Nina Mittelham wird zur Dauersiegerin
Im Mannschaftshotel fand eine große Feier statt. „Wir haben kein Auge zugemacht“, erzählt Nina Mittelham. Ganz früh morgens, um halb fünf, wurden dann am Montag alle für den Rückflug abgeholt.
Gründe für die ausgiebigen Feierlichkeiten in Cluj-Napoca gab es wahrlich genug: Völlig überraschend hatten die Deutschen trotz vieler Absagen sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern die Titel bei den Team-Europameisterschaften geholt.
„Das Wunder von Cluj“ schrieb der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) auf seiner Webseite über den sensationellen Erfolg der Frauen. Diese hatten ohne die drei Olympiateilnehmerinnen Shan Xiaona, Han Ying und Petrissa Solja nicht zum engeren Favoritenkreis gezählt.
Mit einer Medaille geliebäugelt hatten sie zwar. Aber „dass es am Ende Gold geworden ist, ist für uns unbegreiflich“, sagt Nina Mittelham vom aktuellen Deutschen Meister TTC Eastside. Die 24-Jährige hatte in Rumänien überragende Leistungen gezeigt.
„Die Erwartung war die Gruppe zu gewinnen, damit das Viertelfinale zu erreichen und sich direkt für die WM im nächsten Jahr zu qualifizieren“, sagt Mittelham. Die Erwartung wurde erst locker erfüllt – und anschließend weit übertroffen. Gemeinsam mit Chantal Mantz, Sabine Winter und der erst 15 Jahre alten Annett Kaufmann erreichte Mittelham das Finale gegen die favorisierten Gastgeberinnen.
Auch dort war sie voll da und gewann nervenstark die Einzel gegen Bernadette Szöcs und Elizabeta Samara, jeweils in fünf Sätzen nach 1:2-Satzrückstand. „Im Endspiel war es ungemein wichtig, dass Nina ihr erstes Einzel gewonnen und damit Druck für die Rumäninnen aufgebaut hat“, sagte Bundestrainerin Tamara Boros. Am Ende hieß es 3:1 für Deutschland, den dritten Punkt hatte Sabine Winter mit ihrem ersten Sieg gegen Elizabeta Samara überhaupt beigesteuert. Der Titel zeige, „dass wir nicht nur drei Spitzenspielerinnen haben, sondern eine gute Masse dahinter“, bilanziert Nina Mittelham.
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Bei den Olympischen Spielen in Tokio im Sommer – als Deutschland durch die 1:3-Niederlage gegen Hongkong im Spiel um Platz drei die Bronzemedaille knapp verpasste – war sie nur als Ersatzspielerin mit dabei und blieb ohne Einsatz. „Nach der Nichtnominierung für Position drei war ich eine Zeit in einem Loch. Ich bin jetzt sehr glücklich, dass ich diese Phase überwunden habe und noch besser geworden bin“, sagt Mittelham.
Nina Mittelham wurde zum dritten Mal in Folge Deutsche Meisterin
Wie gut sie geworden ist, zeigen die Erfolge nach den Olympischen Spielen. Erst gewann sie Ende August fast ohne Vorbereitung zum dritten Mal in Folge die deutsche Meisterschaft im Einzel. Mitte September siegte sie in Griechenland beim Top-16-Turnier. Die Teilnahme war nur möglich, weil in der Weltrangliste besser eingestufte deutsche Spielerinnen nicht mitspielten.
Nun folgte die Goldmedaille im Team, mit Mittelham als Führungsspielerin. „Der Titel mit der Mannschaft war deutlich überraschender als der beim Top 16 und gemeinsam feiern macht auch mehr Spaß“, sagt Mittelham.
Überhaupt gab es in letzter Zeit für sie viel zu feiern – sieben Titel holte Mittelham in verschiedenen Wettbewerben seit vergangenem Dezember. Mal allein, mal zu zweit, mal im Team zu dritt und mal im Team zu viert. Vor den Erfolgen in den letzten Wochen stand das Triple mit dem TTC Eastside, wobei sie in allen Finals wichtige Punkte beisteuerte, und der Sieg im Mixed bei der EM im Juni mit Dang Qiu.
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Aber natürlich bleiben Ziele. Zum einen langfristige: „Bei den nächsten Olympischen Spielen in Paris möchte ich selber spielen und nicht als Nummer vier dabei sein.“ Zum anderen kurzfristige: „Ich möchte zeitnah erst die Top 30 und dann die Top 20 knacken“, sagt Mittelham mit Blick auf die Weltrangliste.
Momentan liegt sie auf Rang 33. Nach oben klettern kann sie mit guten Leistungen bei der Einzel-Weltmeisterschaft in Houston (USA) Ende November.
Doch erst einmal geht es jetzt in der Bundesliga weiter. Am Sonntag spielt Eastside zuhause gegen den Dauerrivalen DJK Kolbermoor (13 Uhr, Sporthalle am Anton-Saefkow-Platz). Bis in der Liga der Titel vergeben wird, vergehen noch einige Monate. Aber Favorit ist auf alle Fälle wieder der TTC Eastside mit Nina Mittelham.