Schade, aber richtig

In den seligen Neunzigerjahren lief im Vorabendprogramm der ARD eine Kuppelshow, die „Herzblatt“ hieß und von Rudi Carrell moderiert wurde. Die glücklichen Gewinner dieser Show durften ein gemeinsames Erlebniswochenende verbringen, und in der Sendung darauf wurde dann aufgelöst, ob es zwischen den beiden Turteltauben tatsächlich gefunkt hatte. „Nach ihrer Rückkehr haben wir sie getrennt voneinander befragt“, hieß es dann.

Wer in den vergangenen Monaten die Gelegenheit hatte, Fredi Bobic und Pal Dardai getrennt voneinander zum jeweils anderen zu befragen, dem war schon länger klar, dass dieses ungleiche Paar kein romantisches Wochenende mehr miteinander verbringen würde. Insofern kommt die Nachricht, die jetzt von der „Bild“-Zeitung publik gemacht wurde, nicht mehr allzu überraschend.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Hertha BSC und Dardai, der ewige Herthaner, lösen ihr Arbeitsverhältnis auf. Kurz nach der silbernen Hochzeit gehen beide Seiten nun getrennte Wege.

Das ist schade, weil die Geschichte des Ungarn Dardai mit und bei Hertha BSC eben eine der im Profifußball nur noch selten vorkommenden Romanzen war. Als Dardai im Winter 1997 nach Berlin kam, war er ja fast noch ein Kind. In den Jahren danach hat es durchaus Avancen von anderen gegeben, selbst der große FC Bayern hat Dardai schöne Augen gemacht, trotzdem ist er seiner Jugendliebe stets treu geblieben.

Von der Zweiten Liga in die Champions League

Pal Dardai ist mit Hertha in die Bundesliga aufgestiegen, gemeinsam schafften sie es in die Champions League, er wurde Rekordspieler des Klubs, dann Trainer in der Jugend, schließlich bei den Profis, rettete sie vor dem Abstieg, führte die Mannschaft in den Europapokal, ging in den Nachwuchs zurück, weil ihm Hertha wichtiger war als Geld und Ruhm, half in der Not abermals als Cheftrainer aus, schaffte erneut die Rettung – und musste dann zur Kenntnis nehmen, dass sein Partner sich längst nach anderen umschaute.

Fredi Bobic, seit genau einem Jahr als Geschäftsführer Sport im Amt, war nie restlos von Dardai überzeugt. Am liebsten hätte er schon im vergangenen Sommer einen anderen Cheftrainer installiert, aber dann haben es beide Seiten – eigentlich wider besseres Wissen – doch noch einmal miteinander versucht. Es hat nicht geklappt.

Insofern ist die Trennung nur logisch und richtig. Es funktioniert einfach nicht mehr. Offensichtlich sieht das auch Pal Dardai so, der allen Grund hätte, enttäuscht zu sein über den Umgang des Klubs mit ihm. Der womöglich darauf spekuliert hat, auch diesmal wieder eine Anstellung in Herthas Nachwuchsakademie zu finden. Selbst damit ist nun vorbei. Und das ist gut, für beide Seiten. Es ist ein sauberer Schnitt. On-off-Beziehungen helfen auf Dauer schließlich niemandem.