Trotz Niederlage im Finale der Eishockey-WM: Der Vizeweltmeister kann die Zukunft gewinnen

Am Samstagabend waren das Schicksal von Oliver Kahn, der an den FC Bayern geschenkte Meistertitel und der gehemmte Auftritt von Borussia Dortmund die Themen, die die deutsche Sportszene beherrschten. Manch einer oder eine mag noch mitbekommen haben, dass zu später Stunde es eine andere sportliche Nachricht gab, die durchaus Beachtung verdiente: Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hatte sich in einem dramatischen Spiel ins Finale bei der Weltmeisterschaft vorgespielt.

Dass sie es dann gegen Kanada nach großem Kampf 2:5 verlor, war zwar am Ende bitter für das im Turnier starke Team. Aber aus dem Silber von Tampere könnte in Zukunft in einem WM-Turnier auch noch mal Gold werden, denn das deutsche Eishockey hat enorme Fortschritte gemacht.

Hätte die deutsche Hauptstadt am Samstagabend nicht Berlin, sondern Helsinki, Stockholm oder auch Bern geheißen, es wäre heftig etwas los gewesen nach dem Sieg im Halbfinale auf den Straßen. Und genauso wären am Sonntagabend die Straßen leergefegt gewesen während der Übertragung des WM-Finales der deutschen Mannschaft gegen Kanada.

Aber Deutschland ist nun mal ein einig Fußballland, was er an sich auch nicht schlimm ist, wenn man erfolgreich ist. Umso erstaunlicher ist es das nun im einer Sportart, die in anderen größeren Nationen Volkssport ist, eine so gute Rolle spielt. Eishockey ist die einzige große Mannschaftssport, in der ein deutsches Männerteam binnen der jüngsten fünf Jahre sowohl bei Olympia als auch bei einer WM im Finale stand.

Und die Finalteilnahme war keine Überraschung. Sondern sie war Kontinuität geschuldet und einer Mannschaft mit viel mehr Talent als früher. Seit dem Jahr 2018 hat Deutschland nur einmal das Viertelfinale bei einer WM verpasst. Und eben eben in jedem Jahr 2018 fast die olympische Goldmedaille geholt. In Südkorea fehlten im Finale gegen Russland nur wenige Sekunden zum Erfolg.

Bei den deutschen Spielern hat sich eine neue Mentalität entwickelt

Es ist System und Struktur, die den Deutschen ihren Erfolg beschert. Und nicht nur ein Team, das mal ein paar goldenen Jahre erlebt. Von der Mannschaft, die 2018 in Pyeongchang  noch auf dem Eis stand, waren am Sonntag im WM-Finale gerade mal noch viel Spieker dabei – Dominik Kahun, Jonas Müller. Moritz Müller und Marcel Noebels. Olympia 2018 war der Türöffner, eine neue Mentalität hatte sich bei den deutschen Eishockeyspielern entwickelt.

Die Deutschen sind inzwischen im Eishockey, soweit, dass sie anderen Teams, ihre Struktur und ihr Spiel aufzwingen, und weniger reagieren als agieren. Gegen die Deutschen spielt in jedem Fall keiner mehr gern.

Moritz Müller, schon 2017 im Team, hat einmal davon erzählt, wie gut die Stimmung in der deutschen Mannschaftskabine gewesen sei, als das Team im Jahr 2017 im WM-Viertelfinale gegen Kanada knapp verloren hatte. Dann sei Bundestrainer Marco Sturm in die Kabine gekommen und habe geschimpft. Es war wohl ein kleines Schlüsselerlebnis für viele seiner Spieler.

Denn seit 2018 geht es für deutsche Team nicht mehr um schöne Niederlagen. Sondern um Siege. Und die haben die Deutschen bei der WM in Finnland und Lettland hingelegt – auch wenn der eine große Sieg am Ende gefehlt hat: Dass die deutschen Spieler ziemlich schnell und enttäuscht in der Kabine verschwanden nach der Übergabe der Medaillen, zeigte einmal mehr, dass sie eben nur gewinnen wollen.