Leon Gawanke, Lukas Reichel und Kai Wissmann: Ein Trio und der Traum von der NHL
In der Eissporthalle 2 des Sportforums Hohenschönhausen trainieren dieser Tage nicht nur die Eiskunstläufer, die hier beheimatet sind. Weil nebenan im Wellblechpalast das Eis noch abgetaut ist, jagen hier auch zahlreiche Profis der Eisbären und Spieler, die eines Tages den Sprung ins DEL-Team schaffen wollen, den Pucks hinterher. Darunter mischte sich zuletzt ein Trio, das sich berechtigte Hoffnungen machen darf, in der kommenden Saison in der NHL, der besten Eishockeyliga der Welt, aufzulaufen.
Leon Gawanke, 23, Kai Wissmann, 25, und Lukas Reichel, 20, eint, dass sie alle beim amtierenden Deutschen Meister ausgebildet wurden. Die Wege von Hohenschönhausen in die glamouröse Eishockey-Welt Nordamerikas verliefen sehr unterschiedlich und könnten sich in der kommenden Spielzeit kreuzen.
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Gawanke wurde vor fünf Jahren beim NHL-Draft von den Winnipeg Jets in der fünften Runde ausgewählt. Während es inzwischen fast schon die Regel ist, dass die Vereine aus Übersee deutsche Spieler auswählen, war die Aufregung 2017 hierzulande und speziell bei seinem Berliner Ausbildungsverein noch sehr groß. „Bei mir war das noch eine Besonderheit“, weiß der Verteidiger. „Die jüngste Entwicklung ist sehr positiv. Wir können uns auf die nächsten Jahre freuen.“
Der Nationalspieler hofft natürlich, dass das auch auf seine ganz persönliche Entwicklung zutrifft. Gawanke bestritt den einst gängigen Weg, um sich dem NHL-Traum zu nähern. Mit 17 Jahren ging er nach Nordamerika, spielte zunächst in einer Nachwuchsliga und seit 2019 in der AHL für Manitoba Moose, das Farmteam der Jets.
Gawanke war frustriert
Trotz überzeugender Auftritte und guter statistischer Werte blieb ihm ein Einsatz in der besten Liga der Welt bislang verwehrt, obwohl er so nah dran war wie nie zuvor. „Natürlich ist man frustriert, wenn man sieht, dass alle um einen herum diesen Schritt schaffen, nur man selber nicht – aus welchen Gründen auch immer“, sagt Gawanke. „Aber es spornt auch an.“
Dass Gawanke immerhin in der AHL schon gegen seinen Kumpel Lukas Reichel gespielt hat, liegt daran, dass auch der so hoch veranlagte Stürmer sich erst an die neue Umgebung gewöhnen musste. Beim Draft 2020 wählten die Chicago Blackhawks ihn bereits in der ersten Runde aus. Was die hohen Erwartungen offenbart. Bevor das Abenteuer Nordamerika 2021 so richtig begann, blieb Reichel zunächst in Berlin, wo er mit den Eisbären den Titel gewann.
Trotz dieser Entwicklung erlebte er dann keineswegs einen Traumstart jenseits des Atlantiks. „Anfangs war es schon schwer“, erinnert sich Reichel. Die kritischen Kommentatoren gingen teils hart ins Gericht mit dem damals 19–Jährigen.
Nachdem auch er beim Farmteam, den Rockford IceHogs, überzeugte und in 56 Partien 57 Scorerpunkte sammelte, ging der NHL-Traum Anfang Januar in Erfüllung. Gegen die Montreal Canadiens lief er zum ersten Mal für die Blackhawks auf; bereits elf Mal trug er nun schon das Trikot. „Irgendwann hat es einfach Klick gemacht und ich habe eine Reihe gefunden“, sagt Reichel, der allerdings in seiner kurzen Zeit gemerkt hat, „dass es dort noch viel mehr um Business geht als bei uns“. Es ist davon auszugehen, dass Reichel auf weitere Einsätze kommt.
Wissmann ist der Quereinsteiger
Kai Wissmann hingegen ist ein NHL-Quereinsteiger. Dank seiner starken Entwicklung, die von zwei Titeln und WM-Einsätzen mit der Nationalmannschaft gekrönt wurde, hat sich der Verteidiger einen Einjahres-Vertrag bei den Boston Bruins erspielt. „Ich hatte das Thema NHL schon noch im Hinterkopf, aber habe daran nicht so viele Gedanken verschwendet“, sagt er, „aber es zeigt, dass man nie aufhören sollte, an seine Träume zu glauben, egal, wie alt man ist.“
Dass die Erfüllung eines Lebenstraums eine Menge Plackerei mit sich bringt, nehmen die drei Ex-Berliner gerne in Kauf. „Ich werde noch härter arbeiten im Sommer, um dieses Ziel zu erreichen“, sagt Gawanke stellvertretend. Berlin ist genau der richtige Ort, um sich diesem anzunähern.