Willkommen in den Achtzigern, 1. FC Union!
Auf der letzten Mitgliederversammlung des 1. FC Union hat sich doch tatsächlich jemand getraut zu fragen, ob vegane Würstchen im Stadion eine Option seien. Was damals schon zu einer peinlichen Szene führte, geht nun in die Verlängerung, nur diesmal noch öffentlicher.
So äußerte sich Union-Präsident Dirk Zingler in der „Sport-Bild“ folgendermaßen: „Ich habe grundsätzlich nichts gegen vegane Würstchen, aber wir werden nicht jeden Wunsch erfüllen. Fußball bedeutet bei uns: Bratwurst, Bier, 90 Minuten Fußball.“ Eigentlich wenig überraschend, dass solch eine Aussage von ihm kommt – trotzdem traurig.
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Vegane Essensvarianten im Stadion anzubieten, scheint also eindeutig zu viel verlangt. Dabei hat Union sogar einen Partner, der das entsprechende Sortiment vorweist. Man möchte es also einfach nicht anbieten. Wo kommen wir denn da auch hin? Am besten auch noch alkoholfreies Bier? Hafermilch im Kaffee? Und überhaupt sollte man das ganze Konzept mit der Abseitsregelung, Elfmeterschießen und Nachspielzeit wirklich noch einmal überdenken! Es war doch alles gut, wie es war, wer braucht schon Veränderung? Vor allem nicht im multikulturellen Berlin.
Doch Zingler beließ es nicht bei Würstchen, sondern hatte auch zum Thema geschlechtergerechte Sprache ein paar populistische Parolen übrig. „Wir werden als Klub nicht gendern“, sagte Zingler. Die Sprache im Stadion dürfe zwar rau sein, aber nicht verletzend oder diskriminierend – was natürlich nicht der Fall ist, wenn nicht gegendert wird und anscheinend nicht jede Person willkommen ist. Dafür, dass Zingler stets darauf beharrt, sein 1. FC Union sei ein ganz weltoffener Verein, sind diese Aussagen schwach. Union möchte niemanden ausschließen, erzählt aber seinen eigenen Fans, dass ihr Anliegen völlig egal ist.
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Und beim Thema Essen muss man sich doch wirklich fragen, wem denn etwas weggenommen wird, wenn auch vegane Alternativen angeboten werden? Es werden wohl trotzdem alle auf ihre Kosten kommen und auch der Herr Zingler darf weiterhin Bratwurst und Bier dazu genießen. Wahrscheinlich wollte er mit seinem empörungsheischenden „Nur Bier und Bratwurst“-Gezeter einfach mal wieder polarisieren. Doch solche Aussagen kann er gerne beim nächsten Kneipenstammtisch rauslassen und nicht in der Rolle des Präsidenten eines Bundesliga-Vereins.
Wer nun Angst hat, im Stadion An der Alten Försterei kulinarisch nicht auf seine Kosten zu kommen, der kann gerne mal beim Regionalligisten Tennis Borussia vorbeischauen, der via Twitter versichert, dass im Mommsenstadion sowohl Veganer*innen als auch Fleischesser*innen satt werden. „Come as you are. Die S3 fährt ab Bahnhof Köpenick ohne Umsteigen durch.“