Vor dem Spiel gegen Union: Xabi Alonso hat bei Bayer Leverkusen noch keine Balance in der Mannschaft erreicht
Xabi Alonso, früherer Mittelfeldstar der spanischen Fußball-Nationalmannschaft, schlägt sich wacker als Trainer von Bayer 04 Leverkusen, der er seit einem Monat ist. Mit den Bayer-Profis kommuniziert der 40-Jährige auf Englisch, auf Pressekonferenzen spricht er in bester Pep-Guardiola-Manier holpriges, aber gut verständliches Deutsch. Aus Respekt vor dem Land, in dem er arbeitet.
Man sieht: Alonso hat als Coach zwar wenig Erfahrung, er nimmt auf allen Ebenen aber den Kampf an, den das schwierige Amt in Leverkusen mit sich bringt. Als Champions-League-Aspirant gestartet, befindet sich die Werkself, die nur neun Punkte in zwölf Bundesliga-Begegnungen einfuhr, in Abstiegsgefahr.
Am Sonntag (15.30 Uhr/Dazn) ist der 1. FC Union, das positive Überraschungsteam der Bundesligasaison, nun zu Gast in der BayArena, und Alonso hat keine andere Wahl, als drei Punkte von seinen Profis zu fordern: „Wir brauchen einen Sieg am Sonntag. Wir dürfen nicht zu viel an den Mai denken, was in dieser Woche passiert, kann sehr wichtig sein für die Zukunft“, sagte Alonso. „Wir haben die Verantwortung für den Verein, für die Fans, es besser zu machen.“ Im Mai endet bekanntlich die Bundesliga-Saison, vorher muss Leverkusen dringend beginnen, kontinuierlich Punkte zu sammeln, um den Absturz zu vermeiden.
Was in dieser Woche passiert, kann sehr wichtig sein für die Zukunft.
Xabi Alonso
Die Ausbeute Alonsos, der am 5. Oktober Nachfolger des Schweizers Gerardo Seoane wurde, ist allerdings nicht gut. Nach sieben Pflichtspielen in verschiedenen Wettbewerben stehen drei Niederlagen, drei Unentschieden und nur ein Sieg, ein 4:0 in seiner Antrittspartie gegen schwache Schalker, in der Bilanz des gebürtigen Basken. Die letzten drei Bundesliga-Partien vor der WM-Pause – nach dem Spiel gegen Union tritt Leverkusen in Köln und zu Hause gegen Stuttgart an – sind essenziell für den Verein. Denn sollten weitere Niederlagen folgen, würde Bayer 04 den Anschluss ans Tabellenmittelfeld verlieren.
In der vergangenen Woche gab es immerhin ein kleines Erfolgserlebnis für Alonso und sein Team. Durch ein 0:0 gegen den FC Brügge und ein günstiges Ergebnis im anderen Spiel sicherte sich Leverkusen Rang drei in der Champions-League-Gruppe B und darf in der Europa League weiterspielen. Allerdings war es auch die zweite Partie nacheinander, in der Bayer 04 ohne eigenen Torerfolg blieb.
Die Bayer-DNA hat gelitten
Offensichtlich ist, dass Alonso noch keine Balance in der Leverkusener Mannschaft erreicht hat. Zwar ist es ihm gelungen, das Abwehrspiel mit einem 3-4-3-System stabiler zu gestalten, jedoch hat die Bayer-DNA gelitten, denn es ging auf Kosten des schnellen und dynamischen Angriffsfußballs, für den Leverkusen berühmt geworden ist. Die Angreifer erspielten sich in den vergangenen Partien kaum Torchancen, gegen Brügge waren es lediglich drei. Vor dem Duell mit Union appellierte Alonso mit Pathos an sein Offensivpersonal: „Wir brauchen das Verlangen, Tore zu erzielen. Wir brauchen Tore, um Siege zu holen. Wir brauchen Intensität im letzten Drittel und mehr Spieler im Strafraum.“
Eine der Fragen, die durch den Verlauf der kommenden Wochen beantwortet werden wird, lautet: Kann Alonso seine Profis, die nicht im Abstiegskampf erprobt sind, wirklich erreichen? Ist ihnen der Ernst der Lage klar? „Bislang scheint noch nicht jeder die Dimensionen der Bayer-Krise begriffen zu haben“, kommentierte die „Bild“.
Wie auch immer es weitergeht: In der Pause wird der Trainer sein Team voraussichtlich nach seinen Wünschen verstärken können. Ein Kandidat auf der Einkaufsliste soll Nationalspieler Robin Gosens (28) sein, ein linker Außenverteidiger, zu dem Leverkusen schon im vergangenen Sommer Kontakt hatte. Auch für das defensive Mittelfeld soll ein Topspieler gesucht werden. Außerdem rechnet Bayer 04 nach der Pause mit der Rückkehr des 19-jährigen Florian Wirtz, der einen Kreuzbandriss auskuriert hat.
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