George Grosz kommt in die Tankstelle
Berlin bekommt ab 13. Mai ein George-Grosz-Museum: in der Bülowstraße 18, keine zehn Minuten Fußweg von der Neuen Nationalgalerie entfernt, wo sein berühmtestes Werk, „Die Stützen der Gesellschaft“, hängt. Dahinter steckt eine Privatinitiative, der 2015 gegründete Verein „George Grosz in Berlin“ mit Ralph Jentsch an der Spitze, der den Nachlass des Künstlers betreut.
Der Ausstellungsort ist ein Juwel der Wirtschaftswunderarchitektur
Zum Clou aber wird das Museum durch seine Adresse – eine 50er-Jahre-Tankstelle und Juwel der Wirtschaftswunderarchitektur. Der Galerist Juerg Judin hatte sie für sich 2008 als Wohnsitz umgebaut und einen Anbau hinzugefügt. Nun überlässt er das markante Ensemble für zunächst fünf Jahre dem Verein als Ausstellungsort unter dem Titel „Das Kleine Grosz Museum“.
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Während Judin zuvor im ehemaligen Schalterraum sein Wohnzimmer hatte und in der Werkstatt die Küche, kommen dort nun das Café und Museumseingang hinein, der Anbau wird für die Ausstellungen genutzt. Neben einer Dauer- soll es zwei Wechselausstellungen pro Jahr geben, beginnend mit „Gross vor Grosz“ zum Frühwerk des Künstlers, der aus Protest gegen den Ersten Weltkrieg seinen Namen aus Georg Ehrenfried Gross in George Grosz änderte.
Das Museum soll „ein Ort der Gegenwart und Politik“ werden
Die zweite Ausstellung widmet sich seiner Reise 1922 nach Sowjet-Russland und soll sein Verhältnis zur KPD thematisieren. Darüber hinaus wird ein Veranstaltungsprogramm angekündigt. Das Museum soll „ein Ort der Gegenwart und Politik“ werden, heißt es.
Vor allem könnte das Haus ein Ort zum Verweilen werden in der ansonsten sehr rauen Nachbarschaft mit Prostitution und Drogenhandel. Judin hatte damals im Außenbereich, der einstigen Tankstellenzufahrt, einen Karpfenteich mit Bambushain und Kiefern angelegt. Seine Galerie in der ehemaligen Tagesspiegel-Druckerei in der Potsdamer Straße führt er weiterhin auch nach dem Auszug aus seinem Privatdomizil.
Der Galerist Judin ist Grosz-Fan, er stellte ihn ebenfalls aus
Am abermaligen Umbau der Tankstelle, diesmal als Museum für eine sechsstellige Summe, ist er als erklärter Grosz-Fan selbst beteiligt. 2009 präsentierte er das Spätwerk des Künstlers in seiner Galerie, damals noch in der Heidestraße.
Nach den ersten fünf Jahren will man beim „Kleinen Grosz Museum“ weitersehen, wie es läuft. „Sofern es ausreichend Unterstützer findet und die langfristige Finanzierung gesichert werden kann, soll aus dem temporären Museum eine dauerhafte Institution werden“, stellt der Verein in Aussicht. Bei den Unterstützern sei weniger der Kultursenat ins Auge gefasst, sondern an Berliner Bürger und Unternehmen gedacht, erklärte Kurator Pay Matthis Karstens auf Nachfrage.