4:1-Heimsieg gegen Mönchengladbach: Hertha BSC gelingt Befreiungsschlag im Abstiegskampf

Der Ball flog wie ein Strich, er knallte an die Unterkante die Latte, prallte von dort ins Netz. Und dann wackelte das gesamte Olympiastadion. Marton Dardai, der aus mehr als 25 Metern abgezogen, lief gleich weiter Richtung Ostkurve. Es war der Moment, in dem bei Hertha BSC die Hoffnung zurückkehrte.

Was für eine Geschichte: Die ganze Saison über war Dardai, hervorgegangen aus der eigenen Jugend und durch seinen Vater Pal gewissermaßen Herthaner von Geburt an, von Trainer Sandro Schwarz kaum berücksichtigt worden. An seinem 21. Geburtstag stand er nun zum zweiten Mal in dieser Spielzeit in der Startelf – und traf kurz nach der Pause zum 2:1 für Hertha BSC. Am Ende hieß es sogar 4:1 (1:1) gegen Borussia Mönchengladbach.

„Wir haben echt alles reingeworfen, jeder hat für jeden gekämpft, in jeden Zweikampf haben wir uns reingeschmissen“, sagte Marco Richter nach dem Erfolg, der eine schwarze Serie beendete und Hertha wieder zuversichtlicher der Zukunft entgegenblicken lässt.

Hertha hatte anfangs wenig Zugriff auf das Spiel

Durch den ersten Sieg des Jahres nach zuvor vier Niederlagen verbesserten sich die Berliner in der Tabelle der Fußball-Bundesliga zumindest mal auf den Relegationsplatz. Diesmal hatte sich die Mannschaft nicht unterkriegen lassen, obwohl sie erneut in Rückstand geraten war. Hertha wehrte sich, und Hertha erkämpfte sich das Glück, das sich zuletzt so rar gemacht hatte.

„Es hat alles zu diesem super Sonntag gepasst“, sagte Richter. Bevor Dodi Lukebakio in der Nachspielzeit per Elfmeter den 4:1-Endstand erzielte, hatten drei Spieler getroffen, die aus dem eigenen Nachwuchs hervorgegangen sind: Jessic Ngankam, Marton Dardai und in der Nachspielzeit Derry Scherhant, der erstmals in der Bundesliga traf. Drei Eigengewächse unter den Torschützen: „Ich bin mir sicher, dass sich sehr viele freuen werden“, sagte Trainer Schwarz. „Ich auch natürlich.“

Dardai war einer von drei Neuen in Herthas Startelf. Auch Tolga Cigerci und Ngankam kamen neu ins Team, spielten beide erstmals von Anfang an. Zudem stellte Schwarz, wie erwartet, auf ein 3-5-2 um. Der erhoffte Effekt stellte sich allerdings erst einmal nicht ein. Im Gegenteil.

Hertha hatte in der Anfangsphase kaum Zugriff aufs Spiel. Vorne liefen Florian Niederlechner und Jessic Ngankam Gladbachs Viererkette vergeblich an, hinter ihnen klaffte eine so große Lücke, dass die ballsicheren Borussen wenig Mühe hatten, sich aus dem Pressingdruck zu befreien. Und im Spielaufbau fehlte eine schlüssige Idee.

Die Gäste aber machten zu wenig aus ihrer Kontrolle über das Spiel. Gefährlich wurden sie nur nach Standards. Nach der ersten Ecke setzte Marcus Thuram den Ball per Kopf über das Tor. Knapp zehn Minuten später machte es Innenverteidiger Nico Elvedi besser und köpfte zum 1:0 ein. Allerdings hatte Elvedi nach dem Eckball des früheren Herthaners Luca Netz auch keinen Gegenspieler, der ihn behinderte.

Erstes Tor nach 300 Minuten

Hertha wirkte in dieser Phase ein wenig ratlos, hatte aber Glück, dass die Gäste sich diese Ratlosigkeit nicht entschiedener zunutze machten. Die Berliner blieben im Spiel, erst recht nach dem Ausgleich, der aus dem Nichts kam. Richter eroberte an der Seitenlinie den Ball, spielte einen Doppelpass mit Cigerci, der den Ball per Hacke zurückbeförderte, und nach Richters flacher Hereingabe musste Ngankam nur noch seinen Fuß hinhalten.

Fast 300 Spielminuten hatten die Berliner auf einen Torerfolg warten müssen. Entsprechend gewaltig fiel der Aufschrei im Olympiastadion auch. Auch die Mannschaft wirkte nun befreiter. „Fußball ist viel Psychologie“, sagte Torhüter Oliver Christensen. Hertha ging aggressiver und mutiger zu Werke und baute deutlich mehr Druck auf. Das blieb auch nach der Pause so. Die Berliner gingen durch Dardais Traumtor zurecht in Führung.

Dass ihr Sieg in den verbleibenden 40 Minuten nie mehr ernsthaft in Gefahr geriet, sprach zum einen gegen die offensiv biederen und bis auf wenige Momente in der Schlussphase offensiv komplett harmlosen Gladbacher. Es sprach aber vor allem dafür, dass Hertha offenbar kapiert hat, was gerade für die Mannschaft und den Verein auf dem Spiel steht.

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