Beton

Jetzt wissen wir also, wohin die Reise in Berlin politisch gehen soll. Wir wissen zudem aus eigener Erfahrung und nunmehr auch höchstamtlich bestätigt, dass es eine heiße Reise wird: Der vergangene Sommer war in Europa der wärmste, der jemals gemessen wurde. Und er steht in einer inzwischen langen Reihe von jeweils wärmsten Sommern und Wintern. Die Wälder und Flüsse litten, die Landwirtschaft litt, die Tiere litten, die Menschen litten.

Wenn also der auch dank vieler Steuerspargesetze superreiche Springer-Chef Matthias Döpfner locker mal an einen Kumpel schreibt, er fände den Klimawandel doch ganz gut, Modell: Palmen vor der Havelvilla, ist das bestenfalls Idiotie. Eigentlich aber ist das menschenfeindlicher Zynismus, Modell: Ich erleb die Folgen meines Lebensstils eh nicht, und meine superreichen Erben können ja ins dann eisfreie Grönland fliegen. Was kümmert mich die Welt?

Der Klimawandel trifft vor allem die Armen und die Nicht-so-Reichen, raubt den Alten, den Jungen, den Schwachen die Lebenschancen. Das wird viel zu oft ignoriert. Wie also wird aus Berlin eine Stadt, die nicht nur superreiche Zyniker bewohnen können?

Darauf haben bisher alle Parteien bestenfalls vage Antworten. Dabei müssten sie oft nur in die Handbücher der Altbau-IBA von 1987 in West-Berlin sehen. Dort steht bereits: Wir brauchen viel, viel mehr Grün an allen Wänden, Dächern und Freiflächen, wassersparende Abfall- und Entsorgungssysteme, Solar- und Windenergie, wo es nur geht, billige Mieten, die nicht durch Raffgier verteuert werden, so dass die Menschen auch dicht und damit platzsparend zusammen wohnen können, Straßen als Lebensraum für alle etc.

Also: Steinplätze wie die rund um das Humboldt-Forum sind indiskutabel, jedes Neubauprojekt – auch Straßen! – muss eine Gesamtenergiebilanz erhalten und seine unbedingte Notwendigkeit beweisen, bevor es genehmigt wird, das politische Greenwashing von im Betonkern massiv Energie-, Platz- und CO2-verschwendenden Bauten wie dem Museum der Moderne sollten wir uns sparen. Das sind die Themen der Zeit. Die für die Bauverwaltung unter Petra Kahlfeld offenbar so zentrale Frage, ob die Bauakademie nun ganz nach Schinkel oder teilweise à la Schinkel aus Ziegeln nachgebaut wird, ist dagegen eher nichtig.