Schwierige Bedingungen, ganz schlechte Leistung

Hagen Stamm, Präsident der Wasserfreunde Spandau 04, und sein Sohn Marko saßen am Mittwochabend nebeneinander am Beckenrand. Was sie im ersten Finalspiel bei Waspo Hannover erlebten, hat keinem der beiden gefallen. „Ich wäre am liebsten mit ins Wasser gegangen“, sagt Hagen Stamm. Deutschlands Wasserball-Legende ist jedoch inzwischen 60 Jahre alt.

„Marko ist neben mir immer kleiner geworden. Aber er konnte auch nicht helfen.“ Der Kapitän war wegen einer Schulterverletzung zum Zuschauen gezwungen.

Die Stamms sahen, wie die Wasserfreunde eine denkwürdige Niederlage kassierten. 6:12 hieß es am Ende. „So hoch haben wir noch nie gegen Waspo verloren“, sagt Hagen Stamm. Überhaupt verliert der 37-malige Deutsche Meister in der Bundesliga selten. Und schon gar nicht auf diese Art. Gegen den SV Cannstatt hat es mal in einem Finalspiel ein 5:12 gegeben – im Juni 2006.

„Wir haben nicht schlau gespielt, sondern blauäugig, mit vielen individuellen Fehlern“, ärgerte sich Stamm am Donnerstag. Hannovers Präsident Bernd Seidensticker sprach von einer „Sternstunde“. Die einen sehr schwach, die anderen herausragend, „dann bekommt sogar Spandau einen übergebraten“, sagt Seidensticker.

Bis ins dritte Viertel betrug der Abstand zwei Tore, danach gelang den Gästen nur ein weiterer Treffer.

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Weil die anderen Spielstätten nicht zur Verfügung stehen, wich Waspo ins Sportleistungszentrum aus, dies ist die Trainingshalle. „Für die Leistung darf es überhaupt keine Ausreden geben, aber in dieser Halle kannst du keine Finalspiele austragen“, kritisiert Stamm.

Aufgrund der geringen Wassertiefe von 1,80 Meter können sich die Spieler – auch wenn es das Regelwerk nicht vorsieht – vom Boden abstoßen. „Das ist nicht der Sinn des Wasserballs“, sagt Stamm. Zudem hat die Halle eine niedrige Decke, was hohe Pässe unmöglich macht.

„Letzte Saison haben wir in Hannover im Freibad schlecht ausgesehen. Da war es ein Fehler, vorher nicht draußen zu trainieren“, sagt Stamm: „Aber diese Bedingungen kannst du im Training nicht simulieren.“ Daher habe Hannover einen klaren Heimvorteil.

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Seidensticker kontert: „Das ist Blödsinn.“ Schließlich würden in der Halle viele Lehrgänge der Nationalmannschaft stattfinden und Hannover habe früher oft in der Halle gespielt.

Geringe Wassertiefe hin, niedrige Decke her – festzuhalten bleibt, dass der Auftritt der Wasserfreunde auch unter Berücksichtigung der personellen Probleme eines Finals nicht würdig war. Nun haben Play-offs aber den Vorteil, dass es Schlag auf Schlag geht. An sich ist nicht viel passiert. Gewinnen die Berliner im Modus „best of five“ ihre Heimspiele, sind sie Meister.

Die Frage ist, was vom Mittwoch hängenbleibt. „Wenn sich die Mannschaft so schnell aufgibt, kann die Serie fix zu Ende gehen“, sagt Stamm, der den Spielern vor den Partien in Berlin – am Samstag (16 Uhr) und Sonntag (14 Uhr) – ins Gewissen reden will: „Es muss ein Ruck durch das Team gehen.“

Große Bedeutung kommt dem Spiel am Samstag zu. Bei einer Niederlage droht dem Rekordmeister eine Parallele zur vorigen Saison, als Spiel eins und zwei verloren gingen und Waspo letztlich den Titel holte. Eins ist nach Stamms Ansicht mit Blick auf die Rahmenbedingungen in der Schwimmhalle Schöneberg klar: „Da sehen wir ein richtiges Wasserballspiel.“