IOC-Präsident durch Klüngelei?: Wenn der Herr Bach zu Herrn Putin fliegt
Thomas Bach hat bei seiner Wahl zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) offenbar deutlich stärker von der Unterstützung Wladimir Putins profitiert als bislang bekannt. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ in ihrer Wochenendausgabe. Bach soll im Februar 2011 nach Moskau eingeflogen worden sein, um sich in einem Gespräch mit dem langjährigen russischen Staatschef und damaligen Ministerpräsidenten Putin der Unterstützung des Kreml für seine Kandidatur zu versichern, heißt es darin.
Im September 2013 wurde Bach als Nachfolger von Jacques Rogge zum IOC-Präsidenten gewählt. Thomas Bach und das IOC äußerten sich gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ bislang nicht konkret zu den Anschuldigungen. Die Details gehen demnach einer eidesstattlichen Erklärung hervor, die Alfons Hörmann, der ehemalige Präsident des Deutschen Skiverbands (DSV) und des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), gegenüber dem dtv-Verlag abgegeben hat.
In dem Münchner Verlag erscheint in der kommenden Woche das Buch „Putins Olygarch. Wie Thomas Bach und das IOC die Olympischen Spiele zerstören“, über das die Süddeutsche Zeitung vorab berichtet. Bach habe sich während der damals laufenden Alpinen Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen „für den Folgetag als abwesend abgemeldet und dabei mir gegenüber mit dem Hinweis auf absolute Vertraulichkeit geäußert, dass er auf Einladung von Wladimir Putin nach Moskau fliegen würde“, heißt es in Hörmanns eidesstattlicher Erklärung.
Herr Putin habe, so Herr Bach mir gegenüber weiter, ihm gesagt, dass er mit seiner Kandidatur als IOC-Präsident einverstanden sei und diese aktiv unterstützen werd
Alfons Hörmann, ehemaliger Präsident des Deutschen Skiverbands (DSV)
„Herr Bach hat damals explizit davon gesprochen, dass er hierfür mit einem Privatflieger nach Moskau eingeflogen und auch wieder ausgeflogen werde.“ Zurückgekehrt nach Garmisch, berichtet Hörmann weiter, habe ihm Bach dann gesagt, dass das Gespräch mit Putin in Moskau erfreulich und erfolgreich verlaufen sei. „Herr Putin habe, so Herr Bach mir gegenüber weiter, ihm gesagt, dass er mit seiner Kandidatur als IOC-Präsident einverstanden sei und diese aktiv unterstützen werde.“
Thomas Bach wurde viele Jahre lang für seine Nähe zum Kreml kritisiert. Inzwischen hat sich der 70-Jährige von Putin und der russischen Regierung distanziert. Bei den Olympischen Spielen in Paris in diesem Jahr dürfen russische Sportlerinnen und Sportler nur als neutrale Athleten an den Start gehen, russische Mannschaften sind nicht teilnahmeberechtigt. (Tsp)