Was Kirill Petrenko und sein Orchester planen

Olaf Maninger ist eigentlich fürs Geschäftliche zuständig. Als Medienvorstand der Berliner Philharmoniker berichtet er bei den Saison-Pressekonferenzen traditionell von all den technisch basierten Aktivitäten, mit denen das Orchester seinen Ruf in die Welt hinaus trägt – und im Idealfall dabei auch noch ein wenig Geld verdient. Also über die Digital Concert Hall, das eigene Plattenlabel, die Konzertübertragungen im Fernsehen sowie in die Kinos. Olaf Maninger ist aber auch philharmonischer Solocellist – und ein glühender Fan seines Chefdirigenten Kirill Petrenko. Also hebt er am Mittwoch zu einer Eloge an, bevor es um die harten Fakten geht, schwärmt davon, wie beglückend es sei, mit Petrenko „die Musik in solcher Tiefe zu entdecken“ – und zwar bei wirklich jedem Werk, das bei ihren gemeinsamen Programmen auf den Notenpulten liegt.

Der so Belobigte hingegen hatte zuvor kein Wort über die Zusammenarbeit mit dem Orchester verloren. Sondern in recht trockener Manier dargelegt, was er so alles vorhat in der Spielzeit 2022/23: von allem etwas nämlich, Kernrepertoire und Raritäten, mehr Mozart als bisher, endlich ein Oratorium von Mendelssohn, drei Uraufführungen, Richard Strauss’ Oper „Die Frau ohne Schatten“, ein Silvesterkonzert mit italienischen Schmankerln und dem Tenor Jonas Kaufmann, Korngolds Fis-Dur-Sinfonie auf der USA-Tournee im November und, nicht zu vergessen, die Kinderkonzerte.

“Ich hoffe, dass ich dem Orchester etwas Gutes tun kann”

Erst auf Nachfrage ist Kirill Petrenko dann doch noch etwas über die seit 2019 bestehende Liaison mit dem Orchester zu entlocken. Wobei er überraschend zurückhaltende Worte wählt: „Wir beginnen, einander zu vertrauen“, „die Arbeit wird persönlicher“, „ich hoffe, dass ich dem Orchester etwas Gutes tun kann“, „wir sind zusammen auf einem richtig guten Weg“. Die Flitterwochenphase ist wohl definitiv vorbei, der Weg durch die Ebene – die bei den Philharmonikern natürlich immer ein Hochplateau ist – nicht ohne Mühen.

Ambitioniert ist ein Festival mit 24 Veranstaltungen zu „Kunst und Musik der 1950er- und 60er Jahre“ im Februar 2023, bei dem Werke von György Ligeti im Mittelpunkt stehen werden. Dass ihr eigenes Haus, also Scharouns Philharmonie, selber zu den bedeutendsten Kunstwerken dieser Zeit gehört, blieb bei der Pressekonferenz merkwürdigerweise unerwähnt.