Fußball-Bundesliga: „Außergewöhnliche Mentalität“: Kompanys wildes Bayern-Debüt
Der neue Bayern-Coach Vincent Kompany hat einen großen Vorteil im internationalen Fußball-Geschäft: Er kann seine Anweisungen in deutscher, englischer und französischer Sprache geben. Bei seinem ersten Spiel als Bundesliga-Trainer wählte der Belgier dazu noch eine besonders altmodische Form der Kommunikation: Er schickte den neuen Bayern-Rekordspieler Thomas Müller in der zweiten Halbzeit mit einem Zettel mit taktischen Anweisungen auf das Spielfeld.
Als Kompany dies am Sonntag in der 65. Minute tat, lagen die Bayern gerade mit 1:2 beim VfL Wolfsburg zurück. Eine halbe Stunde später hatten sie das erste Spiel der neuen Saison doch noch mit 3:2 (1:0) gewonnen. „Er hat gute Entscheidungen getroffen und sich nicht anstecken lassen“, lobte Sportdirekor Christoph Freund das Bundesliga-Debüt seines neuen Trainers.
Kompany selbst war der Neustart des entthronten deutschen Serienmeisters eindeutig zu wild. In der ersten Halbzeit dominierte sein für mehr als 120 Millionen Euro verstärkter Kader das Spiel in allen Belangen und ging durch Jamal Musiala (20. Minute) auch verdient in Führung. Nach der Pause traf Wolfsburgs Lovro Majer zweimal in nur acht Minuten (47./Foulelfmeter/55.) und schoss den Ball mitten in dieser turbulenten Phase auch noch einmal gegen den Pfosten (51.).
Zwei Gegentore in acht Minuten
Dass ein Eigentor von Jakub Kaminski (65.) und der Siegtreffer von Serge Gnabry (82.) dieser Partie vor 28.917 Zuschauern noch eine weitere Wende gaben, lässt aus Bayern-Sicht gleich zwei Schlüsse zu: Wie schon in der vergangenen Saison lässt sich die Mannschaft von unerwarteten Rückschlägen wie dem Wolfsburger Ausgleich zu schnell aus der Bahn werfen. Das 1:2 fiel nach einem schweren individuellen Patzer von Verteidiger Minjae Kim.
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Anders als in der ersten titellosen Saison seit zwölf Jahren aber zeigten die Bayern unter Kompany auch eine lange vermisste Widerstandsfähigkeit. „Was man immer sieht und was man auch in der Vorbereitung gesehen hat: Die Mentalität, die Basis, die am wichtigsten ist, war hinten raus super. Wir haben verdient gewonnen“, sagte Müller nach seinem 709. Pflicht- und 474. Bundesliga-Spiel für die Münchner. In der Liga ist er nun vor Sepp Maier der alleinige Rekordhalter in der ruhmreichen Geschichte dieses Vereins.
Kompany hat erst ein Bundesliga-Spiel mit dem deutschen Rekordmeister hinter sich. Aber er weiß schon sehr genau, dass in diesem Club nur Ergebnisse zählen. Also schloss sich am Ende auch der 38-Jährige der positiven Lesart dieses Spiels an und sagte: „Ich bin sehr glücklich mit der ersten Halbzeit. Das war etwas, auf dem man aufbauen kann. Es ist naiv, zu glauben, dass es ein einfaches Spiel wird, wenn der Gegner nach der Pause nach 20 Sekunden trifft. Am Ende des Tages möchte ich die außergewöhnliche Mentalität des Teams herausstellen.“
Nur ein Neuzugang in der Startelf
Auch ein Blick auf Kompanys erste Personalentscheidungen am Sonntag zeigte: So groß, wie er ursprünglich angedacht war, fiel der Umbruch beim FC Bayern in diesem Sommer gar nicht aus.
Mit dem Franzosen Michael Olise stand nur ein Neuzugang in der Startformation. Verkaufskandidaten wie Leon Goretzka und Kingsley Coman gehören immer noch zum Kader.
Auffällig ist, dass gleich mehrere Spieler unter Kompany offenbar einen deutlich größeren Stellenwert besitzen als unter seinem Vorgänger Thomas Tuchel: Joshua Kimmich etwa spielte nun wieder im Mittelfeldzentrum. Und rechts hinten durfte anstelle des deutschen Nationalspielers der Franzose Sacha Boey ran, von dem es in den vergangenen Monaten noch hieß, er sei nur bedingt Bayern-tauglich.
Gerade Boey und Olise fielen auf der rechten Seite zunächst als dynamisches Duo positiv auf. Das 1:0 durch Musiala bereitete Boey mit einem seiner vielen Vorstöße vor. Den Elfmeter zum 1:1 durch Majer verschuldete der Wintertransfer von Galatasaray Istanbul später allerdings auch. Zum wechselhaften Auftritt seines Teams an diesem ersten Spieltag passte das sehr gut.
© dpa-infocom, dpa:240825-930-213035/1
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