Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin: Märchen mit Musik

Jetzt erklingt wieder, landauf, landab, „Hänsel und Gretel“ in den Opernhäusern. Dabei spielt Engelbert Humperdincks „Kinderstubenweihfestspiel“ gar nicht in der Adventszeit. Ganz im Gegensatz zu Maurice Maeterlincks Weihnachtsmärchen „Der blaue Vogel“, zu dem Humperdinck 1910 eine umfangreiche Bühnenmusik komponiert hat. Die untermalte damals Max Reinhardt Inszenierung am Deutschen Theater Berlin, wurde wegen Rechtsstreitigkeiten mit dem Maeterlinck-Herausgeber niemals gedruckt. Steffen Tast, Dirigent und Geiger beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, hat aus der Handschrift jetzt Orchesterstimmen hergestellt und das bezaubernde Opus mit dem RSB für das Label Capriccio eingespielt.

Gesucht wird der blaue Vogel

Eine grundschulkindergerechte Textfassung des Märchens steuerte Kika-Moderator Juri Tetzlaff bei – und sprach sie auch gleich selbst ein. Aus der symbolistischen Poesie des Originals wird eine aufregende Abenteuerstory, in zwei Geschwister dem Glück titelgebenden Vogel hinterherjagen und dabei ebenso einem sprechenden Brot wie dem Zuckerprinz und der Lichtkönigin begegnen.

Naiv-heiter ist der Märchenton, den Humperdinck anschlägt, mit Glockenspiel und süßer Solo-Violine, samtigen Streichen und Holzbläsern, die allerlei Tiere imitieren. Nur ganz selten fällt der lange Schatten seines Idols Richard Wagner auf die Partitur, die Musik funktioniert vielmehr wie ein Film-Soundtrack, als Atmosphäre-Verstärker. Unter Steffen Tasts Leitung leuchtet das RSB – auch dank herausragender Aufnahmetechnik – in prunkvollsten Klangfarben. Für Erwachsene, die Humperdincks Musik lieber pur genießen mögen, gibt es übrigens als Bonus eine 2.CD, die nur die sinfonische Fassung enthält. (F. H.)

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