Ein jüdischer Blick auf den Community Dyke*March: Lesbische Sichtbarkeit – aber nicht für alle
Der Dyke March … Viele erinnern sich bestimmt noch an den großen Eklat im vergangenen Jahr: Rote Dreiecke auf Flyern, umstrittene Begrifflichkeiten in Kommentaren, antisemitische Eskalation beim Soli-Abend, fragwürdige Statements des Orga-Teams und ein March, der von brüllenden cis Männern – darunter bekannte Islamisten – gekapert wurde und nur noch wenig mit lesbischer Sichtbarkeit zu tun hatte.
Nachdem dieses Orga-Team Ende Juni kurzfristig bekannt gegeben hat, dass es dieses Jahr keinen Dyke*March organisieren wird, hat sich ein neues Orga-Team gefunden: der „Community Dyke* March“.
Die Neuen bemühen sich sichtbar, die neue Demo intersektional und damit auch trans-inklusiv und barrierearm zu organisieren. Doch schnell wird klar, dass dieser Intersektionalitätsanspruch bei Lesben mit jüdischen Realitäten endet. Da gibt es fragwürdige Antworten des Orga-Teams auf Instagram-Kommentare und Kommentare, die von dem „satanischen Zionisten-Staat“ sprechen, werden stehengelassen.
Flagge der jüdischen Queers als „Bedrohung“
Und dann am Tag vor dem March ein Statement: Pride-Fahnen mit Davidstern seien nicht erwünscht. Dabei ist nicht die Rede von der israelischen Flagge in Pride-Farben, die das IGTO (staatliche israelische Tourismusbüro) nutzt, sondern von der Jewish-Pride-Flagge, die für die Sichtbarkeit jüdischer Queers steht.
Begründet wird diese antisemitische Entscheidung mit antisemitischen Narrativen: Der Stern würde von vielen als „Bedrohung“ und „Retraumatisierung“ empfunden.
Es gab Zeiten, da wurde unsere gesamte Existenz als bedrohlich empfunden und wir wurden gänzlich verboten. Ein jüdisches Symbol als „bedrohlich“ zu empfinden, ist die eigentliche Bedrohung und sollte in aktivistischen Kontexten für Besorgnis und nicht für Einverständnis sorgen!