„Solche Tage gibt es“: Der 1. FC Union will Bochum schnell abhaken
Nach Ausreden suchte er nicht, aber für Christopher Trimmel kam der Auftritt in Bochum nicht gänzlich überraschend. „Ich kritisiere keinen einzigen Spieler, weil es für mich schon vor Wochen zu erwarten war, dass es irgendwann mal ein Spiel gibt, wo wir einfach leer sind, wo wenig geht“, sagte der Kapitän des 1. FC Union nach dem 1:2 des Tabellenführers beim vorherigen Tabellenletzten.
Die Berliner Probleme in Bochum ausschließlich auf den engen Spielplan zurückzuführen, wäre jedoch zu einfach. Der souveräne Erfolg gegen Heidenheim im Pokal am Mittwoch hat vielleicht etwas darüber hinweggetäuscht, dass sich Union trotz der beeindruckenden Erfolge in dieser Hinrunde mit der Rolle des Spielgestalters schwer tut.
Doch es bleibt offensichtlich, dass die Berliner sich wohler fühlen, wenn sie aus einer kompakten Deckung Ballgewinne provozieren und dann schnell umschalten können. So wie die Bochumer vor dem 0:2. „Das war schon eine ähnliche Spielweise, wie wir sie auch praktizieren“, sagte Trainer Urs Fischer. „Wir hatten keine Antwort und dann muss man auch mal eine Niederlage akzeptieren.“
Der Auftritt am Sonntag offenbarte einige Parallelen zur Niederlage in Fürth vor fast einem Jahr. Damals unterlagen die Berliner überraschend dem noch sieglosen und spielerisch arg limitierten Schlusslicht. Nun geschah Ähnliches gegen kampfstarke Bochumer. „Solche Tage gibt es und die wird es in Zukunft noch geben“, sagte Trimmel.
Training, Video, regenerieren, Fußball, Fußball, Fußball.
Christopher Trimmel über die etwas einseitigen Abläufe in den vielen Englischen Wochen
Zeit, um sich lange zu ärgern, haben die Berliner jedoch nicht. Schon am Donnerstag steht das wegweisende Europa-League-Spiel gegen Sporting Braga (18.45 Uhr/RTL+) an. Vielleicht fehlte den Köpenickern zuletzt etwas der Ausgleich. „Training, Video, regenerieren, Fußball, Fußball, Fußball“, so beschrieb Trimmel die letzten Wochen mit Spielen knapp alle drei Tage.
Es geht womöglich weniger um die körperliche, als um die geistige Fitness. Unions Erfolg hängt zu großen Teilen mit der mentalen Stärke des Teams zusammen. „Ich hatte schon den Eindruck, dass wir körperlich anwesend waren“, sagte der Kapitän. „Es sind einfach manche Dinge, vielleicht auch der Kopf.“
Fischer bemängelte besonders das Spiel im letzten Drittel. Dort hätten Präzision, Bewegung und Kreativität gefehlt. Doch auch defensiv kamen die Berliner häufiger den berühmten Schritt zu spät.
Dazu ärgerte sich der Schweizer über eine Entscheidung von Schiedsrichter Deniz Aytekin. Der hatte ein heftiges Foul von Ivan Ordets an Janik Haberer nur mit einer Gelben Karte geahndet. Haberer musste verletzt ausgewechselt werden. „Ich hoffe natürlich, dass es nicht allzu schlimm ist. Wir haben vier Tage Zeit, um ihn bis Donnerstag wieder hinzubekommen“, sagte Fischer.
Das Spiel gegen die Portugiesen in Stadion An der Alten Försterei wird für die Berliner wegweisend. Schafft das Team den dritten Europa-League-Sieg in Serie, zieht Union in der Tabelle an Braga vorbei – und verschafft sich für das letzte Auswärtsspiel ohne eigene Fans bei Tabellenführer Saint-Gilloise in der Woche darauf eine gute Ausgangsposition für das Weiterkommen in der Europa League. Bislang ließen die Berliner in dieser Saison auf jede Niederlage einen Sieg folgen. In Braga verlor Union unglücklich mit 0:1. „Das wollen wir am Donnerstag zurechtrücken“, sagte Khedira. (dpa/Tsp)
Zur Startseite