Bombenspaß im Ally Pally: Kräftige Kerle, kleine Pfeile

Luke Littler ist das größte Darts-Talent der Welt. Und dass es der Teenager aus Warrington im Ally Pally auch diesmal ins WM-Finale schaffen kann, daran zweifelt kein Fan der kräftigen Kerle und kleinen Pfeile. Bei so viel Durchschlagskraft haben sie ihm schon früh den Spitznamen „The Nuke“ verpasst, weil er halt eingeschlagen ist wie eine nukleare Waffe?

Zum Glück nicht. Verstehen muss man es nicht, warum in Hochzeiten diverser Kriege und der immerwährenden Bedrohung eine Atomwaffe als Namenspate herhalten muss. Doch im englischsprachigen Raum, wenn es um Sport geht, ja selbst im Tennis gab es das schon in den USA. Wir erinnern uns an „Jimmy the Bomb“ (Jimmy Connors) oder „Pistol Pete“. Und dann hören wir mal schnell auf zu moralisieren. Entstammen wir doch aus der Nation, die trotz der Hypothek von gar nicht so weit zurückliegenden zwei Weltkriegen einen „Bomber der Nation“ hatte, nämlich Fußballer Gerd Müller.

Gut, es hat sich viel geändert in den jüngsten Jahrzehnten. Was Kriegsmetaphern angeht, sind sie in der hiesigen Sportszene sensibler geworden. Titanen gehören der Vergangenheit an und stehen nicht mehr auf dem Fußballplatz.

Eines haben die Frauen an der Dartsscheibe übrigens den Männern voraus, sie müssen sich nicht als Atombombe bezeichnen. Dafür als Königinnen wie Fallon Sherrock („Queen of the Palace“), Blumen (Lisa Ashton „The Lancashire Rose“) oder als „Beau ‘n’ Arrow“ ( Beau Greaves).

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Männer an die Waffen, Frauen ans Blumenbeet. Wer nun erwartetet hätte, dass der Darts-Kracher des Jahres zu einem Paradies der Gleichberechtigung werden kann, die oder der wird enttäuscht. Die Vorbilder des Darts sind eben die etwas anderen Sportler, die ihren Fans im Ally Pally Bombenspaß zum Jahresende bescheren.

Welcher Profisportler außerhalb des Darts würde schon sagen, dass er bei der Ernährung vor allem auf Fastfood setzt (wie Luke Littler). Darts ist eben Unterhaltungsbranche hoch zehn. Mit den Jungs, die so aussehen, als kämen sie aus dem Pub von nebenan, den die Besten von ihnen aufgrund ihrer Verdienste allerdings kaum noch betreten dürften. Freuen wir uns also auf spannende Entscheidungen bei der Darts-WM. Aber bitte nur Pfeile und keine Bomben werfen.