Tagesspiegel-Leserumfrage: Das waren die besten Comics des Jahres 2024
Das Jahr neigt sich dem Ende zu – und wie in den Vorjahren wollen wir auch diesmal wieder von unseren Leserinnen und Lesern wissen: Welches waren für Sie die besten Comics des vergangenen Jahres? Und warum?
Die mit der Umfrage verbundene Verlosung ist beendet, die Gewinnerinnen und Gewinner werden in den kommenden Wochen benachrichtigt. Hier gibt es eine aktualisierte Auswahl der Einsendungen:
Neben den gar nicht zu hoch zu lobenden Büchern „Columbusstraße“ von Tobi Dahmen und „Der verkehrte Himmel“ von Mikael Ross möchte ich noch „Das Tagebuch der Unruhe“ von Ersin Karabulut als weiteren Toptitel 2024 nennen. Karabulut erzählt darin von seinem persönlichen Werdegang als Karikaturist in Istanbul. Kurz bevor sich das Attentat auf Charlie Hebdo zum zehnten Mal jährt, ist die Graphic Novel ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass Karikaturisten in unterschiedlichsten Zusammenhängen in der Welt unter schwierigen Bedingungen arbeiten – und standhaft bleiben.
Andreas Löwer
Für mich der Comic des Jahres: „Fangirl Fantasy“ von Olivia Vieweg. Ein cooler, weiblicher Einblick in das Phänomen „Fandom“, der lustig, unterhaltsam und originell in Szene gesetzt wird. Unbedingt lesenswert!
Stefanie Theiß
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Ein Comic-Jahrgang mit Neuerscheinungen von Manu Larcenet („Die Straße“), Daniel Clowes („Monica“) und Craig Thompson („Gingsengwurzeln“), allesamt moderne Klassiker, da kann man nicht meckern – und ein großes Dankeschön an ihren deutschen Verlag Reprodukt schicken. Aber mein persönlicher Favorit 2024 ist Mikael Ross‘ „Der verkehrte Himmel“. Jeder seiner Comics ist über jeden Zweifel erhaben, grafisch innovativ und erzählerisch bestens ausgearbeitet. Wie er diesmal Manga-Anleihen macht, eine zugleich spannende und berührende Geschichte um drei Hauptpersonen und wunderbare Nebenfiguren erzählt und die Handlung in unserer Welt ganz realistisch verortet, ist hohe Kunst.
Thomas Kleinebrink
Für mich ist Maren Aminis „Ahmadjan und der Wiedehopf“ einer der am besten strukturierten, gezeichneten und kolorierten Comics des Jahres. Es ist die Geschichte ihres Vaters, der in den 1970er Jahren aus Afghanistan nach Deutschland ging, um hier als Künstler Fuß zu fassen.
Ebenfalls klasse sind „#Erstkontakt“ von Bruno Duhamel – eine angenehm schräge (und treffende) Satire über den Social Media-Irrsinn – und „Outline“, das Erstlingsalbum von Michèle Fischels. Eine federleicht hingetupfte, aber rundum coole Coming-of-Age-Story. Meine sonstigen Lieblinge des Jahres wurden bereits in anderen Beiträgen erwähnt.
Peter Hetzler
Für mich waren 2024 folgende Comics bemerkenswert:
Franz Suess: „Drei oder vier Bagatellen“. Neben dem Zeichenstil gefiel mir vor allem der Humor und die sehr subjektive Erzählweise, speziell in der Episode „Äpfel“.
Elizabeth Pich: „Fungirl“. Ist zwar schon ein paar Jahre früher erschienen, aber erst dieses Jahr auf Deutsch. Finde den Comic (und auch die nachfolgenden Comichefte) wirklich fantastisch. Der anarchische Humor ist einfach wunderbar.
„Onkel Dagobert und der Infinity-Taler“: Die Geschichte, die im November im Lustigen Taschenbuch 591 erschien, wurde kurz darauf (oder zeitgleich?) als großformatiges Heft (zumindest größer als das LTB) herausgegeben. Ich fand diese Art von Crossover sehr spannend: Kein Marvel-Entenhausen-Crossover im klassischen Sinne, aber eine Entenhausen-Geschichte im Stile von Marvel (Paralleluniversen). Mir hat vor allem gefallen, dass der Autor Jason Aaron sich anscheinend sehr in das Entenhausen-Universum eingedacht hat. Darüber hinaus waren die Panels wirklich sehr gut gezeichnet und wirklich anders als sonst die eher klassischen Entenhausengeschichten.
Erik Schiller
„Ginsengwurzeln“ von Craig Thompson. Eine komplexe autobiografische Familiengeschichte, wunderbar berührend erzählt, den Bogen schlagend zu aktuellen Themen wie Situation der Landwirtschaft, Globalisierung, Profite und Trump. Ein Wälzer von fast 450 Seiten.
Beate Kostka
Ich möchte Anke Feuchtenberger mit „Genossin Kuckuck“ nennen. Diese Graphic Novel hat mich umgehauen mit ihren surrealen Bildwelten und der unglaublichen Atmosphäre, die mich in diese Bilder- und Gedankenwelt reingezogen hat. Das ist mein Comic 2024, den ich wirklich allen ans Herz lege, die etwas über eine Kindheit und Jugend in der DDR erfahren und visuell begreifen möchten, wie Kindheitserfahrungen das Leben prägen.
Olaf Bruhn
Egal, ob man ihn schon länger auf dem Schirm hat oder durch die zurecht zugenommene Resonanz gerade erst auf ihn gestoßen ist, Sobottke und sein neustes Werk Comic „Terror 3000“ gehören auf die Eins. Alleine schon vom Handwerk her, ist es ein großes Vergnügen durch die genial kolorierten Seiten zu blättern. Wenn man sich dann noch auf den durchaus derben, aber in Anbetracht des derzeitigen Zustandes der Gesellschaft sowas von nachvollziehbaren Inhalt des Comics konzentriert, steigert dieser doch gleich die eigene Kampfbereitschaft gegen die Feinde der Demokratie. Und ganz ehrlich, wer hat nicht schon mal davon geträumt, wie die Protagonisten des Comics gegen die Nazis dieser Welt vorzugehen. Ein Comic für die Augen, den Spaß und die Überzeugung!
Michael S.
Meine Bestenliste:
„Der verkehrte Himmel“ + „Der Umfall“: Der Comicautor und Zeichner Mikael Ross ist meine persönliche literarische Entdeckung des Jahres. Alle seine Figuren wirken wie aus dem Leben gegriffen und haben ihre eigene Sprache. Ich werde alle seine Comics nachholen.
„Der letzte Tag des Howard Phillips Lovecraft“: Der berühmte Autor liegt im Sterben und wir, die Leser begleiten ihn während seiner letzten Stunden durch einen fiebrigen Morphiumrausch. Die beste Geschichte über das Sterben, die ich bis dato gelesen habe. Die mal surrealen, mal expressiven Bilder von Jakub Rebelka gehen mir nicht aus dem Kopf.
„Mein Freund Dahmer“: Ein Junge entwickelt immer stärkere Verhaltensstörungen- und kein Erwachsener unternimmt etwas. Jahre später wird aus dem Kleinstadtfreak der berüchtigte Massenmörder. Eine bedrückende, aber auch lohnenswerte Lektüre.
„Trese Bd. 1 – Mord am Balete Drive“: Wenn in Manila etwas Übernatürliches geschieht und die Polizei nicht weiterweiß, übernimmt Alexandra Trese die Ermittlungen. Eine interessante Mischung aus „Buffy – Im Bann der Dämonen“ und Noir-Detektivgeschichten, eingebettet in die philippinische Sagenwelt.
„Ginsengwurzeln“: Die Kulturgeschichte der Nutzpflanze Ginseng verbunden mit der Familienbiografie des Comicautors Craig Thompson. Besonders die Szenen mit dem altersmilde gewordenen Vater haben mich sehr berührt.
„Schlange und Speer Bd. 3 – Fünf Blumen“: Der Mysterythriller spielt ca. 50 Jahre, bevor Kolumbus Amerika „entdeckte“. Doch schon vor der Invasion durch die Spanier zieht ein Sturm über dem Reich der Azteken auf.
„Das Mietshaus“: Richtig gruseliger kosmischer Horror vom Dreamteam Jeff Lemire (Autor), Andrea Sorrentino (Zeichner) und Dave Stewart (Farben). Dave Stewart ist der beste Kolorist der Welt!!!
Eduard monostori Erreth
Ich habe bei den Comics in diesem Jahr ziemlich oft danebengegriffen (zum Beispiel bei „Spirou und die blaue Gorgone“). Für mich sind deshalb meine Comics des Jahres zwei Klassiker, die ich wiedergelesen habe: Barus „Autoroute du soleil“ und „Valerian und Veronique – Das Monster in der Metro“. Außerdem Trondheims Micky-Maus-Comic „Horrifikland“ – der Lieblingscomic meiner Tochter, den wir so oft zusammen gelesen haben.
Andreas Meier
Ich reihe mich ein in der Reihe der Lobpreisenden: „Columbusstraße“ von Tobi Dahmen – einfach nur ganz großes Kino!
Auch großartig: Craig Thompsons neues Werk „Ginsengwurzeln“.
Und da aller guten Dinge bekanntlich Drei sind: „Die Farbe der Dinge“ von Martin Panchaud ist mal etwas ganz anderes! Clevere Idee, toll umgesetzt. Klasse!
Arne Schulenberg
Ich schlage als Comic des Jahres „Fangirl Fantasy“ von Olivia Vieweg vor. Der Comic widmet sich mit viel Herz und Humor der oft marginalisierten weiblichen Fankultur – und der Frage danach, warum das Feuilleton sich so oft über Themen und Geschichten erhebt, die Mädchen und Frauen wirklich bewegen.
Sophie Oldenstein
Mein absolutes Highlight ist Eckhart Breitschuhs „Luba Wolfschwanz“ im Weissblech-Verlag. Damit legt Breitschuh viermal im Jahr einen Comic vor, der nicht mehr seien will als eine unterhaltende Fantasy-Geschichte. Eine Story über Rache. Mal blutig, mal schlüpfrig, immer etwas abseits der Spur, in einer mit skurrilen und phantasievollen Charakteren bevölkerten Welt. Teilweise erreichen die Landschaftszeichnungen eine Qualität, die fast heranreicht an die des Urvaters der semilustigen Historiencomics. „Luba Wolfschwanz“ ist mittlerweile zu einer festen Größe im unendlichen Weissblech-Trash-Kosmos gewordenen und wird mich – und uns – hoffentlich noch viele Jahre mitnehmen in die Welt von Avara.
Holger Schiffmann
Ich finde „Aufblasbare Eltern“ von Antonia Kühn eine großartige Neuerscheinung in diesem Jahr. Der Comic spricht vielschichtig über das Leben in einer Patchwork-Familie. Tiefgründig und gleichzeitig mit Humor kann man Nora, der Protagonistin, auf ihrem Weg durch den Alltag in Taten und Gedanken folgen. Auf diesem Weg kann man sich als Leser*in oft selbst wiederfinden. Dabei unterstützen die klug gewählten Geschichten und Metaphern die Erzählung. Ich kann z.B. dem Wunsch nach einem Außenborder für eine klare Richtung und Schub im Leben direkt zustimmen.
Julia Wolf
Mein Favorit ist „Die Straße“. Habe mit mir gerungen, ob ich mir den Comic kaufe, weil ich den Roman schon vor ein paar Jahren gelesen habe, bin aber froh, mich für den Kauf entschieden zu haben. Einfach genial umgesetzt.
Zum Ausgleich für die dunkle Thematik: „Lucky Luke – Letzte Runde für die Daltons“. Herrliche Gags.
Außer Konkurrenz, weil nicht auf Deutsch erschienen: „Babs“ von Garth Ennis und Jacen Burrows. Ebenfalls sehr witzig, wenn auch für Erwachsene. Eine Fantasy/Sword&Sorcery-Story mit einer weiblichen Heldin, der kein sexistischer Spruch gegenüber Männern zu schade ist. Mit Mork dem Ork, der über die „deep realms“ schwadroniert, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Mit einem sprechenden Schwert, das wegen Seekrankheit über die Reling gehalten werden muss, obwohl es gar keinen Mund hat (sprechen kann es trotzdem) und vielen anderen abgefahrenen Ideen.
Thomas Schneider
Ganz eindeutig „To Your Eternity“ von Yoshitoki Oima. Ich mochte bereits ihren ersten Manga „A Silent Voice“ sehr gern, aber TYE toppt ihn noch mal um Längen. Ich habe noch nie zuvor beim Lesen eines Manga-Bandes von der ersten bis zur letzten Seite durchgeheult – Band 12, in dem es zum Finale des ersten großen Showdowns kommt, hat genau das in mir ausgelöst.
Tim Bender
Ich werfe mit „George Lucas: Der lange Weg zu Star Wars“ einen Titel in die Runde, der – soweit ich sehen konnte – bislang noch nicht genannt wurde. Auf unterhaltsame Weise werden hier die Ursprünge eines großen Werks der Popkultur erzählt. Für Star-Wars-Fans gleichzeitig eine Gelegenheit, in Nostalgie zu schwelgen und auch die eine oder andere Anekdote zu lernen. Mir hat die Lektüre jedenfalls viel Spaß bereitet.
Aaron Waible
Das Jahr 2024 war wieder reich an interessanten Comic Erstveröffentlichungen und die Auswahl fällt schwer, wobei Band 102 von „Lucky Luke“ mit deutschen Bierbrauern im Wilden Westen wegen des großes Spaßes und Reinhard Kleists „Low“ wegen des perfekt eingefangenen West-Berlin Feelings eine besondere Erwähnung verdienen. Für mich steht im Jahresvergleich „Die Straße“ an dritter Stelle. Manu Larcenets Version des gleichnamigen Romans beeindruckt durch die düstere Stimmung und die gewohnt detailreichen Zeichnungen. Als zweiter Platz schließt „Am liebsten mag ich Monster“ nahtlos an den Vorgänger an und überzeugt mit originellen, vielschichtigen Story-Lines und einzigartigen Illustrationen im Schreibblockformat. Bester Comic 2024 ist für mich „Columbusstraße“, für den Tobi Dahmen über Jahre in alten Familienfotos und der Feldpost seiner Onkel recherchiert hat um ein höchst realistisches Bild der Zeit vor und während des Zweiten Weltkrieges zu zeichnen. Sehr interessant und trotz des ernsten Themas hoch unterhaltsam.
Martin Militsch
Meine besten Comics 2024:
Platz 1: „Eight Billion Genies“ von Charles Soule und Ryan Browne, auf Deutsch bei Panini. Mit der einfachen, aber dann mit unvorhersehbaren Folgen für die Welt verbundenen Frage: Was wünschst Du Dir?, …bietet dieser Comic genau das, was ihn von der Masse deutlich abhebt: Überraschungen, Neues, Unvorhergesehenes, bei gleichzeitig tollen Zeichnungen, guter Pace, und guter Aufteilung der Kapitel und der Frage, wie man sich selbst entscheiden würde, hatte ich den größten Lese-Spaß 2024 bei diesem Titel. Toll.
Eng gefolgt von Platz 2: „Digger“ von Ramar (Ralf Marczinczik) bei Kult Comics. Wer hätte das gedacht – Wow! So ein klasse Comic, zurecht auch preisgekrönt, über Freiheit und Gefängnis, Freundschaft und Ehrgeiz, mit einigen „Shawshank-Redemption“-Vibes, die ihn bei exzellenter graphischer Umsetzung zu einem der besten Comics 2024 machen. Bravo.
Hier mein Platz 3: Bisher nur in französischer Sprache erschienen: „Monsieur Apothéoz“ von Julien Frey und Dawid, bei Vents d’Ouest. Genial, welcher Verlag schnappt sich das in Deutschland? Mir gefällt die Leidens- und Freundschafts-, sowie Kriminalgeschichte genauso wie der aquarellige Zeichenstil, und ich kann es nicht erwarten, dieses Buch als deutsche Ausgabe in der Hand zu halten und erneut zu lesen. Schön.
Auch einen Manga möchte ich nennen: „Der Fluch des purpurnen Rauches“ von Racami bei altraverse, Band 1. Hoffentlich bekommen wir in 2025 den Band 2, ich möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Zeichnungen und mystisches World Building sind vorzüglich, und die eingesetzte Farbe im Manga verleiht der Story noch mehr Kraft.
Arne Schielzeth
Mein Lieblings-Comic: „Aufblasbare Eltern“ von Antonia Kühn. Er handelt von einer Patchworkfamilie, ist aber nicht nur für solche interessant. Liebevoll gezeichnet und einfühlsam erzählt ohne pädagogische Ansprüche. Auch als Mensch ohne Kinder macht es Spaß, die verschiedenen Situationen nachzufühlen. Ich mag auch, dass nicht alles erklärt und auserzählt wird, sondern es genug Platz für eigene Gedanken und Gefühle gibt. Mein Comic des Jahres 2024.
Marion Lustig
Ich lese sehr selten Comics und Graphic Novels, aber dieses Jahr haben mich gleich zwei begeistert.
„Stolz und Vorurteil“ aus dem Loewe-Verlag ist eigentlich für Kids ab 12 Jahren, aber auch jeder Erwachsene wird verzaubert sein.
Und mein Highlight ist „Liberty“ von Julian Voloj. Die Bilder von Jörg Hartmann sind fantastisch. Und ich liebe New York.
Thekla Kühn
Meine Comics des Jahres 2024:
– Barbara Yelin: „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“. Eigentlich schon Ende letzten Jahres erschienen, aber von mir ist im Januar entdeckt. Wirklich wunderbare Biografie einer Holocaust- Überlebenden aus einem sehr persönlichen Blickwinkel. Ich höre Emmie Arbel in den Bildern atmen. Ganz dicke Empfehlung.
– Die Neuausgabe von „Modesty Blaise“ bei Bocola. Die frühen Zeitungsstrips aus den 60ern habe ich schon als junger Teenager geschätzt, jetzt freue ich mich über diese hochwertige Ausgabe in einer ansprechenden Größe. Ob tatsächlich alle Modesty-Strips erscheinen werden, wird man sehen und ist auch sicherlich nicht unbedingt nötig. Die von Jim Holdaway gezeichneten Stories in den ersten sechs Bänden lesen sich aber immer noch erfreulich gut.
Bodo Haß
1 ) Tobi Dahmen: „Columbusstraße“. Eine deutsche Familiengeschichte, die so oder ähnlich eigentlich jede Familie erlebt hat. Und in Zeiten, in denen gerade dieser Teil deutscher Geschichte verklärt und relativiert wird, ein wichtiger Beitrag.
2) Beuriot und Richelle: „Zum Sterben schön“. Tolle Farben, großartige Charaktere und eine bis zum Schluss spannende Geschichte.
3) Ralf König: „Harter Psücharter“. Weil Konrad und Paul auch nach Jahren immer noch witzig sind.
4) Neyef: „Hoka Hey!“ Ein Western, wie ein man sich einen modernen Western wünscht. Ein neuer Blick auf die Geschichte des Westens, ohne auf die guten Zutaten aus der Vergangenheit zu verzichten. Und das ganze spannend bis zum Ende.
Kristian Holler
Für mich waren die besten und kreativsten Comics die von TRACHT MAN – Ausgabe 17, 18 und 19. Die Story ist mitreißend und taucht in die bayerische Welt kreativ und voller Energie ein. Es macht Spaß und riesige Freude zu lesen, welche Abenteuer der TRACHT MAN erlebt. Wer außergewöhnliche und einzigartige Superhelden und Superschurken im bayerischen Style erleben will, ist bei TRACHT MAN genau richtig. Herausgeber ist Chris Kloiber, Plem Plem Productions
Tom Angelhuber
Für mich kann es nur ein Comic auf den 1. Platz schaffen. „Fast alles mit Zementha“ von Schneckedertzchen. Trifft genau meinen Humor und ist hervorragend gezeichnet…
Dennis Mund
Der beste Comic des Jahres ist ganz klar „Columbusstraße“ vom großartigen Tobi Dahmen. Nach „Fahrradmod“, welches auf seine Weise schon sehr genial war, trifft Tobi mit den Zeichnungen und Berichten über seine Vorfahren, die die Nazizeit in Westdeutschland miterleben mussten, den Nerv der Zeit! Ich habe eine seine bewegenden Vorlesungen miterleben dürfen und war zu Tränen gerührt.
Jens Holger de Jonge
Als besten Comic 2024 möchte ich die Reihe „A House Divided“ von Haiko Hörnig und Marius Pawlitza nominieren. Hier wurde die gesamte Saga veröffentlicht und mit viel Liebe zur Story und zur Illustration ist sie der ideale Kandidat für diesen Wettbewerb!
Candice Uchdorf
Ich schlage zwei Titel für die Wahl zum Comic des Jahres 2024 vor:
1) „Das Regelwerk“ von Ines Korth. Es ist sehr liebevoll illustriert und setzt sich auf eine altersgerechte und unverkrampfte Art und Weise mit dem leider immer noch sehr tabubehafteten Thema Menstruation auseinander. In der Geschichte wird die Hauptperson unverhofft im Ferienlager zum ersten Mal von ihrer Periode überrascht und erhält Unterstützung von ihren Freunden. Dadurch geschieht die Wissensvermittlung auf Augenhöhe.
2) „Rocky Beach: Eine Interpretation“ von Hanna Wenzel und Christopher Tauber. Seit über 50 Jahren dürfen die Jugenddetektive die drei Fragezeichen nicht älter als circa 18 Jahre werden. Nach dieser langen Zeit wagt sich die Graphic Novel an das Experiment die drei Protagonisten als Erwachsene mit einer jeweils prägenden Lebensgeschichte an den Ort ihrer Jugend zurückzukehren, der nicht mehr idyllisch und beschaulich, sondern dunkel und korrupt geworden ist. Eine packende und mutige Kriminalgeschichte mit wunderschönen Illustrationen, an denen man sich nicht sattsehen kann.
Ann-Marie Lütgebüter
Für mich ist „Die Straße“ von Manu Larcenet der beste Comic dieses Jahres. Larcenet schafft mit seinen ausdruckstarken Zeichnungen eine schmerzhaft trostlose, stimmungsvolle Athmosphäre.
Bertolt Kuhn
Ich vote für „Aufblasbare Eltern“ von Antonia Kühn. Die komplexe und häufig wie selbstverständlich hingenommene Realität des Lebens in Patchwork-Konstellationen hat sie mit großer Beobachtungsgabe facettenreich in Text und Bild umgesetzt.
Sven Lütgen
Meine Best-Of-2024:
„Lucky Luke Hommage 06: Die Ungezähmten“. Blutch ist mit seiner Hommage einfach so dicht am Geist von Goscinny wie vor ihm kein anderer Autor der Hommage-Bände.
„Terror 3000“: Antifa ist Handarbeit! Ob Mondnazis oder Tiefseerassisten, Bela Sobottkes Helden machen sie alle eigenhändig platt.
„Salon-Journal – Vol. 2 (2024)“: Nachdem das zum 1. Pfälzer Comic-Salon erschienene Album den Icom-Sonderpreis 2024 abstauben konnte, ist das zweite Album noch mehr geworden: Mehr Seiten, mehr beteiligte Künstler, mehr Seiten pro Geschichte, mehr Geschichten… einfach mehr!
„Hammerharte Horrorschocker #72“: Seit 20 Jahren spinnt der Fährmann nun schon sein Garn, während er seinem Publikum die Geschichten derer erzählt, die er über den Styx bringt. Und als wäre eine seit 20 Jahren erscheinende Indie-Comic-Reihe noch nicht genug, stammen die hier erzählten Kurzgeschichten ausschließlich aus der Hand deutscher Künstler und erscheinen auch noch als Billigheftchen am Bahnhofskiosk, statt als großformatige Hardcover-Alben im Comicfachhandel. Comics for the Masses!
„Mosaik“ von Hannes Hegen #230: Richtig gelesen – es gibt ein neues Digedags-Heft! Ein unermüdlicher Verein von Koboldenthusiasten haben Autor Frank Nietsch und Zeichner Jan Suski dazu genötigt, allen Urheberrechtsstreitigkeiten zum Trotz der erfolgreichsten Comicserie Ostdeutschlands eine Fortsetzung zu spendieren. Und die ist nicht altbacken und retro, sondern strotzt nur so vor genialer Grafik und anarchischen Abenteuern. Nur erhältlich für Mitglieder des Mosapedia e.V.!
Falko Kutz (Disclaimer: Falko Kutz ist als Gastautor in Horrorschocker und dem Salon-Journal vertreten. Hier spricht er aber nicht als Künstler, sondern als Comicleser. Man produziert halt nur die Art von Comics, die man auch selber lesen will!)