Naomi Osaka kann sich den Presseboykott leisten
Die Tennisspielerin Naomi Osaka hat genug von der immergleichen Fragerei. Wie fühlst du dich nach dem Sieg? Was bedeutet der Erfolg für dich? Oder nach einer Niederlage: Woran hat es heute gelegen? Hattest du körperliche Probleme? Und so weiter und so fort. Die 23-Jährige will sich das nicht länger antun. Für die am Sonntag beginnenden French Open hat sie angekündigt, sich von den Pressekonferenzen fernzuhalten. Zu redundant seien die Fragerunden. Die Japanerin will in dem kräfteraubenden Turnier keine Energien mehr für die lästigen Pflichtaufgaben rund um den Sport aufbrauchen.
Was auf den Tennissport zutrifft, gilt sportartenübergreifend für die meisten Pressekonferenzen: Sie haben einen überschaubaren Erkenntnis- und Unterhaltungswert. Andere sagen: Sie sind meist stinklangweilig. Die wenigen Ausreißer nach oben können die vielen hohlphrasigen Medienrunden nicht ausgleichen. Bei den French Open nehmen derlei Pressetermine kein Ende. Vor und nach jedem Match sind Fragerunden vorgesehen. Es ist nachvollziehbar, dass Osaka und vermutlich viele andere Spielerinnen und Spieler keine Lust darauf haben.
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Und dennoch ist der angekündigte Presseboykott von Osaka unanständig. Die Weltranglistenzweite hätte im Vorfeld versuchen sollen, andere Spielerinnnen für ihr Anliegen zu gewinnen. Druck auf die Organisatoren wäre entstanden und eine reelle Chance, den Medienparcours für die Spielerinnen und Spieler erträglicher zu machen.
So aber treibt Osaka ein egoistisches Spiel und verschafft sich einen Vorteil, weil ihr im Gegensatz zu den anderen der Medienrummel erspart bleibt. Die üppige Strafe, die sie für ihre Aktion wohl bezahlen muss, ist für sie kein Grund, von dem Presseboykott wieder Abstand zu nehmen. Osaka zählt zu den vermögendsten Spielerinnen auf der Tour. Wer es ganz böse mit ihr meint, wird sagen: Osaka kann sich diese Haltung leisten, weil sie das nötige Geld hat.